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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.02.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-02-02
- Erscheinungsdatum
- 02.02.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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^ 26, 2, Februar 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 1405 Der immer wachsende Umfang der Sonniagsnumnurn aber wird einerseits durch diesen selben Grund erklärt, andrerseits durch die Konkurrenz mit anderen Blättern. Nach der amtlichen Statistik wurden Sountagsnummern im Jahre 1905 von 456 Zeitungen herausgegeben, und die Ge samtauflagezahl dieser Sonntagsnummern betrug 11 539 021. Der Durchschnittsumfang betrug etwa 32 Seiten. Es wurde also für einen einzigen Sonntag von diesen Zeitungen eine Papiermenge verbraucht, die genügen würde, um eine Bibliothek von 5 900 000 Bänden zu je 500 Seiten zu drucken; zum Vergleich sei erwähnt, daß Deutschland, das Land der Bücher, nur 2 Bibliotheken mit mehr als 1 Million Bänden besitzt: die Königliche Bibliothek in Berlin und die Königliche Hof- und Staatsbibliothek in München. Ein außerordentlich großer Teil des Umfanges gerade der Sonntagsnummern wird von Anzeigen eingenommen. Wie sich die Vermehrung der Anzeigen im Laufe auch nur der letzten 10 Jahre gestaltet hat, dafür sei das Beispiel eines der beliebtesten Chicagoer Warenhäuser angeführt, das den Namen »The Fair« führt. Dieses hat an eine einzige Tageszeitung, die »Chicago Daily News«, in den Jahren 1898—! 907 für Inserate folgende Summen gezahlt: 1898 236 627,33 1899 „ 274 509,60 1900 351 153,43 1901 399 004,57 1902 372 534,49 1903 368 042,01 1904 356 909,44 1905 400 880,67 1906 „ 403 553,17 1907 „ 494 666,08 Also auch hier im Laufe eines einzigen Jahrzehnts eine Steigerung aus das Doppelte. Ein großer Teil dieser Annoncen entfiel auf die Sonntagsnummern. Um aber von einer einzelnen Zeitung ganz abzusehen und die Sonntagsnummern der größten Zeitungen Newyorks zu betrachten, so wiesen die 6 bedeutendsten Tageszeitungen dieser größten Stadt der nordamerikanischen Union z. B. für ihre Sonntagsnummern am 1. Dezember 1907 einen Umfang von 388 Seiten, durchschnittlich also 64>/, Seiten, auf Von den 888 Seiten kamen auf den eigentlichen Lesestoff 150 (durchschnittlich also 25 Seiten sllr einen einzigen Sonntag), — aus Illustrationen, (das heißt auf meistens recht oberfläch liche Zeichnungen) 89 Seiten — und auf Annoncen, die aber auch außerdem noch zwischen den Text eingestreut sind, 149 Seiten. Im Durchschnitt nahm also der Lesestoff nur 38,7 des Gesamtumfanges ein. Welche ungeheuren Summen für Annoncen in den Ver einigten Staaten ausgegeben werden, das zeigen die Zahlen für das Jahr 1900 — die letzten, die amtlichen Berechnungen entstammen und für die erst wieder durch die statistischen Aufnahmen des Jahres 1910 Vergleichszahlen für die Gegen wart werden geschaffen werden. Im Jahre 1900 betrugen die Einnahmen der Zeitungen und Zeitschriften in den Ver einigten Staaten insgesamt 175 189 610 Dollars, d. h. etwas mehr als 700 Millionen Mark. Davon aber ent fielen weniger als die Hälfte, nämlich 79 9384:3 Dollars, auf Abonnemcntsgelder und auf Einnahmen aus dem Einzelverkaus, während die Annoncen-Einnahmen diese Ein nahmequelle, die doch noch vor 40 Jahren fast die einzige Einnahmequelle aller Zeitungen und Zeitschriften gewesen war, nicht unerheblich überstiegen: sie betrugen 95 881127 Dollars. Heute ist diese Summe abermals beträchtlich höher. Man wird kaum sehlgehen, wenn man die Gesamteinnahmen der nordamerikanischen Zeitungen und Zeitschriften heute auf 300 Millionen Dollars jährlich schätzt und davon gegen Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. 200 Millionen, also etwa 800 Millionen Mark, auf die Annoncen rechnet. Übrigens sind damit natürlich noch durchaus nicht alle Kosten erfaßt, die daS Jnseratenwesen verursacht. Man dmf nicht außer acht lassen, daß die Verleger gewaltige Summen aufwenden, um diese Inserate zu erhalten, und daß ein ganzes Heer von Annoncenreisenden von ihnen lebt. Was ferner allein die Post für Briefe einnimmt, die im Dienste der Reklame geschrieben sind, — ich meine hier nur die Reklame, die mit dem Inserieren in Zeitungen und Zeitschriften zusammenhängt — geht in viele Millionen Dollars. Aber damit noch nicht genug: es ist auch ein ganzes Heer von Künstlern und Schriftstellern, mindestens im Nebenberufe, für das Jnseratenwesen tätig. Denn das Inserieren ist heute zu einer wahren Kunst geworden. Eine Anzeige, die sich damit begnügte, das Vorhandensein einer Ware und ihre Bezugsbedingungen nüchtern zu er wähnen, würde unter der Masse der übrigen Inserate völlig wirkungslos sein. Um durchzudringen, braucht jede Annonce eine Art persönlichen Stils, und ihre Beachtung ist um so mehr gesichert, wenn eine geschickte Zeichnung sie unterstützt. Ob diese nun auffallend gestaltet ist oder (sagen wir) idyllische Töne anschlägt — das ist dem Takte und dem Geschick des Künstlers überlassen, ebenso wie auch der Text der Annonce oder der ihr zu gründe liegende Gedanke von dem Jnseraten- fachmann gefunden werden muß. Auch in Deutschland haben wir ja schon eine Anzahl von Reklamebureaus, die die Reklame als Kunst betrachten und zu behandeln suchen. Natürlich müssen sür diese künstlerischen und gedanklichen Ausgestaltungen und Ausführungen der Jnseratenreklame noch weitere gewaltige Mittel neben den Jnseratengebühren, die die Zeitungen und Zeitschriften erhalten, gerechnet werden. Man denke auch seiner daran, wie zahllose Aufträge den Klischeefabriken für die Jnseratenklischees zugehen I Gerade in den Vereinigten Stallten findet man — zumal in Zeitschriften — ganz reizende Reklamezeichnungen. Über haupt ist dort die Kunst des Jnseratenklischees besonders ausgebildet. Sie benutzt für Zeitungen mit Weikdruckpapier und für Zeitschriften mit Kunstdruckpapier ganz verschiedene Techniken. In Deutschland beginnen wir erst jetzt, neben der letztgenannten Jnseratenklischce-Technik auch die elftere zu entwickeln; ich weise nur auf die Annoncenzeichnungen von August Hayduk (besonders für das Kaufhaus des Westens in Berlin) hin, die mir keineswegs schön erscheinen, vielfach sogar geradezu abstoßend auf mich wirken, bei denen man aber doch anerkennen muß, daß sie die Technik des Klischees für Tageszeitungen in unübertrefflicher Weise berücksichtigen. Amerikanische Zeitschriften haben kürzlich die Gesamt ausgaben, die man in den Vereinigten Staaten dem Annoncen wesen widmet, auf jährlich 600 Millionen Dollars gesctätzt. Das würde etwa eine Summe von 2'/, Milliarden Mark betragen, oder halb soviel, wie die Kriegskosten-Entschädigung, die Frankreich nach dem Kriege 1870/71 an Deutschland zu zahlen hatte! Eine ungeheure Summe, die aber ihre Wirkungen in dem raschen Pulsschlage des amerikanischen Wirtschaftslebens aufzeigt. Selbstverständlich ist dieser durchaus nicht allein auf das Jnseratenwesen zurllckzusühren, ist aber doch wohl dadurch mit so stark beschleunigt worden. Und um den Umfang des amerikanischen Annoncenwesens noch in ein anderes Bild zu fassen: in jedem Monat werden nach der Berechnung amerikanischer Statistiker 700 000 Zeilen Annoncen allein in Zeitschriften aufgegeben. Zum Vergleiche wird daneben gestellt, daß die Bibel 120 000 Zeilen enthält und alle Werke Shakespeares zusammengenommen It-6 000 Zeiten. Die nordamerikanischen Zeitschriften bringen also in jedem Jahre mehr als 30mal soviel Annoncenzeilen, als die
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