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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.09.1909
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- 1909-09-04
- Erscheinungsdatum
- 04.09.1909
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- Deutsch
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^ 205, 4 September 1909 Nichtamtlicher Teil. Kulturleben des Jnselreiches ist allgemein bekannt; ihr entsprechend ist der Bedarf an deutscher Literatur sehr beträchtlich. Hiermit sind die Hauptstätten deutscher Siedelungen in Asien erschöpft, und wir wenden uns nun zu dem für uns wichtigeren Afrika, wo über 70000 Deutsche ihre neue Heimat gefunden haben. An erster Stelle steht hier als deutsches Siedelungsgebiet Britisch-Südafrika. Wir zählen in der Kapkolonie 17 000, in Transvaal 12 000 und in Natal 3000 Deutsche. In gewisser Hinsicht läßt sich die Stellung des süd-afrikani schen Deutschtums mit dem in den Vereinigten Staaten vergleichen Wurzeln die Deutschen in ihren politischen Anschauungen auch hier bereits in ihrer neuen Heimat, so ist doch das Bestreben vor handen, deutsche Kultur zu behaupten und weiter auszubauen. Insbesondere die deutsche Schule hat sich in Südafrika als starkes Bollwerk des Deutschtums erwiesen. Während die deutschen Einwanderer der ersten Epoche, im 18. Jahrhundert, ihr Volkstum vollständig verloren haben, sind die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ansässig gewordenen Kolonisten dem Deutschtum bis auf geringe Ausnahmen erhalten geblieben. Allerdings hat sich das deutsche Element erst in den Jahren des Burenkrieges näher zusammengefunden. Bis dahin ohne Ansiedler und die zahlreichen zuströmenden neuen Reichsdeutschen, die im Laufe der Jahre als Kaufleute und Handwerker nach Süd- Afrika kamen, fremd gegenüber. Verständigerweise haben die Deutschen es vermieden, sich in eine anti-englische Stellung drängen zu lassen; sie haben eingesehen, daß sie neben Holländern und Engländern gleich wertig berufen sind, eine dritte selbständige Rasse in Süd-Afrika zu bilden, ohne im Engländertum oder Holländertum aufgehen zu müssen. In King Williams-Town und den umliegenden Dörfern Berlin, Frankfurt, Hannover, Braunschweig und Potsdam leben mehr als 5000 Deutsche in blühenden Siedelungen; deutsche Kirchen und Schulen, deutsche Sitten und Sprache sind wohl gepflegt und treu bewahrt. In Kapstadt (3600) und in Bloemfontein leben ebenfalls zahl reiche Deutsche; die stärkste Kolonie ist jedoch Johannesburg mit über 10 000 Landsleuten. Hier ist der Deutsche Klub der gesell schaftliche Sammelpunkt der Stadt. Zwei deutsche Zeitungen, in Kapstadt und Johannesburg, sind die Stützen des südafrikanischen Deutschtums. Ägypten, das seit zwei Jahrzehnten einen kolossalen wirt schaftlichen Aufschwung genommen hat, hat in den letzten Jahren starken Zufluß deutschen Elements erhalten, und bei den günstigen Chancen, die sich dem Vorwärtsstrebenden hier bieten, ist es er klärlich, daß die Zahl der Deutschen, die sich ihren Platz an den Fleischtöpfen Ägyptens sichern wollen, auch fernerhin im Zu nehmen begriffen ist; gegenwärtig zählt die deutsche Kolonie 15 000 Köpfe; vor allem sind es Alexandrien (7000) und Kairo (4000), wo zahlreiche deutsche Kaufleute, Handwerker und auch eine Reihe deutscher Arzte und Ingenieure sich niedergelassen haben. In unseren afrikanischen Kolonien finden wir Deutsche in größerer Anzahl nur in Süd west- und Ost-Afrika; dort sind es zirka 4000, hier zirka 1500 (ohne Garnisonen). Die Tropenkolonien Togo und Kamerun weisen nur eine geringe Anzahl Deutscher auf, insgesamt wenig über 1000. An Zeitungen seien genannt: die Deutsch-Südwest-Afrikanische Zeitung und die Windhuker Nachrichten; in Ostafrika erscheinen ebenfalls zwei Zeitungen. Das Zuströmen deutscher Ansiedler nach Südwestafrika erhöht die Bedeutung dieser Kolonie als Absatzquelle für deutsche Lite ratur- und Kunstwerke, wie ein Blick in die Statistik zeigt, von Tag zu Tag. An der Besiedelung Australiens ist das Deutschtum sehr stark beteiligt; Hauptsitze der Deutschen sind Queensland (40000), Süd- Australien (30 000), dann Neusüdwales (10 000) und Victoria (15 000); die gesamte deutsche Bevölkerung dieses Erdteils wird gegenwärtig 110 000 betragen. Der weitaus größte Teil der Kolonisten setzt sich aus Bauern zusammen; in den Städten finden wir Deutsche als Handwerker und Gewerbetreibende (Bäcker, Fleischer, Schuh macher, Uhrmacher, Optiker), vielfach auch als wohlsituierte Arbeiter; der deutsche Kaufmann ist wenig vertreten, ebensowenig Ingenieure und Ärzte, öfter dagegen Pfarrer und Lehrer. Wenngleich infolge des Burenkrieges und der Samoawirren den Deutschen seitens der Engländer noch immer Mißtrauen ent gegengebracht wird und diese Haltung auch in der Presse Unterstützung findet, so wird doch seitens der Regierung die deutsche Bevölkerung als ruhigstes und wertvollstes Element der Kolonien anerkannt. Durchweg in ihrer beruflichen Tätigkeit auf gehend, bereiten sie der Regierung niemals Schwierigkeiten. Ihre Beteiligung am öffentlichen und politischen Leben ist stärker als etwa in Brasilien, jedoch noch nicht so bedeutend und ausschlag gebend wie in den Vereinigten Staaten. Sehr häufig kommt es vor, daß durch die Heirat mit Eng länderinnen die zweite Generation ihr Deutschtum verliert. Trotz dem fehlt es den deutschen Kolonien in den großen Städten nicht am Bewußtsein ihres Volkstums, und auch bei der länd lichen Bevölkerung erscheint die Erhaltung deutscher Sprache und Sitte gesichert. Schützen-, Turn- und Gesangvereine finden sich überall, wo Deutsche auch nur in geringer Anzahl wohnen. Wie in den Vereinigten Staaten, so ist auch in Australien die deutsche Sprache stark mit englischen Brocken vermischt. In Brisbane, der Hauptstadt Queenslands, finden wir die Deutschen als Handwerker, Krämer und Lohnarbeiter in Wirt- schaftlich günstigen Verhältnissen lebend. In der Umgegend be treiben zahlreiche deutsche Farmer Zuckerrohrkultur und lohnenden Mais- und Weizenbau. Toowoomba, westlich von Brisbane, ist ebenfalls von mehr als 1000 Deutschen bewohnt. Zwei Wochenschriften, die Nordaustralische Zeitung und der Oueensländer Herold, haben sich um die Erhaltung des Deutsch tums in diesem Staate ein bedeutendes Verdienst erworben. In Adelaide, der Hauptstadt Süd-Australiens, und in den Tälern nördlich der Stadt leben mehr als 30 000 Deutsche; wir finden hier über 75 Orte, darunter viele mit gut deutschem Namen, wie Hahndorf, Lobethal, Grünthal u. a.; besiedelt wurden sie meist von Bauern aus dem Rheingau, der Pfalz, Württem berg und Baden. In der Hauptstadt selbst tritt das Deutschtum nach außen stark hervor und genießt großes gesellschaftliches Ansehen. In der Kolonie Victoria konzentriert sich das Deutsche im Wimmern - Distrikt und in Melbourne ist jedoch hier eher im Abnehmen begriffen. Die früher rein deutschen Vorstädte Coburg und Heidelberg haben ihren Charakter vollständig verloren. Meist sind es Handwerker und Arbeiter, die sich hier niedergelassen haben; aber auch Drucker, Lehrer, Ärzte und Kaufleute sind in stattlicher Anzahl vorhanden. Sydney, als Hauptstadt von Neu-Süd-Wales, ist der Mittel punkt des Deutschtums in dieser Kolonie. Die berufliche Zu sammensetzung ist die gleiche wie in den obengenannten austra lischen Städten; die Zahl der Deutschen beläuft sich auf über 4000. ungefähr 2000 Deutsche zerstreut. Die deutsche Presse in Australien ist gut redigiert und stark verbreitet. Außer den schon oben genannten Zeitschriften er scheinen noch in Adelaide »Die Australische Zeitung« und in Sydney »Die Deutsch-Australische Post«. Zu erwähnen sind noch die Inseln Neu-Seeland, auf deneu ungefähr 12 000 Deutsche sich niedergelassen haben. Es sind fast durchweg naturalisierte Neuseeländer, da sie andernfalls weder politische Rechte ausüben, noch Grundbesitz erwerben dürfen. Auch hier sitzen die Deutschen in der Hauptsache zusammen gedrängt an den Küstenlandschaften der Cookstraße. Auf der Südinsel ist es die Stadt Nelson mit den Dörfern Neudorf, Ranzau, Ober- und Unter-Sorau, die rein deutsches Gepräge zeigen, auf der Nordinsel Wanganui mit den Plätzen Norsewood, Marion und Weitotava. Der Wohlstand dieser deutschen Bauern ist kräftig ent wickelt; leider sind die vielfachen Heiraten mit Engländerinnen und Schottinnen die Ursache, daß die Kinder dem Deutschtum fremd werden und so schon die zweite Generation für unser Volkstum verloren geht. Die wenigen Deutschen auf Samoa uud unseren Südsee- Jnseln brauchen an dieser Stelle keine Erwähnung zu finden. 1307*
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