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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.09.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-09-03
- Erscheinungsdatum
- 03.09.1909
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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^ 204, 3. September 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 10003 Erwähnt sei hier noch das Deutschtum in New Orleans, dem Einfallshafen für den Süden, den Mississippi und Missouri. Ist auch die Stadt kein Hort des Deutschtums wie Milwaukee und andere Wisconsin-Städte oder wie die deutschen Gemeinden in Texas, so hat sich trotz des mangelnden Zuzugs aus der alten Heimat die deutsche Svrache in der alten Kreolenstadt stark erhalten. Wir finden an 25 000 Deutsch-Sprechende, und zwar meist in einer Mundart, die an den schwäbischen und rhein pfälzischen Dialekt anklingt. Der riesige Baumwollhandel New Orleans' liegt zum größten Teil in deutschen Händen, die Brau industrie ausschließlich, auch in der Verwaltung sind zahlreiche Deutsche beschäftigt. Der kleinere Teil der Deutsch-Amerikaner wohnt in den Städten. In der Hauptsache sitzen die Deutschen als Eigentümer von Farmen auf dem Lande; auch als Pächter findet man sie vielfach, denn der anglo-amerikanische Kaufmann legt sein Geld gern sicher in westlichen Farmen an und verpachtet diese mit Vorliebe an deutsche Bauern, deren Tüchtigkeit und Zuverlässigkeit er vertrauen kann. Der heimatliche Verleger, der für seine Erzeugnisse auf dem amerikanischen Markt Absatz sucht, wird unter den zahlreichen deutschen Buchhändlern leicht geeignete Leute finden. In den Handelszentralen der Union, New Pork, Philadelphia, Cincinnati, Chicago, San Francisco usw., giebt es einige Dutzend von Grossosortimentern, die größere Partien gangbar scheinender Werke fest kaufen und an ihre Kunden in der Provinz weiter liefern. Als Vertriebsmethoden mache man sich die Praxis amerikanischer Verleger zu eigen, die zwar für deutsche Verhält nisse mitunter sehr marktschreierisch aussehen mag, im allgemeinen aber doch auf recht gesunder Basis aufgebaut ist. Zu bedenken ist auch, daß eine Aufrechterhaltung des Ladenpreises, so wie man es in Deutschland gewohnt ist, in den Vereinigten Staaten ein Ding der Unmöglichkeit ist, da sich im Lande der ausgedehntesten Ge werbefreiheit die Zwischenhändler keine Vorschriften über die Ein haltung gewisser Verkaufsnormen machen lassen; gibt man doch den Käufern auf Werke, die mit 30—50 Prozent vom Verleger geliefert werden, bis zu 25 Prozent Extrarabatt; der Verkaufs preis ist also vogelfrei. Für die Propaganda steht dem heimischen Verleger außerdem eine bedeutende deutsch-amerikanische Presse zur Verfügung. Uber 600 deutsche Zeitungen und Zeitschriften erscheinen regelmäßig in den Vereinigten Staaten; allerdings befinden sich viele Blätter darunter, die keine Existenzberechtigung haben; in der Auswahl der Blätter muß man daher vorsichtig zu Werke gehen. Es seien hier nur die Zahlen der Zeitschriften in den wichtigsten deutschen Niederlassungsgebieten angegeben. Es erscheinen in: Ohio 81, Wisconsin 79, Illinois 68, Pennsylvanien 51, New Uork 48, Iowa 46, Indiana 24, Minnesota 20, New Jersey und Texas je 19 und in Kalifornien 18 deutsche periodische Blätter. In Mittelamerika befinden sich Deutsche in größerer An zahl nur in Mexiko; gegenwärtig dürfte sich ihre Zahl auf an nähernd 6000 belaufen, deren größter Teil in der Landeshaupt stadt seinen Wohnsitz hat. Zahlreiche große Firmen, Apotheker, Gasthäuser und andere Gewerbe sind im Besitz Deutscher, die sich in der einheimischen Bevölkerung eines guten Rufes erfreuen. Die Kolonie in Mexiko ist wohlhabend, und es herrscht auch ein reges geselliges Leben in ihr. Da in sämtlichen höheren Schulen des Staates das Deutsche neben Englisch als Unterrichtssprache ein geführt ist, so gewinnt auch unter der gebildeten einheimischen Bevölkerung die deutsche Sprache an Ansehen und Ausbreitung. Die »Deutsche Zeitung von Mexico« ist das Organ unserer dortigen Volksgenossen. In Süd-Amerika nimmt das Deutschtum eine ganz anders geartete Stellung ein als in den Vereinigten Staaten und Kanada, wo nahe Blutsverwandtschaft und Ähnlichkeit der Eigen schaften des Volkscharakters mit der herrschenden Nationalität es dem Deutschen erschwert, seine Sitten und Sprache rein zu bewahren. Anders im Süden; hier lebt der deutsche Ansiedler inmitten einer ihm in seinem Wesen fremden Nationalität, die kulturell unter ihm steht; es wird ihm leichter, sein Volkstum und seine Sprache gegenüber dem ihm fremden Romanentum dauer hafter zu bewahren. Deutsche Kolonisationen größeren Stils befinden sich in Süd- Chile, in Brasilien und Argentinien. Hier sind in klimatisch günstig gelegenen Provinzen große Kolonien von ausschließlich deutschem Gepräge vorhanden, und besonders Brasilien und Argentinien sind berufen, in der Zukunft für die deutsche Koloni sation noch eine große Rolle zu spielen. In Chile leben über 25000 Deutsche. Besonders im Süden ist der deutsche Einfluß mehr und mehr im Erstarken, in den Provinzen Valdivia und Llanquihue (gegenwärtig 7000 Deutsche). Valdivia (4000 Deutsche) die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, ist durch die Tatkraft und den Unternehmungsgeist deutscher Kolonisten eine blühende Industriestadt geworden, die auch ferner hin sich kräftig zu entwickeln bemüht ist. Viele Gerbereien, Brennereien, Licht- und Seifenfabriken und Ziegeleien in der Stadt und ihrer weiteren Umgebung sind ausnahmslos in Händen von Deutschen; ebenso das Kleingewerbe, Handel und Schiffahrt. Die Städte Osorno, Puerto Montt u. a. zeigen das Gepräge deutscher Kleinstädte. Zahlreiche blühende Ortschaften liegen hier zwischen dem 37. und 38. Grad südlicher Breite im deutschen Siedlungsgebiet. Die Eisenbahn durchquert das ehemalige Arau- kanerland bis Valdivia, Osorno und Puerto Montt und je weiter die Besiedelung des östlichen Teiles dieser chilenischen Provinzen fortschreitet, je mehr Zweigbahnen werden nach den neuen Ort schaften gebaut. Im Departement Llanquihue in der Nähe der Anden widmen sich unsere Volksgenossen der Viehzucht und Landwirtschaft, sowie der Bienenzucht; Wachs und Honig bilden bedeutende Export- Artikel. In den übrigen Teilen Chiles finden wir Deutsche meistens als Kaufleute; zahlreiche angesehene Firmen haben ihren Sitz in Santiago, Valparaiso und Concepcion; deutsche Apotheker und Gewerbetreibende sind stark vertreten; an den Schulen sind deutsche Lehrkräfte nicht selten. In der Landeshauptstadt Santiago leben 2000, in Valparaiso 3000 und in Concepcion 1000 Deutsche. Den Deutschen in Chile muß man zugestehen, daß sie es gut verstanden haben, die Treue zu ihrem neuen Heimatlande mit dem Festhalten an deutscher Sprache und Sitte zu vereinen. Gegenwärtig existieren drei Zeitungen für das Deutschtum: in Valparaiso die »Deutschen Nachrichten«, in Valdivia die »Val- divianer deutsche Zeitung« und in Temuco der »Grenzbote«. In Argentinien läßt sich die Zahl der Deutschen nicht genau feststellen, da die ansässigen Bewohner im Zensus als Argentinier aufgeführt werden; ihre Zahl dürfte mit 55000 eher zu niedrig als zu hoch angegeben sein. Wenn Argentinien in der Gegenwart als Weizenausfuhrland auf dem Weltmarkt eine führende Rolle spielt, so verdankt es dies nicht zum wenigsten der fleißigen Arbeit deutscher Landwirte, wie überhaupt die romanische Bevölkerung allein nie imstande gewesen wäre, die natürlichen Schätze des Landes, seine Frucht barkeit, die Schiffahrtsbedingungen, die reichen Metalllager zum Wohle des Staates auszunutzen. In der Hauptstadt Buenos Aires spielen die 20000 deutschen Einwohner besonders in industriellen Unternehmungen, als Kauf leute, Ingenieure und Gewerbetreibende eine wichtige Rolle; die Ausbeutung der Quebracho-Wälder, die Fabrikation von Fleischkonserven, Bier, Ol und Essig liegt vielfach in ihren Händen. Die deutschen Siedelungen sind auf ein verhältnismäßig kleines Gebiet, in den Provinzen Buenos Aires, Santa Fe, Entre Nios und Cordoba zusammengedrängt. Der deutsche Grundbesitz in diesen Provinzen repräsentiert ein Kapital von annähernd 260 Millionen Mark. In den Pampas der Provinzen Buenos Aires und Entre Rios finden wir viele Deutsch-Russen (ca. 20 000), Nachkommen süddeutscher Auswanderer, die im achtzehnten Jahrhundert nach dem Schwarzen Meer zogen und seit 1878 infolge der schlechten wirtschaftlichen Lage Rußland verließen, aber bis auf den heutigen Tag kerndeutsch geblieben sind. Da man auch in Argentinien geschlossene nationale Kolonien nicht gern sieht, so hat das Deutschtum Mühe, sich hier zu be haupten. Um so mehr ist die Aufgabe der Schule zur Erhaltung des deutschen Volkstums zu schätzen; in allen größeren Dörfern mit deutscher Bevölkerung findet man mindestens eine deutsche Schule. Auch von der Regierung wird das Deutschtum als wichtiger Faktor für die fortschrittliche Entwicklung des Landes anerkannt; in den Fachlehranstalten wird als einzige lebende Fremdsprache 1300*
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