11312 Börsenblatt f. d. Dtfchn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. ^ 226, 29. September 1SVS. Zur Abwehr Die Firma Fischer 8- Francke in Berlin versandte vor einiger Zeit anscheinend allgemein folgenden Brief, der mir erst jetzt auf der Reise zur Kenntnis kommt. Aus den Vorwurf des Plagiats einzugehen, halte ich unter meiner Würde. Ich will den Brief lieber hiermit zur Kenntnis bringen. Bei dieser Gelegenheit können wir nicht umhin, das Vorgehen eines Kollegen zu berühren, der auf Grund unserer Börsenblattanzeigen unsere Idee aufgegriffen hat. um etwas Ähnliches zu machen. Zu charakterisieren brauchen wir wohl dieses Vorgehen nicht, es richtet sich selbst. Da aber durch die Anzeige des gedachten Werkes der Eindruck hervorgerufen werden soll, als wäre es billiger als das unsere, so weisen wir darauf hin, daß dies durchaus nicht der Fall ist, den» dort handelt es sich um Bücher mit zweiseitig bedruckten Blättern dünnen Papiers, die nach den vorliegenden Proben im Druck unzulänglich und fürs Studium unbrauchbar sind. Bei uns handelt es sich um ein einseitig bedrucktes Tafelwerk auf kräftigem Papier, das drucktechnisch und buchgewerblich überhaupt auf der Löhe der Zeit steht, d. h. das Beste gibt, was das Buchgewerbe leisten kann. Unser Format ist zudem wesentlich größer, so daß die beiden Ausgaben nicht in Konkurrenz treten, wie man es nach der bloßen Anzeige vermutet. Außer dem ist in unserm Werke die Elite der deutschen und ausländischen Gelehrtenwelt vertreten, während das gedachte andere Unternehmen nur Namen aufweist, die noch völlig unbekannt sind. Wir brauchen von unseren Mitarbeitern wohl nur die Namen Wölfflin, Iusti, Tschudi zu nennen, um darzutun, welche Aufnahme beim Publikum eine Publikation mit so illustren Mitarbeitern erwarten darf Entsprechend der Bedeutung der Namen der Lerausgeber und dem Vertrauen, das man in die Ausstattung der Werke unseres Verlages fetzt, ist denn auch der Erfolg jetzt schon ein ganz außerordentlicher. Es ist erstaunlich, daß der Verfasser des Briefes nicht weiß, daß ein Unternehmen, wie „Die Kunst in Bildern" eine jahrelange Vorbereitung braucht. Ebenso sonderbar ist es, daß die Kritik eines Werkes, das noch garnicht erschienen ist, sich nur auf einen Prospekt aufbaut. Es ist wohl bisher noch nicht dagewesen, daß ein Verleger ein Unternehmen, das für ihn vielleicht eine Konkurrenz sein könnte, öffentlich ohne Kenntnis desselben als technisch unzulänglich herabseht. Wenn nun die berufene Kritik seine a priori gefaßte Meinung nicht bestätigt, was dann? Ich habe noch nicht einmal die Namen sämtlicher Mitarbeiter genannt, und schon sucht die Firma Fischer 8- Franke meine Autoren als Leute zweiten Ranges herabzusetzen. Da nun sowohl der Privatdozent vr. Ernst Leidlich an der Berliner Universität als auch Or. Richard Lamann-Berlin durch ihre Bücher und Aufsätze bereits in der Gelehrtenwelt einen guten Namen haben, niuß ich mich über den Mangel an Orientiertsein seitens des Briefschreibers wundern. Aber selbst wenn die Namen meiner sämtlichen Lerausgeber „völlig un bekannt" wären, so ist doch die Lauptsache, daß es die geeigneten Leute sind. Ich glaube, es ist richtiger, der Sache zu Liebe zu handeln, als in der Öffentlichkeit mit Namen zu prunken. An Stelle eines widerwärtigen Streites schlage ich nun meinem verehrten Lerrn Kollegen Franke folgendes vor: Er gibt an dieser Stelle die leitenden Ideen seines Unternehmens im Verhältnis zur Durchführung bekannt. Er braucht keine Angst zu haben, daß ich mich an ihnen bereichere. Ich bin dann bereit, mein Unternehmen in gleicher Weise hier öffentlich zu vertreten. Das Resultat wird sein, daß sich dann jeder Sortimenter sein Urteil selbst bilden kann, und damit ist der Sachlichkeit gedient. Äöln, den >5. September 1909 Eugen Diederichs