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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.09.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-09-15
- Erscheinungsdatum
- 15.09.1909
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- Deutsch
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nicht die Anschauung des grünen Tisches als maßgeblich angesehen werden; sondern der Richter muß sich in die Seele des Durchschnittskonsumenten versetzen, der für das geschäftliche Unternehmen, für die betreffende Druck schrift in Betracht kommt. (Kommentar S. 411 Nr. 6.) Stellt sich der Richter auf diesen Standpunkt, so wird er nicht einen Augenblick im Zweifel sein, daß zwischen »Struw welpeter- einerseits und den oben angeführten Bezeichnungen eine Berwechslungsfähigkeit vorhanden ist. Damit erledigt sich die erste Frage. Nicht so einfach ist die Beantwortung der zweiten. Bildet die Benutzung der von einem Dichter geschaffenen Ge stalten zugleich die Benutzung einer besonderen Bezeichnung einer Druckschrift, so ist selbstverständlich 8 16 anzuwenden, denn in diesem Falle ist das bezüglich der besonderen Be zeichnung bestehende Recht verletzt, und es braucht auf die Frage nicht eingegangen zu werden, wie man sich gegen die Aneignung des an einer freigeschaffenen Figur bestehenden Rechts schützt. Wer, um bei obigem Beispiel zu bleiben, in einem Buch mit dem Titel »Struwwelpeter in den Alpen- die Figur des Struwwelpeter auf einer Reise in die Alpen darstellt, hat die Unterlassungs- und Schadenersatzansprüche aus Z 16 verwirkt, ganz gleichgültig, ob er ein eigenartiges und sogar originelles Schriftstück geschaffen hat oder nicht; denn er hat in das Recht au der besonderen Bezeichnung des Hoffmannschen Struwwelpeter eingegriffen. Wie aber dann, wenn er seinem Buch einen Titel gibt, welcher des Wortes -Struwwelpeter» entbehrt, in der Darstellung aber nicht nur die Struwwelpetergestalt verwertet, sondern auch die dargestellte Figur als Struwwelpeter bezeichnet? Die An wendbarkeit des Z IK würde dann zweifellos zu verneinen sein, wohl aber würde eine auf der Höhe ihrer Aufgabe und chres Verständnisses stehende Rechtsauslegung unter Um ständen auf Grund des H 1 Schutz gewähren. Ich sage ausdrücklich -unter Umständen», denn man kann selbst verständlich nicht soweit gehen, zu sagen, daß die Ver wertung der von einem Dichter geschaffenen Figur schlecht hin und bedingungslos unerlaubt ist. Sie ist es nur dann, wenn die Voraussetzungen des 8 1 des Wetlbewerbsgesetzes vorliegen, wenn also die Verwertung in sittenwidriger Weise erfolgt. Es läßt sich immer nur von Fall zu Fall beurteilen, ob der Begriff der Sittenwidrigkeit ausgelöst wird, und dies gilt auch von den hier in Betracht kommenden Handlungen; -Eine übermäßig vornehme oder edle Gesinnung kann in dem Wettbewerb nicht verlangt werden; wer eine günstige Gelegenheit zur Erreichung eines Vorteils, sei es auch auf Kosten des Konkurrenten, wahrnimmt, handelt keineswegs immer sehr vornehm, er handelt sogar egoistisch; aber dieser Egoismus ist erlaubt und begründet mit Nichten die An nahme des sittenwidrigen Charakters» (Kommentar S. 45). Gerade bei deni Gedankendiebstahl und Plagiat wird dies zu beachten sein. Es ist unschön, Melodien aus Wagners Opern zu entnehmen und diese in einem eigenen Opus zu verwerten; dies ist so unschön, daß der Sprachgebrauch ganz zutreffend von einem Melodiendiebstahl spricht; gleichwohl läßt sich 8 1 des Wettbewerb-Gesetzes nicht auf diesen Fall des Gedanken- diebstahls anwenden. Die Verwertung von dichterischen Ge stalten zu Zwecken des Wettbewerbs ist aber unter Um ständen hiervon wesentlich verschieden, es ist durchaus keine Überspannung, wenn darin unter besondern Umständen ein unter 8 1 fallender Tatbestand erblickt wird. Allzu häufig werden freilich die Umstände des Einzel falles nicht derart beschaffen sein, daß diese Unterstellung gerechtfertigt erscheint. Indessen braucht hieraus nicht ge folgert zu werdin, Laß der unlautern Verwertung dichterischer Gestalten Tür ind Tor geöffnet wäre. Wer zum Zwecke Börsenblatt für -M Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. des Wettbewerbs eine dichterische Gestalt, die den wesentlichen Inhalt eines Schriftwerks bildet, verwerten will, muß wohl oder übel zumeist sich auch der Bezeichnung bedienen, die das betreffende Schriftwerk führt; dann ist er aber nach 8 16 zu fassen. Der -Struwwelpeter in den Alpen» oder »im Luftschiff» wird nur dann dem wirklichen Struwwelpeter Konkurrenz bereiten, wenn er die Bezeichnung »Struwwel peter» führt. Was der Buchhändler von den modernen Reproduktionsverfahren wissen mutz. Von Alfred Wendler. (Vergl. 1908 Nr. 280; 1909 Nr. 5, 9, 27, 28, 39, 46, 50,201, 207 d. Bl.) (Schluß.) Besondere Verfahren. In diesem letzten Abschnitt meiner Ausführungen will ich einige neuere Techniken, das Bromsilber- und Handkolorierverfahren, be handeln. a. Das Bromsilberverfahren. Dieses Verfahren wird nur von einigen Firmen angewandt, aus dem einfachen Grunde, weil die Herstellung als Geheimnis behandelt wird. Größtenteils wird es praktisch für die Ansichts kartenindustrie verwertet. Und was für die Industrie gut ist, das wird wohl auch für die Ausstattung der Bücher nicht schlecht sein, um so weniger, als Bromsilberdrucke eine geradezu wunderbare Weichheit in den Tonabstufungen aufweisen. Sie stehen höher als Autotypien, ja höher als der Lichtdruck, da ein störendes Raster oder Korn darauf nicht zu sehen ist. Dieses Verfahren, ist sozusagen Photographiedruck auf der Schnellpresse. Dasselbe kann man in gewissem Sinne ja auch von der Autotypie und vom Lichtdruck sagen; aber hier liegt die Sache doch etwas anders. Wie eine Autotypie und wie ein Lichtdruck entsteht, das haben wir bereits kennen gelernt. Durch die Übertragung der Photographie auf Zink, Kupfer oder Glas erhalten wir hier Druckplatten. Wenn wir eine Photographie Herstellen, so machen wir auf irgend einem Apparat eine Aufnahme. Die Aufnahme wird auf eine licht empfindliche Platte gemacht. Diese Platte wird in der Dunkel kammer entwickelt, gewaschen und fixiert. Nach dem Fixieren wird sie gewaschen, getrocknet, und nach dem Trocknen machen wir uns durch Belicktung eine Kopie. Diese Kopie legen wir ins Tonbad und wässern sie dann aus. Wir erhalten so das Bild. Wer photographiert, wird diesen Weg kennen, und wer nicht photographiert, dem wird der Weg, den heute ein photographisches Bild von der Aufnahme bis zur Kopie durchmacht, auch nicht ganz fremd sein. Wer die Photographie aber praktisch aus übt, der wird wissen, daß ein gutes Bild unendlich viel Geduld erfordert und übrigens auch viel Geld. Nun, diese Photo graphie spielt bei den mechanischen Reproduktionsverfahren die Hauptrolle, eine kleine Unvorsichtigkeit, ein Zwischenfall unvorher gesehener Art — und die Arbeit war vergebens. Und die Her stellung der Bromsilberdrucke beruht nur auf diesem photo graphischen Problem Denken wir uns einen Arbeitsraum, der vollständig vom Tageslicht abgeschlossen ist; dieser Raum wird notdürftig mit rotem Licht erleuchtet. Hier werden die Brom- siiberdrucke hergestellt, und zwar auf einer Schnellpresse, wie ich schon sagte. Diese Maschine besteht aus vier Teilen. In diesen vier Teilen werden die Bilder kopiert, gewaschen, fixiert und ent wickelt und gleichzeitig gedruckt. Zur Verwendung kommen endlose Rollenpapiere, wie man sie auf der Rotationsmaschine ver arbeitet, nur daß dieses hier mit einer lichtempfindlichen Schicht auf der Drucksläche präpariert ist. Der Vorgang vollzieht sich, indem die Negativplatte in einen Kopierrahmen gespannt wird. Über diese Platte läuft das endlose Rollenpapier. Ist das Papier über der Platte, so wird es durch elektrisches Licht kopiert. Nach dem Kopierprozeß läuft das Papier durch verschiedene Bäder und kommt gründlich ausgewässert aus der Maschine heraus, um mechanisch in den Trockenraum übergeleitet zu werden. Nach dem Trocknen sind die Bilder fertig. Will man die Bilder aber glänzend haben, so werden sie in noch feuchtem 1369
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