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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.10.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-10-06
- Erscheinungsdatum
- 06.10.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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232. 6. Oktober 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 11685 lassen; hierbei lernen die anderen gleichzeitig, sich jenen an schließen. Die Ausführung dieser Grundsätze erfordert aller dings eine vollständige Umkehr von dem bisherigen Schulbetrieb, der durchaus darauf angelegt ist, Gehorchen und Unterordnen als die ersten Tugenden in den Vordergrund zu stellen und das schöpferische Selbstdenken zu unterdrücken. Daher ist vor allen Dingen das bestimmte »Pensum« aufzugeben, das un abhängig von der Art und Stärke der Begabung jedem Einzelnen gleichförmig abverlangt wird. Die gegenseitige Hilfe der Schüler, die zurzeit als ein schwerer Verstoß gegen die Schulordnung angesehen wird, soll als Grundsatz zur Geltung gebracht werden, weil hierbei die Scheidung zwischen den künf tigen Führern und Geführten sich bereits deutlich vollzieht und jede Gruppe die Vorteile ihrer Veranlagung kennen lernt. Statt daß gegenwärtig die Schüler in allen Fächern Gleiches leisten sollen, wird die künftige Schule jedem einzelnen gegenüber zu nächst die Frage zu beantworten haben: für welche Dinge ist der Schüler besonders begabt?, und danach wird sie den Unter richt leiten. »Hieraus ergibt sich auch für das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler eine grundsätzliche Änderung. Dem Schüler wird künftig der Lehrer der Verwalter dessen sein, was er, der Schüler, mit allen seinen Wünschen zu erlangen strebt, ähnlich wie es die Mutter dem kleinen Kinde gegenüber ist. Hiermit fallen alle die Zwangsmittel fort, durch welche die gegenwärtige Schule ihre den Schülern vorwiegend widerwärtige Betätigung durchsetzen muß, und die gemeinsame Arbeit von Lehrer und Schüler wird zu einer gemeinsamen Freude. Dies bedeutet, daß alle Energien, die bisher für die Aufrechterhaltung des Zwangszustandes ver braucht und vergeudet worden sind, nunmehr für fruchtbringende Arbeit frei werden. Die Gegenstände des Unterrichts sind durchaus nach den Bedürfnissen der heutigen Kultur zu bestimmen. Diese ist vorwiegend naturwissenschaftlich-technisch, und so soll es auch der Unterricht sein. Die alten sprachen haben nicht den geringsten gegenwärtigen Kulturwert und haben daher ganz zu ver schwinden; die neuen sollen nach praktischen Methoden gelernt werden, soweit ein Bedürfnis für sie vorliegt, etwa wie Musik oder Radfahren. Dagegen soll Bürgerkunde und Kenntnis des gegen finden kann, wo er gemäß seiner persönlichen Begabung am besten mit eigener Arbeit einsetzt. Hier schließt sich auch der geschicht liche Unterricht an, der ausschließlich als Hilfsmittel zum besseren Verständnis der heutigen Zustände anzusehen und demgemäß zu behandeln ist. Da endlich sich das menschliche Wissen fast voll ständig in Büchern findet, so soll die Fertigkeit, die zur Erwer bung von Sonderkenntnissen erforderliche Literatur sich selbst zu sammenzusuchen, zu beschaffen und zu verwerten, einen wichtigen Gegenstand des Unterrichts bilden. Die Schule darf weder selbst glauben, noch dem Schüler glauben machen, daß er mit dem Ver lassen der Anstalt seine Bildung abgeschlossen habe, sondern sie soll umgekehrt das Bewußtsein erwecken, wie unendlich viel es noch zu lernen gibt, sowie die Fähigkeit ausbilden, solches Lernen her nach selbständig und zweckmäßig zu betreiben.« (Nationalztg.) Aus Rußland. — Gräfin Sophie Tolstoj, die Gattin des Grafen Leo Tolstoj, hat eine Anfrage der St. Petersburger Stadtduma, ob sie erlauben würde, eine Sammlung ausgewählter Werke ihres Gemahls herauszugeben, um sie an die Schüler der Elementar- und Mittelschulen St. Petersburgs, zur Erinnerung an den achtzigsten Geburtstag des Grafen, zu verteilen, dahin beantwortet, daß sie diesen Wunsch, obwohl sie seine Uneigennützigkeit anerkenne, nicht erfüllen könne. Ihr Gemahl habe für das Gemeinwohl so viel getan, daß man sich wohl damit begnügen könne. Auch interessiere sich der Graf bekanntlich weit mehr für das Landvolk, die Dorfschulen und Dorfkinder, als für die Städte und die Stadtbevölkerung. — Als sich die St. Peters burger Stadtduma mit dieser Antwort nicht begnügte und an fragte, ob die Gräfin die erbetene Erlaubnis gegen Bezahlung eines Honorars erteilen würde, antwortete die Gräfin: »Auch unter dieser Bedingung kann ich meine Einwilligung nicht erteilen und muß ersuchen, meines Mannes Werke nicht zu exploitieren. Ich wiederhole, daß eine jede Sammlung den Absatz der von mir veranlaßten Ausgaben beeinträchtigen Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang. ich fest entschlossen bin, meine Rechte zu wahren.« Die Schüler der St. Petersburger Lehranstalten müssen daher auf die ihnen zugedachte Sammlung von Leo Tolstojs Werken verzichten. (Bekanntlich hat Graf Tolstoj nicht nur sein ganzes Vermögen und Besitztum, sondern auch das Verlagsrecht aller seiner bisherigen und künftigen Werke an seine Frau und Kinder abgetreten.) 8. * Preisausschreiben. — Das Deutsche Zentralkomitee für Krebsforschung hat für folgende Preisaufgabe drei Preise: einen ersten zu 1000 einen zweiten zu 500 ^ und einen dritten zu 300 ausgesetzt. Es soll eine möglichst kurze, aber alle Gebiete betreffende Darstellung der klinischen Frühdiagnose des Krebses gegeben werden, die sich zur Verteilung als Flugschrift an die praktischen Arzte eignet. Berechtigt zur Beteiligung an dem Wettbewerb ist jeder Arzt in Deutschland. Die Arbeiten sind bis zum 31. März 1910 in der für Preisaufgaben üblichen Form an den Generalsekretär des Deutschen Zentralkomitees für Krebs forschung, Professor vr. George Meyer in Berlins. 10, Bendler- straße 13, einzusenden. Zu Preisrichtern sind die Vorstands mitglieder des Zentralkomitees eingesetzt. Die preisgekrönten Ar beiten gehen in den Besitz des Deutschen Zentralkomitees für Krebsforschung über, das sich vorbehält, eine derselben unter Nennung des Namens des Verfassers in geeigneter Weise der Öffentlichkeit zu übergeben. Humboldt-Akademie i« Berlin. — Die Humboldt- Akademie in Berlin hat in diesen Tagen ihr Vorlesungsver zeichnis für das letzte Vierteljahr 1909, das am 7. Oktober seinen Anfang nimmt, erscheinen lassen. Es werden 174 Vorlesungszyklen und Unterrichtskurse angezeigt. Auf dem Gebiete der Natur wissenschaften und Medizin sind in den Berliner Lehrstätten 26 Vorlesungszyklen vorgesehen; die Philosophie und Religions- Philosophie ist mit 25 Vortragsreihen, die bildende Kunst und Musik mit 30 Vorlesungen vertreten, die Literatur mit 25 Zyklen; die Kulturgeschichte, Völker- und Länderkunde behandeln 10, die Volkswirtschaft, Staats- und Soziallehre 9 Vortragsreihen; über 50 Unterrichtskurse vor allem in alten und neuen Sprachen wurden eingerichtet. Nähere Mitteilungen sind in dem Vorlesungsver zeichnis enthalten, das für 10 Pfennig in zahlreichen Buchhand lungen und im Bureau der Humboldt-Akademie, Potsdamer Straße 27b, Villa 2, zu haben ist. Amerikanische Professoren und die deutsche Wissenschaft. — Professor I)r. Kuno Francke von der Harvard-Universität wird in Bälde ein Werk, betitelt »Kulturwerte der deutschen Literatur«, veröffentlichen. — Professor Or. Ernst Voß, der an der Staatsuniversität Wisconsin deutsche Philologie lehrt, ist mit der Abfassung eines Werkes über »Satiren und Pamphlete des 16. Jahrhunderts« beschäftigt. Professor Voß, der die Universität von Wisconsin bei dem Leipziger Universitätsjubiläum vertrat, hat in der herzoglichen Bibliothek in Wolfenbüttel Quellenstudien für dieses Werk gemacht. — Der Präsident der Cornell-Universität, Professor Jacob Schurman, ist kürzlich von einer Studienreise durch Deutschland nach Amerika zurückgekehrt und erklärte einem Berichterstatter: »Ich kann nur sagen, daß Deutschland in wissen schaftlichen Untersuchungen einen geradezu verblüffenden Fort schritt gemacht hat. Deutschland hat heute in dieser Beziehung einen größeren Unternehmungsgeist und eine bedeutendere finanzielle Unterstützung aufzuweisen als Amerika. Deutschland ist ein beredtes Zeugnis dafür, daß moderne Zivilisation auf der Kenntnis der Tatsachen und der Lebensgesetze beruht«. (Vossische Ztg.) Ortsgruppe .Hannover der Allgemeinen Bereinigung deutscher BnchhandlungS-Gehilfen. — Das neue deutsche Drama. 10 Vorlesungen von Hofschauspieler und Lehrer am Konservatorium Niesenberg. Mittwoch, den 6. Oktober, abends 9 Uhr, im »Schweren Wagner«, Windmühlenstraße 4, beginnt die I. Vorlesung über Gerhart Hauptmann. Die Angehörigen des Hannoverschen Buchhandels sind dazu freundlich eingeladen. Wir bitten um zahlreiche Beteiligung. Schwab. 1619
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