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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.09.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-09-22
- Erscheinungsdatum
- 22.09.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19090922
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1909
- Monat1909-09
- Tag1909-09-22
- Monat1909-09
- Jahr1909
- Titel
- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.09.1909
- Autor
- No.
- [14] - 10920
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10920 Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. ^ 220, 22. September 1909. LouiS Prang -s-. (Vgl. Nr. 168 d. Bl.) — Am 15. Juni d.J. starb in Los Angeles der hervorragende deutsch-amerikanische Kunstverleger und Volkserzieher Louis Prang. Am 12. März 1824 in Breslau geboren, erreichte er das hohe Alter von 86 Jahren und bewahrte sich bis zu seinem Tode das lebhafte und vielseitige Interesse am Leben, das ihn stets ausgezeichnet hatte. Lollis Prang gehörte zu der Schar der Achtundvierziger, die durch die politischen Verhältnisse gezwungen wurden, auf fremdem Boden heimisch zu werden. Wenigen seiner Mitkämpfer ist dieses Schicksal so zum Segen geworden wie ihm, dem es die Wege zu einer im schönsten Sinne des Wortes segensreichen Lebenstätigkeit öffnete. Als er, sechsundzwanzigjührig, in New Uork landete, mußte er bald erfahren, daß die in der Breslauer Kattun fabrik seines Vaters erworbenen Kenntnisse sich dort nicht zum Erwerb des Lebensunterhalts eigneten. Die in der deutschen Berufsarbeit gesammelten zeichnerischen und farbentechnischen Erfahrungen erleichterten ihm indessen den Anfang: er war, seiner Neigung folgend, jahrelang in den graphischen Künsten als Zeichner, als Graveur und Holzschneider tätig. Im Jahre 1856 gründete er mit einem Betriebskapital von 250 Dollars in Boston die Firma Prang L Meyer, Lithographische Anstalt, die er im Jahre 1860 ganz für eigene Rechnung übernahm und als L. Prang L Co. zu einer Firma von Weltruf machte. Als im Jahre 1861 der Bürgerkrieg ausbrach und die Aufträge fast ganz aufhörten, druckte Prang am gleichen Tage, an dem die Beschießung Fort Sumter's eröffnet wurde, eine lithographische Karte des Hafens von Charleston. Am nächsten Morgen füllten Zeitungsverkäufer die Straßen, und die Nachfrage konnte kaum befriedigt werden. Andere Karten des Kriegsschauplatzes folgten, ebenso Bilder des Kriegslebens und der Generale. Sie wurden in Millionen von Exemplaren verbreitet und machten den Namen der Firma überall im Lande belannt. In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts kenn- zeichnete schmucklose Nüchternheit das amerikanische Leben. Die Wände der Wohnungen waren kahl und einförmig weiß. Der farbenfrohe Prang war sich längst klar darüber, welche Richtung seine Tätigkeit nehmen mußte. Es war seit Beginn seiner litho graphischen Tätigkeit sein Lieblingsgedanke gewesen, farbige und künstlerisch befriedigende Wiedergaben berühmter Ölgemälde und Aquarelle auf dem Wege der Lithographie herzustellen. Da der finanzielle Erfolg der Kriegsjahre ihm jetzt die Durch führung dieses Planes ermöglichte, so reiste er im Jahre 1864 nach Europa, um die Arbeitsweise der europäischen Litho graphen zu studieren und zugleich einen Stab tüchtiger Mit arbeiter zu werben. Wie zu erwarten war, wurde Prang zum Erwecker des schlummernden Farbensinns der Amerikaner. Schon das zweite seiner Bilder, eine Wiedergabe von Taits »Chickens«, hatte durchschlagenden Erfolg. Die Bilder erschienen nun in rascher Folge und erregten bald die Bewunderung der Kunstfreunde aller Länder. Es wurden keine Kosten gescheut, um das Beste zu leisten, was lithographische Reproduktion zu leisten vermochte. Auch in Europa war der Absatz ein ganz bedeutender, und Herr Prang Pflegte wohl in dieser Verbindung zu erzählen, wie ihm während eines Aufenthalts in Prag von einem dortigen Kunsthändler seine Bilder als Wunder des Farbendrucks gezeigt wurden Seit dem Jahre 1874 befaßte Prang sich auch mit der Her stellung von Weihnachts-Glückwunschkarten, mußte jedoch für diese zunächst in England einen Markt suchen, da das amerikanische Publikum sich anfangs ablehnend verhielt. Indessen befreundete man sich bald mit dem Gedanken des Glückwunsch.Austausches bei Gelegenheit des Weihnachtsfestes, und die Sitte wurde bald volkstümlich. Sie ist es heute mehr als je. Durch internationale Preisausschreibungen, in denen 100 Dollars bis 2000 Dollars für einzelne Entwürfe ausgesetzt wurden, veranlaßte Prang hervor ragende Künstler aller Länder zum Mitbewerb, so daß diese Karten als wahre Meisterstücke lithographischer Kleinkunst noch heute oft genannt werden. Als seine lithographische Meisterarbeit, die zugleich seine letzte war, bezeichnete Prang die im Jahre 1898 erschienenen Repro duktionen der Sammlung orientalischer Keramik des Herrn William Walters in Baltimore. Das Werk umfaßte 100 Tafeln, für deren Herstellung in einzelnen Fällen 40—60 Platten gebraucht wurden. Es wurde in einer Auflage von 500 Exemplaren gedruckt und soll dem Sammler 500000 Dollar gekostet haben, wovon freilich 250000 Dollars durch Subskriptionen wieder hereingebracht wurden. Prang, der für alle Bestrebungen zur Besserung der mensch- lichen Verhältnisse ein warmes Herz und eine stets offene Hand hatte, hatte den Plan gefaßt, durch eine entsprechende Jugend erziehung die Kunst dem Volke wirklich nahezubringen. Er sicherte sich die Mitarbeit hervorragender Erzieher, die Ähnliches anstrebten, und befaßte sich in einem Buchverlage, »l'tie käueations.1 Company«, seit Beginn der achtziger Jahre hauptsächlich mit dem Verlage von Lehrbüchern für den Kunstunterricht in den öffentlichen Schulen. Von demRuskinschen Gedanken ausgehend, daß die höchste Leistung des Menschen im Sehen und in der Fähigkeit, das Gesehene wiederzugeben, bestehe, strebt die Prangsche Unter richtsmethode danach, die Einbildungskraft zu nähren und syste matisch die Jugend zu selbständigem Beobachten und zur Freude am Wiedergeben des Gesehenen zu erziehen. Die Methode um faßt acht Stufen und versucht Naturbeobachtung und Kunstsinn zu lehren, wie andere Gegenstände des Lehrplans. — Es liegt nahe, daß so weitblickende Bestrebungen zunächst auf geringes Verständnis stießen. Jedoch war Prang von dem schließlichen Durchdringen seiner Ideen so fest überzeugt, daß er unbedenklich über eine halbe Million Dollars für die Förderung seines Unter nehmens aufwandte. Besonders in den westlichen Staaten des Landes ist seine Methode vielfach in den öffentlichen Schulen im Gebrauch. Die Zukunft wird lehren, ob die öffentliche Meinung allmählich für einen allgemeinen Kunstunterricht im Prangschen Sinne gewonnen werden kann. Was heute auf diesem Gebiete hier erreicht worden ist, ist durch ihn erreicht worden. Es ist von amerikanischen Kunstkritikern oft gesagt worden, daß Louis Prang mehr für die Förderung des Kunstsinns im amerikanischen Volke getan habe als irgend ein anderer Mensch. Louis Prang war zweimal verheiratet. Seine erste Frau, eine Deutsch-Schweizerin, starb im Jahre 1898. Zwei Jahre später ging er eine zweite Ehe ein mit der amerikanischen Schrift- stellerin Frau Mary Dana Hicks. Er zog sich im selben Jahre vom Geschäft zurück und verbrachte die letzten Jahre seines Lebens zum größten Teil auf Reisen. Seinen dreiundachtzigsten Geburts tag feierte er in Yokohama. -irrf einer Reise von Boston nach Seattle hat ihn der Tod ereilt. Das Hinscheiden dieses hervorragenden Mannes scheint von der deutschen Presse unbemerkt geblieben zu sein, und diese Skizze möchte das Versäumte nachholen für den engeren Kreis unseres Berufes, dem Prang ja auch angehörte. Boston, Mass., den 7. September 1909. Theodor I. Ritter. Sprechsaal. Bedenkliche Büchcr-Bestellungen ans der Türkei. <Vgl. Rr. 214, 2IS d. Bl.; S. l0Sgv, lOSöl.) Vor einigen Tagen hat im Anzeigenteil des Börsenblatts (vgl. die vorstehend angegebenen Seiten) die Firma Georg Nauck (Fritz Rühe) in Berlin auf bedenkliche Bestellungen — meist aus Schulbücher — aus einer Hafenstadt der europäischen Türkei aufmerksam gemacht und de» Verlegern angeraten, vor- kommendensallz bei ihr anzusragen. Die erwähnten Anzeigen er schienen am IS. und IS. September. Obwohl weder Name noch Ort genannt war, hatten sich doch schon am 20. September zwei geschädigte Firmen gemeldet, von denen die eine mitteilte, daß der Besteller nach Angabe des dortigen deutschen Konsuls den Offenbarungseid geleistet habe, — eine Tatsache, die der Firma Georg Nauck bis dahin nicht bekannt war und die um so dringen der zur Vorsicht mahnt. Red. "> In Nr. 168 des Börsenblatts vom 23 Juli ISOg ist nach »kuklislior's Vselrlz,« bereits ziemlich ausführlich über Louis Prangs Leben und Wirken berichtet worden; doch mag die vor stehende Lebensskizze, die in dankenswerter Vollständigkeit manches Reue bringt, dazu dienen, auch im deutschen Buchhandel das An- denken an den wackeren Landsmann wachzuhalten, der dem deutschen Namen im Auslande große Ehre gemacht hat. Red.
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