Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.09.1909

224, 27, September 1S0S. Nichtamtlicher Teil. >! Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 11155 Nichtamtlicher Teil. Vereinfachungen im Betriebe des Sortimentsbuchhandels. »Bedeutende Zeitersparnis« ist eins der Schlagworte, die dem Leser der Jnseratenabteilungen in allen Zeitungen und Zeit schriften ständig auffallen. — Und fast kann der Leser sich des Lächelns nicht erwehren, wenn er sieht, mit was für unglaub lichen Dingen er Zeit sparen soll, das Schlagwort hat an Kraft verloren. Unklug wäre es aber, wollten wir es ganz beiseite tun. Auch in unserem Berufe möchte ich ein wenig bei dem Worte anhalten, und vielleicht kann ich Sie überzeugen, daß wir nicht alle Anzeigen, die uns »zeitsparende« Erfindungen an kündigen, als für uns nicht maßgebend betrachten dürfen. — Ich mußte mich bei meinen Betrachtungen im voraus auf ein begrenztes Gebiet unseres Berufes beschränken und wählte das Glied, das für Neuerungen bis jetzt — Ausnahmen bestätigen die Regel — selten zu haben war und doch verhältnismäßig großen Nutzen davon haben könnte. Viele Großbetriebe im Verlage sind bereits von den alten Traditionen des Betriebs abgewichen, ihre streng kaufmännische Arbeitsweise bringt Annehmlichkeiten selbst für den Sortimenter, und im Sortiment selbst brechen die großen Handlungen mit der früheren Arbeitsweise. Ein freier Zug nach Vereinfachung des ganzen Systems spricht aus den für den äußeren Betrieb geltenden Maßregeln und die Firmen werden bei einem »Warenhaussystem« im guten Sinne des Wortes nicht schlecht fahren. Was aber für die großen Sor timente gilt, können auch die Urteile für mittlere Betriebe sein und werden. Ich denke dabei an ein Geschäft, das nicht nur seiueu Buchhandel betreibt, sondern in einer mittleren Stadt aus Geschäftsinteresse auch für den Papierhandel tätig ist. Nehmen wir an, die alten Räume hätten durchaus nicht mehr den Anforderungen genügt, ein neuer Bau wäre entstanden und es gälte, mit dem neuen Geschäftslokal auch neue Wege des inneren Betriebes einzuführen. Ich brauche nicht mehr auf das Wichtige eines guten Eindruckes nach außen hinzuweisen, darüber sagt die Literatur, ich denke hier besonders an unser Lehrbuch von Paschke und Rath, genug. Helle und geräumige Läden, freundlich einladende und wieder originelle Schaufenster sind eine der besten Reklamen. Auch über die Art der Möbel, über die ganze Aus stattung finden wir genügend gute Angaben. Schiebetüren an den Schränken haben sich als platzsparend immer mehr eingebürgert, das System der Kontrollkassen hat durch die eifrige Arbeit einer Raveusburger Buchhandlung die größte Förderung erfahren. Auch das alte System der Bücherordnung streng nach Wissenschaften und diese wieder nach den Autoren wird nicht mehr ohne Über legen nachgemacht. Das Schlagwortsystem beim Aufstellen der wissenschaftlichen Bücher ermöglicht es auch dem in der Literatur noch nicht vollkommenen Verkäufer, das Gesuchte zu finden; die Belletristik teilen wir in Preislagen und ordnen erst diese nach dem Verfasser, und bei den Jugendschriften ist das Alter der Leser das Ausschlaggebende. — Im Papierhandel wird das Zusammen gehörende möglichst einfach und übersichtlich in den Schubkästen unter der Ladentafel angebracht; bei der Auswahl kann dann der ganze Kasten dem Kunden gezeigt werden. — Für das ganze Lager wird dann ein Lagerkatalog angefertigt, um auch dem Neuling sofort das Finden eines Buches, einer Papiersorte möglich zu machen. Zu diesem Zwecke wird als Grundlage ein Plan sämtlicher Schränke, Fächer usw. gemacht. Mit einfachen Strichen und Zeichnungen machen wir ein Schema der Ein- Kunden unsichtbar, an einer nur dem Personal erkennbaren Stelle deutlich in die Fächer rc. eingetragen, und die gleiche Nummer kommt dann in die Zeichnung. Ist dieses geschehen, wird das Lager eingeräumt und wenn alles genau überlegt und geordnet ist, ein Zettelkatalog gemacht in der Art, daß wir das Schlag wort jeder Wissenschaft und jedes Artikels auf einen Zettel mit der Nummer des Faches schreiben, z. B. Photographie, populäre. Fach 32, 33. Die Zettel werden geordnet, und jede Frage nach dem Stand orte eines Buches ist sofort zu beantworten. Wird das Lager umgeordnet, müssen nur die Fachnummern der Zettel geändert werden. — Auch die Prospekte und Kataloge, die das Geschäft verbreitet, müssen stets geordnet sein, sollen sie ihren Zweck er füllen. Wenn ich für das Schaufenster an Stelle des bisherigen schrägen Bodens eine flache Fläche Vorschläge, geschieht dies, weil es nichts Langweiligeres gibt, als immer die langen Bücher reihen, vielleicht auch noch ohne Rücksicht auf Farbe und Form zusammengestellt. Beim flachen Boden kann der Dekorateur jedesmal ein anderes Bild geben, mit einfachen Holzunterlagen wird er eine wechselnde Staffage schaffen und durch wenige, aber recht wirkungsvoll gelegte Bücher größeren Erfolg als sonst er zielen. Die Frage nach der Preisangabe auf den Büchern richtet sich natürlich nach dem Geschäfte. Bei einer mehr wissen schaftlichen Buchhandlung würden Preise stören, anderseits sind es gerade die Angaben über den Kostenpunkt, die den Absatz im modernen Antiquariat bedingen. Die äußeren Einrichtungen des Kontors bekommen durch die Aufstellung einer guten Schreibmaschine, der Kopiermaschine und der die Wände füllenden Schränke oder Fächer für die erledigte Korrespondenz und die Fakturen, die alle in Ordnern aufbewahrt werden, einen etwas anderen Anstrich. — Hierbei möchte ich nur auf eine unbedeutende, in der Praxis trotzdem wichtige Änderung aufmerksam machen, das ist eine Ordnung des Formularlagers. Wie oft geht ein Formular aus oder wie oft ist das Paket mit einem bestimmten Formular nicht zu finden! Auch hier ist ein Zettelkatalog das beste Mittel, Ordnung zu schaffen. Wieder werden die Fächer, in denen die Vordrucke liegen, numeriert, und mit Hilfe der Zettel, die vielleicht nach dem folgenden Schema anzufertigen sind, ist es leicht, für rechtzeitige Bestellung und Kontrolle zu sorgen. Formular: Rechnungen. Fach: 8. Drucker: Müller L Co, Berlin. Preis für 1000 Stück: 12.50 Geliefert: 26.4.08. 2000. Geliefert: „ 31.3 09. 2000. Bei Geschäften mit größerem Umsätze, die auch entsprechend einkaufen, und vor allem im Papierhandel wird dann die Instand haltung des Lagers und seine Kontrolle von Bedeutung sein. Der mit der Lagerführung Beauftragte fertigt für sein Lager ein gleiches Schema für den Platz seiner Waren an, wie in der Ladeneinrichtung beschrieben wurde. Für jeden einzelnen Artikel dient dann ein Formular nach folgendem Schema: Artikel: Fach: Ex. Zugang Dat. Ausgang oder in den Laden geliefert Bestand Ex. Dat. Eine Kontrolle ist jederzeit möglich, die jährliche Inventur I schließt jede Karte ab; der Bestand wird neu vorgetragen. — 144'i*