26, 2. Februar 1909. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 1415 Maximilian Harden schreibt in der „Zukunft" über Fjelstrup, Ehescheidungsprozeß, gleich unterzeitigem Abdruck der Verteidigungsschrift für die Königin: Karoline Mathilde und Struensee. Die Schutzschrist wird in dem Buch veröffentlicht, das Herr Fjelstrup, unter dem Titel „Ehescheidungsprozeß zwischen König Christian dem Siebenten und Königin Karoline Mathilde", bei Otto Zanke in Berlin erscheinen läßt. Die Vorgeschichte des Scheidungsprozesses ist bekannt und in jedem Historienbuch nachzulesen. Herr Fjelstrup hat in der Universitätsbibliothek von Christian!« neue Dokumente gefunden, die er für sein Werk benutzt hat und in extenso abdruckt. In dem Vorwort sagt er: „Über die Hauptpunkte in diesem ominöse» Prozeß haben wohl niemals ernstliche Zweifel bestanden und cs wird nun den Lesern überlassen, zu beurteilen, ob dieser Beitrag zu der recht umfangreichen Literatur der Struensee- Periode von Bedeutung ist oder nicht." Diese Frage wird wohl überall bejaht werden. Das Buch ist sehr interessant, bringt die merkwürdige .tzof- revolution in neues Vicht und bietet auch an „Lpannung" mehr als mancher Roman. Fjelstrups Schlußurteil lautet: „Die Akten des Scheidungsprozesses müssen Karoline Mathilde jeder Ähnlichkeit mit einer Heiligen berauben; nicht leugnen läßt sich aber, daß sie einen wichtigen Beitrag zu der psycholo gischen Charakteristik der drei Hauptpersonen dieses merk würdigen Ehedramas geben: des geisteskranken Allein herrschers, des ehrgeizigen Vorkämpfers der intelligenten Despotie und der heißblütigen jungen Königin, der die Wahl zwischen beiden nur allzu leicht ward." B. Z. am Mittag: Die Montignoso des XVIII. Jahrhunderts. August Fjelstrup. Ehescheidungsprozeß zwischen König Christian VII. und Königin Karoline Mathilde. (Berlin, Verlag von Otto Zanke). Nach neuen, bisher unveröffentlichten ürkunden hat Fjelstrup das Material zusammengestellt, das für den Ehe scheidungsprozeß der unglücklichen Karoline Mathilde von dem blödsinnigen König Christian von Dänemark als Grundlage diente. Za, eine ünglückliche war sie, wen» auch die Doku mente, die Fjelstrup herbeigcschafft hat, über die geheimen Treppen, aus denen Struensee zu ihr ins Schlafgemach geschlichen, bis ins ehebrecherische Bett hineinleuchten und so den wohl nie wirklich bezweifelten Beweis des Ehebruchs bündig schließen und Fjelstrups Ansicht rechtfertigen, daß diese Akten „Karoline Mathilde allerdings jeder Ähnlich keit mit einer Heiligen berauben müssen". Nun freilich, eine Heilige war sie nicht; aber die Prozeßakten widerlegen auch nicht das Bild, das man sich von der unglücklichen Frau gemacht hat, die vor die Wahl zwischen einem geistesschwachen, sie vernachlässigenden, ja mehr noch sie betrügenden Gemahl und einem gewandten, geistreichen und ehrgeizigen Abenteurer gestellt war. Eine Ehebrecherin war sie — nach den Dokunienten dieses Buches — wohl zweifellos; Fjelstrup läßt beinahe de» Lesern den ehebrecherischen Handlungen, die sich zwischen der Königin und Struensee vollzogen, beiwohnen. Aber diese Dokumente zeigen auch, daß Karoline Mathilde gleich wohl eine ünglückliche war, weil sie heißblütig und voll jugendlicher Lebensfreude an ein Scheusal von Gatten ge kettet und an einen Liebhaber von ungewöhnlicher Bedeutung und herrlichem Temperament geraten war. Die Wahl konnte nicht schwer sein, und wer psychologisch über Karoline Mathilde urteilt, wird das ürteil, das ihr von ihren Richtern und dann vom Schicksal zuteil ward, zu hart finden. Geschieden, verbannt, gefangen gehalten im Schloß zu Celle, grämte sie sich um das ihr entrissene Kind zu Tode. Wochen, Monate lang sah man sie dort nicht lächeln, und erst als mau von Hamburg Schauspieler berief — unter ihnen den großen Schröder —, gelang cs diesen erst durch die tollsten Farcen eine kurze Spanne Zeit ein Lächeln über die Züge der ünglückliche» huschen zu lassen, die, kaum 24 Jahre alt, am 10. Mai 1775 an einem typhösen Fieber in Celle starb. Eine wertvolle Ergänzung der umfangreichen Literatur über den Fall Struensee bildet das Buch in jedem Falle.