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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.10.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-10-16
- Erscheinungsdatum
- 16.10.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19091016
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241, Iß. Oktober 1S0S. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f- d. Dtschn. Buchhandel. 12261 samleit fünf Bücher, die ich selbst in meinem Geschäft verkaufe. Vier davon sind in Deutschland in russischer Sprache er schienen, eins ist zwar hier gedruckt, aber von einer deutschen Firma verlegt. Es ist ohne Bedeutung, daß es Bücher geringen Umfangs sind, Bücher, die nur zum Versuch heraus gegeben wurden; aber bei dem geringsten Erfolg dieser Bücher in Rußland können wir in nicht ferner Zeit das Erscheinen größerer Erzeugnisse sowohl der Wissenschaft als der Belletristik erwarten. Ich bin froh, daß ich Ihnen anschaulich zeigen kann, wie ernst die Sache ist, und froh, daß ich denen, die behaupten, die Bücher stiegen nach dem Abschluß der Kon vention im Preise, noch einen weiteren Beweis der Notwendig keit, in eine solche einzutrelen, geben kann. Sehen Sie nicht die zum Teil herrschende Erbitterung der ausländischen Verleger, können Sie dafür bürgen, daß die übersetzten Bücher, die jetzt in russischer Ausgabe dem Publikum zugänglich sind, nach zwei, drei Jahren nicht dreimal so teuer verkauft werden? So kostet das Buch von Smith — 15 Bogen kleinen Formats — 2 Rubel 25 Kopeken. Es ist kein einziges Klischee darin, und die Druckschrift ist groß. Was werden die Gegner der Konvention sagen — frage ich —, wenn nach einigen Jahren die Koryphäen der ausländischen Literatur, wie es Gorkis und Andrejew machen, ihre Bücher gleichzeitig in Rußland und im Auslande heraus geben und sie zu Preisen verkaufen, die die Norm um das Doppelte überschreiten? Und ich sage Ihnen noch eins, wenn Sie selbst die Notwendigkeit der Konvention im Interesse der Verleger, der Übersetzer und des lesenden Publikums nicht einsehen, so werden Sie nach einigen Jahren durch die Verhältnisse gezwungen werden, dies zu tun; aber die Bedingungen werden dann nicht mehr wir, sondern man wird sie uns diktieren. Aber, meine Herren, obgleich ich ein überzeugter Am Hänger der Konvention bin, muß ich doch an eine Prüfung derselben von der praktischen Seite herantreten. Es ist zu be merken, daß die internationale Konvention zuerst 1d86 in Bern abgeschlossen, dann 18S6 auf der Pariser Konferenz revidiert und jetzt in Berlin neu revidiert wurde. Der Kern der Sache liegt darin: können wir wirklich die Erfüllung aller der Punkte der internationalen Konvention auf uns nehmen, die 1SÜ8 auf der Berliner Konferenz eingeschaltet wurden? Ohne Zweifel haben sich die Länder, die 1888 den Vertrag unter sich abschlossen, an diesen so sehr gewöhnt, daß die Ausarbeitung aller möglichen Einzelheiten und ihre Aufnahme in den neuen Vertrag für sie keine wesentlichen technischen Schwierigkeiten bietet. Ein Schritt für Schritt, auf Grund der Praxis dreier Jahrzehnte durchgeführter Vertrag paßt sich natürlich leichter an, als bei einem Bruch auf einmal. Anders steht es mit uns. Da wir bisher keine Beziehung zu dem internationalen Vertrag haben, von dem ich oben sprach, so ist es für uns weit schwerer, ja ich sage geradezu unmöglich, den Vertrag in seinem vollen Um fange anzunehmen. Das letzte Abkommen sieht manche Einzel heiten vor, wie die Nachbildung aller möglichen Photographien, Kllnstlerkarten, ferner Grammophonplatten, mechanische Musik instrumente usw. Ich beziehe mich in meinem Bericht überhaupl nur auf die Erzeugnisse der Literatur, aber da auch hier in dem neuen Vertrage nicht wenig Kleinigkeiten eingeschlossen sind, die für uns wegen technischer Hindernisse praktisch nicht realisier bar sind, so ist es für uns auch im Sinne der literarischen Erzeugnisse nicht möglich, den letzten Vertrag in seinem vollen Wortlaut anzunehmen. Im Hinblick darauf meine ich, daß Rußland nur auf dem Standpunkt spezieller Verträge mit einzelnen Ländern, in der ersten Zeit besonders mit Deutschland, Österreich, Frankreich, England stehen kann, und das wird schon ein genügender Schutz der Interessen des russischen Börsenblatt fllr den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang. Verlegers sein — bei weitem nicht, wie ich wiederhole, zum Nachteil für den russischen Leser. Aber welchen Nutzen wird der russische Leser von dem Abschluß der Konvention haben? Ohne Zweifel — was man hier auch sage, die Gegner sogar von speziellen Verträgen wird man doch Lurch nichts überzeugen. Es ist vollkommen klar, daß gegenwärtig kein einziger Verleger die Möglichkeit hat, ein übersetztes Buch mit derselben Sorgfalt und Akkuratesse herauszugeben, die er auf ein Originalwerk verwendet. In den meisten Fällen wird ein ausländisches Buch nur dann übersetzt, wenn es schon auf dem ausländischen Markte erschienen ist; sogar der Druck des Buches aus den Aushängebogen erweist sich in dieser Beziehung nur als eine schwache Hilfe. Die Eile der Verleger muß sich an der Ausgabe selbst äußern. In der Tat, der Verleger, der erkannt hat, daß ein gewisses Buch Nachfrage haben kann, und aus begreiflichen Gründen wünscht, seine Ausgaben zu decken, macht das, was manchmal ganz gegen seine Über zeugung ist: entweder gibt er die Bücher in die Hände ver schiedener Übersetzer oder in die Hände von solchen Personen, die auf dem gegebenen Gebiet bei weitem nicht kompetent find. Und was bleibt ihm anderes übrig wenn er vor der Aufgabe steht, anderen Verlegern die Möglichkeit zu entziehen, das Buch herauszugeben, weil er damit rechnen muß, daß man ihm zuvorkommt? Unwillkürlich muß die Übersetzung eines Buches, das in Eile herausgegeben wurde, alle Spuren des Ungenügenden tragen. Ich sage sogar noch mehr: dem Verleger ist es gelungen, die Übersetzung einem kundigen Manne zu übertragen, und in demselben Moment beginnt die Eile des Verlegers beim Übersetzer, um die Möglichkeit zu haben, das Buch zuerst herauszubringen. Aber glerchzeitig sertrgt ein anderer Verleger dasselbe Werk in noch größerer Eile an, und schließlich erscheint es in zwei, drei und vier Ausgaben und alle mit Übersetzungen, von denen die eine immer schlechter ist als die andere. Ich habe schon oben nicht nur die Ansicht eines von allen hochgeachteten Verlegers, sondern auch die eines Autors über die Beschaffenheit der Übersetzungen angeführt, dort gelang es mir, das Ün- gewöhnliche der Lage grell zu beleuchten. Zweifellos ist es auch, daß vom Tage des Abschlusses der Konvention durch uns die Energie der russischen Ver leger zur Herausgabe von Übersetzungen in bedeutendem Grade wachsen wird. Erst vor kurzem hatte ich aus diesem Anlaß mit dem Vertreter der Firma Stassjulewilsch, Herrn M. Lemke, zu sprechen; er sagte mir, daß er als Anhänger der Konvention nicht selten den Druck des einen oder andern sehr nützlichen Werkes aus Prinzip ablehne. Aber schon das bloße Bewußtsein, daß das zu verlegende Buch sein un antastbares Eigentum sein wird, gibt in vielen Fällen dem jenigen Verleger, der auf seinen Ruf hält, Energie und Lust zu neuen, nützlichen Verlagsunternehmungen. Das Fehlen der Konvention führt dagegen dem Ver leger zu Freiheiten, unter denen das lesende Publikum am meisten leidet. Zu solchen Mängeln des Verlagsbetriebs sind als am häufigsten vockommend zu rechnen: Kürzung des Originals, Änderungen im Text zum Nachteil des Wertes des Buches, und ich sage noch mehr — die Bücher werden nicht selten unter einem ganz andern Titel und leider sogar unter einem fremden Namen herausgegebeu. Die Ansicht, daß sich die gegenwärtigen Verlagsgeschäfte um die ausländischen Autoren und Verleger gar nicht kümmern, ist völlig unrichtig. Die Mehrzahl der großen Ver lagsfirmen tritt schon jetzt vor der Herausgabe eines Buches mit dem ausländischen Verleger oder Autor in Unterhand lungen ein. Tatsächlich gehen besondere Vorteile für die russischen Verleger daraus nicht hervor, weil der unwesentliche IS92
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