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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.10.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-10-08
- Erscheinungsdatum
- 08.10.1909
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- Deutsch
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234. 8. Oktober 1909 Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 11799 veranlasse Heinicke, nach Jena zu gehen, um sich an der dortigen Universität inskribieren zu lassen. Aber auch dort fühlte er sich vor preußischen Werbern nicht sicher und ging daher nach Hamburg. Im Verlauf seines Hamburger Aufenthaltes auch als Sekretär im Schimmelmannschen Hause tätig, übernahm er 1768 eine Stelle als Kantor und Organist in Eppendorf bei Hamburg. Hier begann er Taubstumme zu unterrichten, bis dieser segensreiche Neben beruf schließlich die Veranlassung wurde, daß er nach Leipzig berufen wurde, wo er im Jahre 1778 mit Unterstützung der Kur sächsischen Regierung die erste deutsche Taubstummenanstalt errichtete. Heute ist seine Methode, Taubstumme reden zu lehren, über die ganze Welt verbreitet. Jedoch Heinickes Tätigkeit beschränkte sich nicht auf die geistige Ausbildung der Taubstummen; er schuf auch neue, naturgemäßere Lehrarten für die Volksschule und strebte daneben besonders die sittliche und geistige Hebung des Lehrerstandes an. Diese bewundernswerte geistige Triebkraft Heinickes führte ihn zu einer ungemein regen Publizistik und ließ ihn zahlreiche literarische und philosophische Streitfragen aus fechten, die ihn mit dem gesamten Geistesleben seiner Zeit in Beziehung brachten und ihn auch heute als eine ungewöhnlich markante Persönlichkeit erscheinen lassen. Leider ist das authentische Material zur Lebensgeschichte Heinickes (1727—1790) äußerst dürftig und schwer zugäng lich, während seine Schriften zum größten Teile außerordentlich selten, teils überhaupt nicht aufzufinden gewesen sind; wieder andere befinden sich in Journalen und Tageszeitungen zerstreut. Selbst über die Zeit seiner Tätigkeit als Lehrer und Leiter der Leipziger Taubstummenanstalt ist bisher nichts Zusammen hängendes bekannt geworden. Um so mehr darf es daher als eine dankenswerte Tat angesehen werden, daß es die Herren Georg und Paul Schumann unternommen haben, soweit es die bis her aufgefundenen Dokumente zuließen, einen Lebensabriß über Samuel Heinicke zu bieten, der im Verlage von Ernst Wiegandt in Leipzig erschienen ist und der zugleich eine geschicht liche Darstellung der Erstzeit der Leipziger Taubstummenanstalt enthält. Außer dem Vorstand des Deutschen Buchgewerbevereins, Herren vr. Ludwig Volkmann und Verwaltungsdirektor Arthur Woernlein, haben sich um das Zustandekommen der Ausstellung, die jetzt im Ausstellungsraum III im Erdgeschosse des Deutschen Buchgewerbehauses zu sehen ist, besonders verdient gemacht die Herren Schulrat Voigt und I)r. Paul Schumann. Diese Aus stellung macht in uns die charaktervolle Persönlichkeit Samuel Heinickes lebendig, indem sie seine Person in Büsten, Bildnissen und Abbildungen seiner Denkmäler widerspiegelt. Als beste bildliche Darstellung Heinickes ist das der Kirche zu Eppendorf gehörige Ölgemälde anzusehen, das ihn mit frischem, lebhaftem und ener gischem Gesichtsausdruck, angetan mit rotem Rock, wiedergibt. Eine Nachbildung davon ziert auch die von den Gebrüdern Schumann verfaßte Schrift. Ferner enthält die Ausstellung: Bilder seines Geburtshauses und seiner Wirkungsstätten; auch eine farbenfrische Darstellung von »Reichs Grab auf dem alten Johannisfriedhof zu Leipzig« von Otto Rüdiger findet sich vor. Weiter sehen wir: Dokumente aus dem Leben Heinickes, Zeugnisse über seine Herkunft, seine Familie, seine Nachkommen, Manuskripte und Briefe, Druckschriften in Originalen und Neu drucken, Aufsätze in Journalen und Tageszeitungen, »Das Arkanum«, Belege über die Entwicklung seiner Anstalt, sein Werk im Urteil der Zeitgenossen und in seinem Siege u. a. m Stammt ein großer Teil des ausgestellten Materials aus dem Be sitze der Königlichen Taubstummenanstalt zu Leipzig, so ist es auch der Mithilfe von Privatpersonen, öffentlicher Archive, Bibliotheken und Sammlungen zu danken, daß die Ausstellung ein so umfassendes Bild von Samuel Heinicke und seinem Werke bietet, wie es kaum jemals wieder in gleicher Vollständigkeit wird gegeben werden können. Ernst Kiesling. Kleine Mitteilungen. Ein Tagebuch Shakespeares. — Der englische Shakespeare- Forscher vr. Wallace hat einen Fund von großer literarhistorischer Bedeutung gemacht; er hat ein Tagebuch Shakespeares entdeckt, das Aufzeichnungen des Dichters aus der Zeit seiner größten Triumphe enthält. Die Eintragungen beginnen mit dem Jahre 1599, in dem das Lustspiel »Viel Lärm um nichts« die Periode seiner künstlerischen Vollreife einleitete, und währen fort bis zum Jahre 1616, in dem Shakespeare starb. Der Dichter ist in seinen Aufzeichnungen peinlich exakt und zeigt sich in ihnen auch als guter Geschäftsmann, denn die Kosten des Baues und der Direktionsführung der Theater, deren Mit besitzer er war, sind auf den Penny genau verrechnet. Es läßt sich daraus das jährliche Einkommen des Theaterdirektors und Schauspielers Shakespeare in jener Zeit mit ziemlicher Genauig keit feststellen. Shakespeare verdiente durch diese Tätigkeit in seinen letzten Lebensjahren allein 500 bis 600 Pfund Sterling jährlich, die Einkünfte aus dem Ertrage seiner dramatischen Werke nicht eingerechnet. Literaturkenner, die in das von vr. Wallace entdeckte Tagebuch Einsicht genommen haben, erklären, daß es viel Licht in das Dunkel bringt, in dem die Persönlichkeit und das Privatleben des größten Dramatikers aller Zeiten bisher schwebten, und daß es interessante Aufklärungen über mancherlei noch unbekannte Beziehungen des Dichters zu seinen Werken ent hält. Die »Times« wird in dieser Woche damit beginnen, das Tagebuch Shakespeares zu veröffentlichen. (Neue Freie Presse.) Ausführlicheres über den Shakespeare-Fund finden wir in der Vossischen Zeitung (Berlin) mitgeteilt: »Die alten Dokumente, die der bekannte amerikanische Shake speareforscher vr. Wallace von der Nebraska-Universität jetzt in einem verstaubten Winkel des Londoner Archivs entdeckt hat, bringen eine Reihe interessanter Aufschlüsse über die Teilhaberschaft Shakespeares am Globe- und am Blackfriars-Theater und liefern damit der Shakespeareforschung zum erstenmal die Möglichkeit, sich hier aus dem Gebiete der Hypothesen herauszufinden. Wallace fand die Akten eines Prozesses, den die Wittwe des Schauspielers Williams Osteler, die 1614 ihren Gatten verloren hatte, gegen ihren Vater Hemyngs angestrengt hat. Als Williams Osteler, der gleich Shakespeare Sozietär am Globe- und am Blackfriars- Theater war, starb, übergab sie die Dokumente über diese Teil- Haberschaft ihres Gatten ihrem Vater Hemyngs; zwei Jahre später traten jedoch Zerwürfnisse ein, und die Witwe klagte auf Herausgabe der Urkunden. Aus den Akten geht hervor, daß die Brüder Burbage im Jahre 1599 auf einen Zeitraum von 31 Jahren den Grund und Boden pachteten, auf dem sie dann das Globe-Theater errichteten. Ihre Teilhaber waren dabei die Schauspieler William Shakespeare, Hemyngs, Philips, Pope und Kemp. Die Brüder Burbage hatten an dem Unternehmen die eine Hälfte zum Anteil; die andre Hälfte verteilte sich gleichmäßig auf die übrigen fünf Sozietäre, so daß Shakespeare mit insgesamt einem Zehntel am Globe beteiligt war. 1610 trat dann noch ein neuer Sozius ein, so daß Shakespeares Anteil sich damit verringerte. Ein siebenter Sozius kam zwei Jahre später in das Unternehmen, wodurch dann Shakespeares Teilhaberschaft auf ein Siebentel der Hälfte sank. Anders lagen die Verhältnisse am Blackfriars- Theater, wo die Brüder Burbage den gleichen Anteil hatten wie Shakespeare und die übrigen Schauspieler; es waren ihrer sieben Teilhaber, die Gewinn und Kosten gleichmäßig teilten. Die Witwe Williams Ostelers verlangte nun die Ausbezahlung des Wertes der Anteile ihres Mannes, insgesamt 12 000 Ihr Rechtsbeistand wird diese Summe wahrscheinlich nach Kräften in die Höhe geschraubt haben, aber sie gibt doch einen wertvollen Anhalts punkt für die Abschätzung von Shakespeares Einnahmen und seiner Teilhaberschaft. Man muß dabei berücksichtigen, daß von den Ein nahmen die Bodenpacht abging, für das Globe-Theater rund 290, für das Blackfriars-Theater etwa 800 ^ im Jahre; dazu treten noch die Baukosten des Theaters und die Aufwendungen für Kostüme und Inszenierung, die zu gleichen Teilen getragen wurden. Durch diese Feststellungen wird bestätigt, daß Shake speare über ein ziemlich ansehnliches Einkommen verfügte, wenn gleich es gewiß nicht so hoch gewesen ist, wie man bisher anzu nehmen pflegte.« *Tie neue ComeniuS-Ausgabe. — Über die in Vorbereitung befindliche Gesamtausgabe der Schriften des Comenius gibt der Leiter der Ausgabe, Professor Or. I. Kvacala (Dorpat), im neuesten Heft der »Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte« eine Übersicht über den Fort schritt der Vorarbeiten zu diesem großen Unternehmen. Die 1533*
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