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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.10.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-10-05
- Erscheinungsdatum
- 05.10.1909
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- Deutsch
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11610 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 231, 5. Oktober 1909. Akademiker hatten für die Auswahl, Verteilung und Ordnung der Zugänge zu sorgen. Infolge Aufforderung der Negierung machte Numford unterm 15. Mai 1805 Reformvorschläge für die Akademie, als deren Präsident er in einer im Ministerium angelegten Liste der Mit glieder der Akademie erscheint. Er hat jedoch diesen Posten nie mals angetreten. Für ihn schlug Zentner den Philosophen Fr. H. Jacobi in Düsseldorf als Vorsitzenden der Akademie vor. Inzwischen waren die neuen Satzungen fertiggestellt worden, die eine völlige Umgestaltung der Akademie bedeuteten. Nach der Konstitutionsurkunde vom 1. Mai 1807 sollte die »Königliche Akademie« eine Staatsanstalt werden und »mit dem Gouvernement und den administrativen Landesteilen in steter Verbindung bleiben«. Die Re gierung behielt sich vorerst das Recht vor, die ordent lichen Mitglieder selbst zu ernennen, die ansschließlich ihrem gelehrten Beruf leben und dafür vom Staat mit ziemlich hohen Gehältern ausgestattet werden sollten. Um den Bruch mit der früher beliebten Abschließung Bayerns gegen Akatholiken offen vor Augen zu bringen, wurden vorzugsweise evangelische Gelehrte aus Mittel- und Norddeutschland berufen, Schlichtegroll, Jacobs, Thiersch, Niethammer u. a. Außerdem wurden zahlreiche hervorragende Vertreter der deutschen Literatur und Wissenschaft zu auswärtigen Mitgliedern ernannt, Goethe, Wieland, A. W. Schlegel, Schleiermacher, A. v. Humboldt, Schlözer, Blumenbach, Buch, Meiners, Gauß u. a. Die Zahl der auswärtigen und Ehrenmitglieder war auffällig groß. Die Akademie zählte 1807 34 in München wohnende und 33 auswärtige ordentliche Mit glieder, 36 korrespondierende und 47 Ehrenmitglieder. Das geist liche Element wurde mit verschwindenden Ausnahmen aus geschaltet. Am 27. Juli 1807 wurde die »neu konstituierte« Akademie feierlich eröffnet. Jacobi hielt die Festrede »Über gelehrte Gesellschaften, ihren Geist und Zweck« und sprach sich darin mit unnötiger und ungerechter Schärfe über die geistige Verwahrlosung Bayerns vor der Ara Montgelas aus, was ihm nicht nur die Vorwürfe seines Freundes Goethe, sondern auch diejenigen zahlreicher bayerischen Gelehrten eintrug. In den Denkwürdigkeiten des Ministers Montgelas verrät sich eine auffallende Unzufriedenheit mit dem »unbequemen Stand der Gelehrten«. Sie erklärt sich aus dem Widerstand, der besonders in akademischen Kreisen gegen die französierende aus wärtige Politik des Ministers auflebte. Der Akademie gereicht es zur Ehre, daß auch in den Tagen von Jena und Wagram, als Napoleon im deutschen Süden als Wohltäter und Wundermann gefeiert wurde, sich doch nicht alle vor dem übermächtigen beugten. Das Haus Jacobis galt damals als Mittelpunkt für alle, die nicht an Deutschland verzweifelten,^die am Bewußtsein festhielten, daß die Bayern nur im Verein mit den übrigen deutschen Stämmen eine Nation bilden können. In diesen Kreisen verkehrte mit Vorliebe auch Kronprinz Ludwig von Bayern, der seit 1799 bereits »frequentierendes« Mitglied der Akademie war, sie auch wirklich »frequentierte« und unter anderem auch der akademischen Festsitzung vom 12. Oktober 1807 beiwohnte, in der der kurz zuvor zum Mitglied ernannte Schelling »über das Verhältnis der bildenden Künste zur Natur« sprach. Schelling gehörte von 1806 bis zu seiner Berufung nach Erlangen 1820 und seit seiner Wieder berufung nach München als Vorstand von 1826 bis 1841 dem akademischen Kreise an. Zwischen den beiden Philosophen Jacobi und Schelling kam es allmählich zu Meinungsverschiedenheiten, die 1812 zum Rücktritt Jacobis führten. In den ersten Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts wurde von der naturwissenschaftlichen Klasse der Münchener Akademie wirklich Großes geleistet. Schon 1808 kam Joseph v. Baader, als es noch in keinem Lande dem allgemeinen Ver kehr dienende Eisenbahnen gab, auf den Gedanken einer Her stellung eiserner Kunststraßen. Im Nymphenburger Schloß park wurde auf Kosten des Kronprinzen Ludwig von Bayern der Versuch ausgeführt. Von einem einzigen Pferde konnten auf Schienen mittels der von Baader erfundenen Bergwinde und Kompensationsmaschine die schwersten Lasten rasch fortbewegt werden. Georg v. Reichenbach erfand die große Wassersäulen maschine zu Jlsank und kann auch als der eigentliche Erfinder der gezogenen Kanone gelten; das von ihm entworfene, heute im Münchener Nationalmuseum verwahrte Modell wurde 1816 der bayerischen Negierung zur Prüfung vorgelegt. Reichenbach gründete auch mit Utzschneider und Liebherr das noch blühende mathematisch-mechanische Institut, das seit dem Eintritt des be rühmten Fraunhofer sich Weltruf eroberte. Der 1805 an die Münchener Akademie berufene Sömmering, der größte deutsche Anatom seiner Zeit, zeigte in einer Akademiesitzung von 1809 den von ihm erfundenen galvanischen Telegraphen vor. Die schlimmen Zeiten, die Geldnot, die Bevormundung durch die absolutistische Regierung, die Gleichgültigkeit, Untätigkeit und Streitsucht im eigenen Lager der Akademie bewirkten, daß diese 20 Jahre nach ihrer Neukonstituierung wieder bedenklich kränkelte. Da führte der Regierungsantritt König Ludwigs I. eine heilsame Wendung herbei. Der König hatte, um einen Mittelpunkt des geistigen Lebens im Lande zu schaffen, beschlossen, die Hochschule von Landshut nach München zu verlegen und mit der Akademie in Verbindung zu bringen. Eduard v. Schenk wurde mit den dazu nötigen Vorarbeiten betraut. Die Vorschläge Schenks wurden in der Staatsratssitzung vom 1. Februar 1827 angenommen und bilden die Grundlage der königlichen Verordnung vom 21. März 1827, die noch heute als das wichtigste Grundgesetz der Akademie anzusehen ist. Nicht eine Verschmelzung, nur eine organische Ver bindung mit der Hochschule wurde durchgeführt. Zweck und Auf gabe der Universität ist der Unterricht der für den Dienst des Staates, der Kirche und der Wissenschaft heranzubildenden Jugend; Zweck der Akademie ist die Förderung der Wissen schaft selbst durch Forschung und Versuche. Die Ernennung der Akademiker sollte nur zum erstenmale von der Regie rung selbst ausgehen. In die philosophisch-philologische Klasse wurden u. a. ausgenommen Franz v. Baader, Niethammer, Klenze, Thiersch, Schorn, Schmeller; in die mathematisch physikalische Joseph v. Baader, Moll, Oken, Schrank, Wiebe king, Martius, Fuchs, Schubert, Gruithuisen, Häberl; in die historische Westenrieder, Freyberg, Männert, Maurer. Schelling wurde von Erlangen zurückberufen, zum Lehrer der Ludovico- Maximilianea und gleichzeitig zum Vorstand der Akademie und zum Generalkonservator der Sammlungen ernannt. Das der Akademie durch die Verordnung von 1827 eingeräumte Recht der freien Wahl auswärtiger Mitglieder, deren Bestätigung dem König Vorbehalten blieb, führte allmählich zu Meinungs verschiedenheiten zwischen Ludwig I. und der Akademie. 1830 ge nehmigte der König von 36 gewählten auswärtigen Mitgliedern nur 3, ernannte 1841 trotz der Ablehnung der Akademie den Historiker Höfler zum ordentlichen Mitglied der Akademie und ent- kleidete diese ihrer Selbständigkeit, weil sich in ihr »ein Geist ent falte, der mit den Grundsätzen und Absichten des Königs nicht mehr in Übereinstimmung sei«. Durch königliche Verordnung vom 22. November 1841 wurde verfügt, daß fortan der Vorstand je für den Zeitraum von drei Jahren vom König ernannt werden sollte und daß sich die Krone das Recht vorbehielt, in jede Klasse der Akademie je sechs Mitglieder nach ihrer Wahl einzureihen. Die Unzufriedenheit des königlichen Protektors und weiter Kreise mit der Akademie und alle sonstigen Hemmnisse und Miß helligkeiten vermochten jedoch ihre Lebenskraft nicht zu lähmen. Sie verjüngte sich wieder von innen heraus, wenn auch diese neue Erstarkung nur möglich war, weil König Maximilian II., dieser königliche Freund der Wissenschaften, den Anstrengungen der Akademiker zum Siege verhalf. Durch königlichen Erlaß vom 25. März 1849 wurde der Akademie ihr freies Wahlrecht zurückgegeben. Seitdem blieb die freie Verfassung der Akademie bis auf den heutigen Tag un angetastet; mit verschwindenden Ausnahmen wurden die Wahlen der Akademie nicht mehr beanstandet. König Max stiftete auch zwei in Verbindung mit der Akademie gesetzte Kommissionen. Die Naturwissenschaftlich-technische Kommission sollte dafür sorgen, daß auf dem weiten Gebiete der Technik immer intensiver methodische Forschung und Kritik Platz greife; Pettenkofer, Seidel, Fuchs, Knapp setzten ihre Kraft dafür ein. Die auf Anregung Rankes eingesetzte Historische Kommission sollten die maßgebenden Ver treter des historischen Studiums von ganz Deutschland umfassen. Die seither von ihr herausgegebenen Werke, die Deutschen Reichs tagsakten, die Hanserezesse, die Geschichte der Wissenschaften, oie Allgemeine Deutsche Biographie und andere Standardwerke haben auf den Dank des ganzen deutschen Volkes Anspruch. Die Namen der Münchner Akademiker Liebig, Bischofs, Jolly, Siebold,
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