Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.09.1909

Fremde zu Hause, plauderte von alten Zeiten und bekam eine dicke, fette Barbestellung, die deutlich verriet: es liegt nicht allein am Publikum, wenn der Sortimenter etwas absetzt. Uber dieses Thema mag ein zweiter Brief am Schluß der Reise handeln. Denn bis dahin hoffe ich noch einiges zu be obachten. Kleine Mitteilungen. * Eröffnung der neuen Schack-Galerie in München. — Am 18. d. M. erfolgte in München durch den Prinzregenten von Bayern in Gegenwart des Deutschen Kaisers und hoher fürstlicher Personen, des diplomatischen Korps, des päpstlichen Nuntius, des Erzbischofs von München, zahlreicher Reichsräte, Staatsräte, Professoren und Künstler die feierliche Eröffnung der Schack- Galerie in deren unmittelbar an die preußische Gesandtschaft angeschlossenen prächtigem Neubau. Die Feier fand in dem prunk vollen Lenbachsaal der Galerie statt. Seine Majestät der Deutsche Kaiser hielt, an Seine König liche Hoheit den Prinzregenten sich wendend, folgende Ansprache: »Wollen Eure Königliche Hoheit mir huldvollst gestatten, Sie in den neuen Räumen der Schackschen Galerie willkommen zn heißen. Der alte Gedonsche Bau ist allmählich dem Zahn der Zeit erlegen, und die schöne Sammlung des Grafen Schack hat in neue Räume übergeführt werden müssen. In harmo nischer Umgebung und in günstiger Beleuchtung wird sie sich nunmehr dem Besucher zeigen können. Möge der Münchener, dem sie ans Herz gewachsen ist, und der Fremde, der in den Mauern der gastlichen Kunststadt weilt, Freude und Er hebung beim Studium der Galerie empfinden. Die Samm lung sei aber zugleich dem Besucher ein Maßstab für die Beurteilung der jetzigen Kunst. Sie zeigt, daß der Künstler die schöne Aufgabe hat, nicht nur die Vor kommnisse des alltäglichen Lebens in zum Teil drastischer, bringen, sondern vielmehr unter dem Einfluß der Ästhetik mit reinem Sinn, in vornehmer Auffassung, die Flamme des Ideals in der Brust, seine Zeitgenossen aus der Misere des alltäglichen Lebens emporzuheben und das Schönheitsgefühl des Volkes zu pflegen und zu stärken. — Ich danke Eurer Königlichen Hoheit für Ihr Erscheinen am heutigen Tage und bitte Eure Königliche Hoheit nunmehr, die Galerie für eröffnet zu erklären.« Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent erwiderte: »Eure Majestät bitte ich, meinen tiefgefühlten Dank ent gegenzunehmen für die Beweise gnädiger Gesinnung, mit denen Eure Majestät Bayerns Hauptstadt wiederholt bedacht haben. Der hochherzigen Entschließung, die kostbare Gemäldesammlung des Grafen Schack in München zu belassen, haben Eure Majestät einen weiteren Akt kaiserlicher Munisizenz hinzugefügt. Nach den Anordnungen Eurer Majestät ist der Sammlung ein neues Heim erstanden, dessen Räume wir soeben mit Bewunderung betreten und das die Kunstschätze der Schack-Galerie in bisher ungekannter Schönheit zur Geltung bringt. Eure Majestät sind aber auch noch persönlich nach den Anstrengungen des Manövers hierher geeilt, um die neue Galerie der Öffentlichkeit zu übergeben. Indem ich mit Freuden der gütigen Aufforderung Eurer Majestät Nachkomme, erkläre ich die Schack-Galerie hiermit für eröffnet und fasse meinen und der Münchener Dank zu sammen in den Ruf: Seine Majestät der Deutsche Kaiser und König von Preußen lebe hoch!« Die Versammlung stimmte in den Ruf ein, worauf der Kaiser zu einem dreimaligen Hurra auf den Prinz-Regenten auf forderte, und nochmals durchbrausten die Rufe die kunstgeweihten Räume. Der Kaiser geleitete sodann den Prinz-Regenten und die übrigen fürstlichen Gäste durch die Säle, deren prächtige Gestaltung ungeteilte Bewunderung fand. * Postscheckkonten. (Vgl. Nr. 04, 98, 99, 102, 104, 108, 109, 110, 116, 121, 126, 206, 210 d. Bl.) — Weiter gemeldetes Postscheckkonto: Firma: Postscheckamt: Konto-Nr.: Jüdischer Verlag, G. m. b. H. Köln 6846 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang. * Sammlung zur Geschichte Frankreichs. — Die National- bibliothek in Paris hat, wie die Nationalzeitung (Berlin) mit teilt, dieser Tage eine interessante Sammlung von Bildern, Blättern, Flugschriften, Maueranschlägen, Karrikaturen u. a. zum Geschenk erhalten, die die geschichtlich bemerkenswerten Ereignisse der Geschichte Frankreichs, beginnend mit der Hochzeit Ludwigs XVI. und Marie Antoinettes und endigend mit der Niederwerfung des Kommuneaufstands im Jahre 1871, in beredten Zeugen dieser be» wegten Zeit lebendig vor Augen führen. * Neue Bücher, Kataloge usw. für Buchhändler. 1. 8t. 6oar in krankkurb aM. 1909. 8°. 20 8. 159 Nro. unck kackierun^sn ckes Illustrators L. Ick. Lilien im Xuust- salon Lollsr Ln Wien I, 8ept6mbsr 1909. 12". 12 8. mit Nalota in Wien I. 8°. 32 8. 502 Nrn. loAus No. 4 ok Obarles Bleuel L Oo., ^.ntiiuarian Lookseilers, 147, 8baktesbur^ Avenue, London WO. 8°. 24 p. 698 nrs. Lureau ok ^.meriean Lopublios (Lirsotor dobn Larrstt) 1909. Wasbinxton, D.O., Nr. 2 laolrson Lalaee. 8". 11 p. Libliotbelr seltener und wertvoller Werter Weltliteratur, l'beater tober bei älax Perl in Lerbn ^W.^ 6r.°8°. 177 8. m. I^akel Koproduktionen. 1422 Nrn. Dieser Katalog zeichnet sich durch eine Menge literarischer Seltenheiten aus. Fast bei jedem der klassischen Autoren finden wir die bei Sammlern in hohem Ansehen stehende Bezeichnung »Erste Ausgabe« mehrfach beigedruckt. Gleich im Anfang des Katalogs sind zwei verschiedenartige Zeit schriften in vollständigen Exemplaren aufgeführt, wie sie so bald nicht wieder auf den Markt kommen werden: erstens die für die Geschichte der romantischen Schule wichtige Zeitschrift »Tröst Einsamkeit, herausgegeben von Ludwig Achim von Arnim«, und dann ein komplettes Exemplar der acht Jahr gänge des in London 1886—1893 erschienenen anarchistisch kommunistischen Organs »Die Autonomie«. Der Katalog sagt nicht zu viel, wenn er dieser Nummer die Bedeutung eines Unikums von hervorragend historischer Wichtigkeit zu spricht. Die Berolinensien zählen 33 Nummern, darunter viele interessante und wertvolle. Von Wilhelm Busch sind 13 Erstausgaben zum Verkauf gestellt. Von Gerhart Haupt mann finden sich neben dem seltenen »Promethidenlos« sämt liche Dramen in Erstdrucken. Heinrich Heine ist mit über 20 Nummern vertreten und noch reichhaltiger Lessing. Her vorzuheben ist weiter ein in vier Ganzkalblederbände ge bundenes Exemplar von Laborde, Choix de chansons. Paris 1773, ein sehr kostbares illustriertes Buch des 18. Jahrhunderts. Je mehr sich der Antiquar und der Bücherliebhaber in die Lektüre des Katalogs vertiefen werden, desto mehr wird ihr Interesse an dieser Auktion wachsen. Fast jedes Sammel gebiet kann hier Bereicherung erfahren. Auf die zum Teil aus dem Nachlasse der Dichterin Annette von Droste-Hüls- hoff stammenden Autographen von Fürsten, Dichtern, Staats männern und Gelehrten sei noch besonders hingewiesen; Dichterin selbst. PersonalnachrichLen. * Gestorben: am 21. September nach kurzer Krankheit im Alter von 78 Jahren der Verlagsbuchhändler, Zeitungsverleger und Buchdruckereibesitzer Herr Kommerzienrat Hermann Krumbhaar in Liegnitz, ältester Mitinhaber der ange sehenen dortigen Verlagshandlung und Buchdruckerei H. Krumbhaar. 1426