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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.09.1909
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- 1909-09-06
- Erscheinungsdatum
- 06.09.1909
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10106 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 206, 6. September 1909 Vertreter der Bildhauerkunst, Michelangelo und Sansovino, nach^Nom^ berufen. Michelangelos Aufgabe sollte es sein, das Grabmal des Papstes ; noch zu dessen Lebzeiten zu errichten. Vielleicht gaben die kolossalen! Dimensionen, die der Gedanke im Geiste des Künstlers annahm, den ^ Anstoß dazu, den Plan des Umbaus der Peterskirche ganz zu erneuern, und gewaltig auszudehnen.^Damals trat der Architekt Bramante in! den Vordergrund, und er gewann den Papst für seine großartigen! Entwürfe. Im Sommer 1605 wurde der Neubau nach diesen beschlossen und am 18. April 1506 der Grundstein gelegt. Der neue Dom sollte an Ausdehnung und Pracht alle Kirchen des ganzen Erdkreises übertreffen. Dies sagt Julius II. ausdrücklich in seiner Bulle vom 19. Februar 1513. Ist nun St. Peter mit feiner etwa 15 000 im Grundfläche wirklich bei weitem die größte Kirche oer Beiträge aufgebracht werden, ein Punkt, der weiter unten noch be rührt werden wird. Wie für den Petersdom, so hatte Bramante für den Neubau des vatikanischen Palastes einen genialen Plan geliefert. Diesem Entwurf gehört auch der berühmte Damasushof an, nach dem sich die Loggien den drei gewölbten Zimmer und eines anschließenden größeren, saal artigen Raumes hatte der Papst im Herbst 1508") in Angriff nehmen lassen, und dort malte Raffael neben seinem ehemaligen Lehrer Peru- gino, neben Soddoma u. a. Seine Leistungen stellten die der andern aber bald so in den Schatten, daß ihm die ganze Arbeit übertragen wurde. »Die vier Räume sind unter dem Namen der »Stanzen Raffaels« haltreichsten und berühmtesten Stanze »ckeUa seZnatura«, des Arbeits und Geschäftszimmers des Papstes, vollendet. Im gleichen Jahre waren auch die Deckengemälde Michelangelos für die ganze Mittel Während Raffael an der zweiten, der sogenannten Stanze »ck'LIio ckoro« arbeitete, starb der Papst, am 20. Februar 1613. Sein Tod unterbrach die Arbeit an dem Fresko der Begegnung Attilas mit Papst Leo dem Großen; in der Skizze erscheint der Papst noch mit den Zügen Julius' II., das Fresko dagegen zeigt schon Leo X., seinen Nachfolger — »Leo, aus dem Hause der Mediceer, der als Beschützer und Förderer der Künste, als hochgesinnter und freigebiger Freund der Künstler den Überlieferungen seines Hauses alle Ehre gemacht hat. Auf Raffael insbesondere hat er alle Gunst gehäuft, die er zu vergeben hattet«) Der an dem Namen Medic haftende Ruhmesglanz, die verschwende rische Freigebigkeit, mit der Leo Dichter und Gelehrte bedachte, hat es mit sich gebracht, daß Leo X. seinen weit bedeutenderen Vorgänger der ganzen italienischen Renaissance gegolten hat. Jedenfalls war aber LeoX. der letzteMäzen ans dem Thron der Päpste, wie Nikolaus V. (1447—1455) der erste?) Unter den Künsten begünstigte der Mediceerpapst ganz besonders die Malerei und unter den Malern wiederum Raffael. Für diesen beginnt mit der Regierung Leos X. eine neue Epoche seiner Künstler laufbahn. Je schwieriger es war — wie der Papst aus seiner Kardinals zeit wußte —, mit dem eigenwilligen Michelangelo zu verkehren, desto mehr bedachte Leo den jungen, ebenso liebenswürdigen wie genialen Urbinaten, der die verschiedensten Aufgaben auf sich nahm und in erstaunlicher Weise löste. Die zweite Stanze wurde im Jahre 1514 vollendet. »Als Raum dekoration mag die erste Stanze höher stehen, im Heliodorzimmer aber hat Raffael die Muster monumentaler Erzählung für alle Zeiten ge liefert.« (Wölfflin, S. 101.) Die Ausmalung der dritten Stanze »ckoll 'inoonckio« war im Sommer 1514 bereits begonnen. Im folgenden Jahre sandte Raffael die jetzt in Wien befindlichen Nötelzeichnungen zu zwei Figuren der Schlacht o) Am 8. Mai dieses Jahres hatte Michelangelo die Malerei an der Decke der Sixtinischen Kapelle begonnen. -) Raffael, Hrsg. v. Nosenberg, S. XXVI u. XXX. ") Vollendet war sie am 31. De^ mber 1512. v) Vgl. Pastor IV, 1, S. 553 sf. bei Ostia an Dürer nach Nürnberg, um diesem durch ein Erzeugnis seiner Hand seine Achtung zu erweisen. '°) Sonderbar berührt es uns, daß in dem Bilde der Krönung Karls des Großen zum römischen Kaiser dieser in der Gestalt Franz I. von Frankreich verkörpert erscheint. Nach der gewöhnlichen Angabe soll es ! sich um eine Anspielung auf die päpstliche Begünstigung von Frank reichs Streben nach der höchsten weltlichen Würde während des Wahl kampfs im Jahre 1619 handeln. Auch wenn diese Deutung nicht halt bar sein sollte"), wenn Franz als der Schirmvogt der Kirche erschien, eine merkwürdige Illustration zur Zeitgeschichte, zumal wenn man als Parallele Maximilians Plan, Papst zu werden^) — während einer schweren Erkrankung Julius II. im Sommer 1511 —, daneben stellt. Erst im Sommer 1517 kam die Ausmalung der dritten Stanze zum Abschluß. Die Ausführung hatte Raffael fast ganz seinen Schülern überlassen müssen, da die auf ihm ruhende^Arbeitslast sich inzwischen zu sehr vermehrt hatte. Im Jahre 1514 war er zum Baumeister von St. Peter ernannt worden, und neue Pläne des Domes machten ihm in den ersten Jahren viel zu schaffen. Die vierte Stanze endlich, der jetzige »Konstantin - Saal« war bei Raffaels Tod noch nicht begonnen, die Malerei rührt also ganz von seinen Schülern her, doch der großartige Entwurf der Konstantinschlacht ist vermutlich auf den Meister selbst zurückzuführen. Gleichzeitig mit den Gemälden der dritten Stanze entwarf Raffael auf Wunsch des Papstes eine Reihe für die Sixtinische Kapelle be stimmter Wandteppiche, zehn Darstellungen aus der Geschichte der Apostel Petrus und Paulus. Um Weihnachten 1516 waren die Ent würfe vollendet und im Laufe des Jahres 1519 trafen die in Brüssel gewebten Stücke im Vatikan ein. Ihre strahlende Herrlichkeit erregte allgemeine Bewunderung. Die Prachtstücke haben mannigfache Schick sale erlebt, zweimal wurden sie aus Nom geraubt, zweimal zurück- der Kartons erhalten, vor langer Zeit von Brüssel nach London gelangt. Sie geben den vollen Eindruck dessen, was Raffael gewollt hat. Die Kartons sind die Parthenonskulpturen der neueren Kunst genannt worden. An Ruhm und weitgreifender Wirkung übertreffen sie jeden falls die großen vatikanischen Fresken ... »Sie waren die Schatzkammer, aus der man die Ausdrucksformen der menschlichen Gemütsbewegungen holte... Das Abendland hat sich stellenweise die Gebärden des Er staunens, Erschreckens, die Verzerrungen des Schmerzes und das Bild der Hoheit und Würde gar nicht anders vorstellen können.« (Wölfflin, S. 107 f.) »Der Einfluß der Teppiche auf die spätere Kunst ist ein Pastor (IV 1, S. 513). An die Teppiche reihen sich als drittes der bedeutenden Werke, durch die Leo X. seinen Palast schmücken ließ, »die Loggien«. Im östlichen Flügel des zweiten Stockwerks, als Zugang zu den Stanzen, den Prunkgemächern des Papstes, wünschte dieser eine glanzvolle Aus schmückung der Arkaden, die ebenfalls Raffael übertragen wurde, und Der Schmuck der Wände, Pfeiler und die Deckengemälde entstanden in den Jahren 1515 bis 1619 nach den Plänen des Meisters. »Die dreizehn flachen Kuppelgewölbe erhielten je vier kleine Bilder, achtund vierzig aus dem Alten und vier aus dem Neuen Testamente. Die »Bibel Raffaels« mit ihren wenigen Figuren, den auf das einfachste beschränkten Ausdrucksmitteln an Gebärden und Kostüm und den herrlichen Landschaftsgründen ist in dieser abkürzenden Redaktion der alttestamentlichen Geschichten ein jedem Zeitalter verständliches Muster geworden« (Philippi, S. 225). Um dieselbe Zeit hatte es Raffael übernommen, in dem Land hause des reichen Bankherrn Chigi (der »Farnesina«) die nach dem Garten offene Halle mit einem reizenden Freskenschmuck zu versehen: es sind die Bilder aus dem Leben von Amor und Psyche nach einem Märchen des Apulejus und andern antiken Quellen. Für eben diesen Besteller hatte er schon im Jahre 1514 im gleichen Bau die »Galatea« gemalt, für ihn dann auch die schönen Sibyllen in S. Maria della Pace, die zum Vergleiche mit Michelangelos Gestalten reizen. Raffaels sechsjährige Tätigkeit als Architektlvon St? Peter war gehemmt durch die Schwierigkeiten, die sich der Beschaffung der r ) In Raffaels Kreuztragung (in Madrid) ist die Hauptgruppe Dürers kleiner Passion entlehnt. «) Pastor IV, 1, S. 497. ") Pastor III, S. 685 sf.
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