^ 239, 14. Oktober ISO» Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dlschn. Buch!, anbei. 12141 Wir versandten Prospekt über folgende Novitäten: Karl Bittermann: Der verirrte Vogel Roman. Geh. 4 Mark, geb. 5 Mark Mit diesem Buche führt sich ein neues, herzhaftes Talent aufs glücklichste ein. Sowohl das Milieu als die Gestalten des Romans sind mit Kraft dargestellt und haben echtes, überzeugendes Leben. Die im Mittelpunkt stehende Frau, die aus einer unglücklichen Ehe sich in die Leidenschaft zu einem jungen, bei ihr wohnenden Studenten verirrt, ist von einer Vitalität, wie nicht viele Frauengestalten aus neueren Büchern. Der Leser bekommt ein eigenartiges, fast beklemmendes Gefühl von Wahrheit; es ist ihm, als ob er diese Frau persönlich kennte und fühlte. Llnd so verfolgt man mit Spannung, wie sie ihrem schweren Schicksal, dem bei einer neuen Mutterschaft ihr angedrohten Tode, bewußt und kühn entgegengcht; und auch das Llm und Llm ihres Lebens, ihre Bekannten und Verwandten, ihr Äaus und ihre Arbeit machen diesen starken, förmlich nachbarlich vertrauten Eindruck. Robert Michel: Der steinerne Mann Roman. Geh. 3 Mark, geb. 4 Mark Robert Michels erstes Buch, der Novellenband „Die Verhüllte" wurde von der Kritik als das Werk eines eigenartigen Talentes erkannt und begrüßt. Sein jetzt erscheinender Roman „Der steinerne Mann" rechtfertigt die Erwartung, die man auf ihn setzte. Es ist ein Buch, das man im schönsten Sinne poetisch nennen darf. Ein reines, poetisches Element trägt und verklärt das Werk. Dabei ist das Problem des Romans von einer Sublimität, wie sie nur einem echt schauenden Menschen, der hinter die große Realität zu dringen vermag, gegeben ist. Es wird ein junger Mann geschildert, der, von Kind auf mit der Natur innig und geheimnisvoll vertraut, nur zur toten Welt des Gesteins sich nicht hin- zufinden vermag. Bis er es einmal in seiner Erlöstheit, als künstlerische Form erblickt und nun von einer seltsamen Leidenschaft dazu ergriffen wird. Siegfried Trebitsch: Tagwandler Novellen. Geh. 3 Mark, geb. 4 Mark Es tummelt sich eine bunte Reihe von sonderbarcnMenschen in demBuche-da ist dieGeschichte eines Athleten und Preisringers; die Episode eines jungen Offiziers, der beim Rennen stürzt; eine höchst skurrile Erziehungsgeschichte zwischen einem gräflichen Vater und seinem Sohn. „Tagwandler" nennt Trebitsch diese Menschen, deren sonderbare Schicksale er be handelt, in Analogie zu den Nachtwandlern, die ihr Leben blind, dumpf und immer in Gefahr, in den Abgrund zu stürzen, zubringen, bis sie geweckt werden, durch irgendeinen Zuruf aus der realen, ehrlichen Welt. IÜ7S Börsenblatt silr dm Deutsche» Buchhandel. 76. Jahrgang.