Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 10819 Leipzig „Die Silbeme Glocke" führt uns zum Teil wieder in die Heimat des Autors, nach dem sonnigen Wien, das er mit solcher Liebe und solchem Verständnis schon wiederholt als Hintergrund seiner Psycho logisch feinen Erzählungen gezeichnet hat, zum Teil nach Berlin, das er mit starken Linien zu treffen weiß und irr kraftvollen Bildern als Stadt des Lebens und der Arbeit feiert. Träger der Handlung sind zwei Frauen, Mutter und Tochter, in deren wandlungsreiches, ergreifendes Geschick eine Fülle charakte ristischer Gestalten verflochten ist. Das gleiche Martyrium lastet aus beiden: eine freudlose Ehe; aber während die zartere Mutter in passivem Mutterheroismus dieser schweren Bürde erliegt, ringt sich die Tochter, das „Sopherl", tapfer zu innerer und äußerer Freiheit durch. Sie folgt dem Ton der „Silbernen Glocke", die, leiser oder machtvoll tönend, jeder Menschen- seele erklingt. Denn diese lockende, mahnende Glocke ist nichts anderes als der Ruf zum Glück. — Die subtile Stimmungs malerei, die bis ins kleinste gehende Beherrschung des Milieus, die Innigkeit des Stils und nicht zum mindesten der warm herzige Humor werden diesem meisterhaft geschriebenen Romane, der tief zu Herzen spricht, einen unbegrenzten Kreis von Ver ehrern gewinnen.