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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.02.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-02-02
- Erscheinungsdatum
- 02.02.1909
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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1404 Börsenblatt f. d. Dychn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 28, 2. Februar 1909. ihnen die ersten Anzeigen mit der Bitte um Aufnahme gegen Bezahlung zugeschickt wurden. Selbst als sich das Jnsertionswesen schon ausgebildet hatte, war es manchem Verleger noch recht unsympathisch. Als z. B. wenige Jahre nach dem Erscheinen der ersten Annonce die Zeitschrift rketsrsoii's Nsgarmsr in einer Weihnachtsnummer 25 Jn- seratseiteu brachte, beklagte sich der Verleger über die da durch veranlaßte Beschränkung des Raumes für den literarischen Teil seiner Zeitschrift. Diese Klagen werden sofort verständlich, wenn man bedenkt, daß die Jnseratseiten damals nicht dem Text ange fügt wurden, sondern daß man den Text einfach beschnitt, um Platz für die Inserate zu schaffen. Eine Monatsschrift, die in jeder Nummer 48 Seiten brachte und die 4 Jnserat seiten aufnahm, zwängte damit den literarischen Teil auf 44 Seiten zusammen. Auch hier mußte das Ei des Kolumbus erst gefunden werden. Nach einiger Zeit ging man denn auch ziemlich allgemein dazu über, die Jnseratseiten auf besonderen Blättern zu bringen, den eigentlichen Inhalt der Zeitschrift also durch die Ausnahme von Annoncen nicht leiden zu lassen. Ja, nach einiger Zeit ermöglichten die immer zahlreicher werdenden Anzeigen es sogar, daß der Umfang des literarischen Teiles der Zeitschriften vermehrt oder daß der Preis vermindert wurde. Ganz ähnlich verlief die Ent wicklung bei den Tageszeitungen. In dem allgemeinen Wettlaufe der Verleger suchte man dem Publikum immer mehr zu bieten; dies wurde nicht zum kleinsten Teil durch die Einnahmen ermöglicht, die man durch Aufnahme einer immer größer werdenden Zahl von Annoncen erzielte. Jetzt nahm man diese nicht nur nicht mehr widerwillig aus, wie noch Ende der sechziger Jahre, sondern man riß sich darum. Die Verleger steckten ihrerseits große Kosten in Agitations- Bureaus, die ihnen Annoncen verschaffen sollten. So wurde der moderne Kreislauf des Annoncenwesens immer weiter ausgebildet: der Verleger, der die Herstellung seiner Zeitungen oder Zeitschristen verbilligen will, sucht Inserate; der Kaufmann, der den Absatz seiner Waren heben will, inseriert; das Publikum erhält seine Zeitschriften dadurch billiger, zahlt aber den Inseratenpreis an den Kaufmann, von dem es Waren bezieht, im Preise seiner Waren mit. Aber nicht nur die Kaufleute lernten das Inserieren. Auch die Verleger lernten, für ihre Zeitungen oder Zeit schriften Reklame machen. Immer merkwürdigere Formen hat diese angenommen. Daß eine Zeitung dem Publikum große Säle zur Verfügung stellt, in denen es Bilder der neuesten Ereignisse oder interessanter Persönlichkeiten be trachten kann, ist schon etwas Alltägliches geworden. Auch Weihnachtsprämien aller Art, ferner die Verbindung etwa einer Unfallversicherung mit dem Abonnement auf eine Zeitung, die Bekanntmachung wichtiger Nachrichten durch riesige Transparente am Redaktionsgebäude und ähnliche Dinge erregen heute kaum noch besondere Aufmerksamkeit. Der gewiegteste Zeitungsherausgeber Nordamerikas (Hearstj greift schon zu ganz anderen Mitteln: ich brauche nur an die Europafahrt der Deutsch - Amerikanerinnen zu erinnern, die er auf seine Kosten vor wenigen Monaten unternehmen ließ. Und schließlich ist auch die immer mehr zunehmende Sensations hascherei, die Überbietung in auffallenden Nachrichten, sie mögen so unwahr sein wie sie wollen, ein Teil des Reklame- wesens amerikanischer Zeitungen geworden. Die Auflagezahlen der Zeitungen und Zeitschriften sind dadurch außerordentlich gestiegen. Es läßt sich schwer sagen, was mehr dazu beigetragen hat: die wachsenden Aufwendungen für Reklame, die Vervollkommnung und Verbilligung des Zeitungsdrucks, die Verbilligung der Einzelnummer, die durch die ungeheure Zunahme der aufgegebenen Annoncen möglich wurde, oder endlich die Zunahme der Volksbildung (namentlich die Ausdehnung des Schulzwanges und die Er richtung von Volksbibliotheken und Lesehallen, mit denen ja die ganzen Vereinigten Staaten übersät sind). Jedenfalls läßt sich weder die absolute Ziffer der heute in den Vereinigten Staaten erscheinenden Zeitungen und Zeitschriften mit der gleichen Zahl vor zehn oder zwanzig Jahren vergleichen, noch auch die Auflageziffer einer einzigen Zeitung oder Zeitschrift. Es sei vergleichsweise angeführt, daß auf jeden Kopf der Bevölkerung in den Vereinigten Staaten 1870 nur 39 Zeitungs- und Zeitschristen-Exemplare entfielen — 1880 bereits 41,2 — 1890 schon 72,2 — 1900 sogar 103 — 1905 volle 125, so daß also im Jahre 1905 auf jeden Einwohner ungefähr dreimal so viele Zeitungs und Zeitschriften - Nummern kamen wie in den Jahren 1870 und 1880. Die absoluten Ziffern betragen, wenn wir von den Auflageziffern absehen, für das Jahr 19o7: 2 415 Tageszeitungen 18 288 seltener als täglich erscheinende Zeitungen und Wochenschriften 2 655 Monatsschriften 177 Vierteljahrsschriften 21 535 Zeitungen und Zeitschriften. Die Gesamtnummerzahl aller Zeitungen und Zeitschriften betrug für das Jahr 1900: 8 168 148 749 Stück. Gegenüber der entsprechenden Zahl für das Jahr 1890 bedeutet das innerhalb eines einzigen Jahrzehntes eine Zunahme um 74,5 Prozent, Für das Jahrzehnt 1880 — 1890, in dem überhaupt das gesamte amerikanische Wirtschafts- und Kultur leben einen besonders großartigen Aufschwung genommen hatte, hatte die Zunahme sogar die riesenhafte Ziffer von 126,4 Prozent ausgemachtl Manche Wochenblätter haben ihre Auflagezahl im Lause der Jahrzehnte zunächst von 6000 aus 10 000, später sogar auf 50 OVO Exemplare hinaufsetzen können. Ja, es gibt Zeit schriften, die eine Auflage von 500 ovo Exemplaren erreichen. Daß das Reklamewesen aus diese Vermehrung des Um fanges und der Auslagezahl bedeutenden Einfluß gehabt hat, weiß jeder Beobachter dieser Entwicklung; auch lassen sich interessante Zahlen dafür anführen. Im Jahre 1880 wogen 1000 Exemplare von Zeitungen und Zeitschriften zusammen- aenommen im Durchschnitt 91,5 Pfund, 1890 betrug die Gewichtszahl bereits 118,4 Pfund, 1900 war sie auf l37,3 Pfund gestiegen, und bis zum Jahre 1905 wurde der gewaltige Sprung auf 176,4 Pfund gemacht. Das Durch schnittsgewicht betrug daher >905 fast das Doppelte von dem des Jahres 1880. Die Angaben des Statistischen Amtes der Vereinigten Staaten (Zensus-Bureau) über die durch schnittliche Seitenzahl von Zeitungen und Zeitschriften be stätigen diese Gewichtszunahme: 1880 betrug die Durchschnitts zahl 4,4 Seiten, 1905 dagegen 8,8 Seiten, sodaß sich auch nach dieser Zählung der doppelte Umfang gegen die Zeit vor fünfundzwanzig Jahren ergibt. Ganz besonders fällt die Zunahme des Umfanges bei den Sonntagsnummern der amerilanischen Zeitungen auf. Selbst die größten deutschen Zeitungen verbrauchen für ihre Sonntagsnummern nur einen Bruchteil dessen, was die Presse in Amerika dafür verwendet. Dem Hauptblatt liegt Beilage nach Beilage bei. Politisches, Klatschnachrichten, »sbort storios«, Romane, humoristische Beilagen, Kinderbei lagen, Modebeilagen und unendliche Jnseratenbeilagen folgen hinter- und durcheinander. Man hat ordentlich etwas zu tragen, wenn man eine solche Sonntagsnummer gekauft hat, die dabei doch nur etwa das Doppelte kostet wie die gewöhn lichen Nummern (meistens 10 Cents statt 5 Cents), Daß der Preis nicht höher angesetzt zu werden braucht, ist natür lich auf die Unmasse von Anzeigen zurückzusühren.
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