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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.06.1902
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- 1902-06-02
- Erscheinungsdatum
- 02.06.1902
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- Deutsch
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4805 ^ 124, 2. Juni 1802. Nichtamtlicher Teil. N i ch t a m t l i Ein typographisches Rätsel. (Vgl. Börsenblatt 1899 Nr. 1, 15, 18, 194, 280, 1900 Nr. 159.) Nicht viel länger als drei Jahrzehnte ist es her, daß die Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst mit Erfolg zum Gegenstand eifriger Forschungen gemacht wurde. Seit dem es so gut wie nicht mehr gewagt wird, das Verdienst Gntenbergs anzufechlen, sind erhebliche Fortschritte auf dem Wege in das Dunkel der Anfänge des Erfinders gemacht worden, wenn auch noch viel mehr zu thun übrig bleibt. Man hat sich in den vermeintlichen Entdeckungen auch wohl überstürzt, um das erste Jahr der Ausübung der Druckkunst ausfindig zu machen. 1890 hat Archivrat vr. A. Wyß in Frankfurt versucht, einen in Cambridge befindlichen Cisianus für das Jahr 1444 zu bestimmen. Ich habe damals durch Abdruck des Zainerschen Cisianus in Paris (vgl. Börsen blatt 1900 Nr. 159) gezeigt, daß die Folgerungen von Wyß unhaltbar seien, und heute nimmt niemand mehr den Wyßschen Versuch tragisch. Mit der ersten Veröffentlichung der Mainzer Gutenberggesellschaft wird uns Herr Bibliothekar Zedier in Wiesbaden Nachweisen, daß Gutenberg schon einen Kalender für das Jahr 1448 mit beweglichen Lettern ge druckt hat. Noch immer steht der Sockel des Straßburger Gutenbergdenkmals leer und wartet auf eine Inschrift! Fast vier Jahre ist es her, seit Otto Hupp in Schleißheim mit dem Anspruch hervortrat, das älteste von Gutenberg gedruckte Buch entdeckt zu haben. Daß sein Fund, der damals einiges Aufsehen erregte, nicht in Ver gessenheit gerät, dafür sorgt eine neue Veröffentlichung, die soeben unter dem Titel »Gutenbergs erste Drucke«*) er schienen ist. Sie hat den Zweck, alle gegen die frühe Datierung des von ihm aufgefundenen Messls speolals — dessen Druckzeit er in die Zeit vor 1450 setzt — erhobenen Einwände zu entkräften. Ein direkter, d. h. urkundlicher Altersbeweis ist, sagt Hupp, wie bei allen ersten Werken der Druckerkunst, so auch hier nicht zu führen. Der Wahr scheinlichkeitsbeweis aber sei gerade hier um so schwieriger, als das Missale sowohl inhaltlich, als in Bezug auf seine Type und das Druckverfahren ganz vereinzelt dastehe. Als das Werk bei Gelegenheit der Ausstellung zn Ehren Gutenbergs in Mainz 1900 zur Schau gestellt wurde, fand sich noch ein zweites Missale ein, das in der Bibliothek des Benediktinerstiftes St. Paul im Lavantthale iu Kärnten auf gefunden worden war und das zu fünf Sechsteln mit dem Huppschen Missale identisch ist. Diese Thatsache ist zwar recht interessant, macht aber die Feststellung der Entstehung noch erheblich schwieriger. Das neu aufgefundene Missale ist in der Hauptsache ein Auszug aus dem Rosenthalschen; aber es hat auch wieder Abschnitte, die jenem fehlen. Weil es nur 72 Blätter gegen 192 des Rosenthalschen umfaßt, so hat man es Llissküs abbrsvistuw getauft. Das Rätselhafteste an der Sache ist aber, daß beide Drucke, wie unzweifelhaft nachgewiesen werden kann, nicht nur in derselben Offizin mit denselben Typen gedruckt, sondern auch von demselben Satze und gleichzeitig abgezogen worden sind! Es finden sich nicht allein genau dieselben Abkürzungen, sondern auch dieselben Druckfehler und dieselben unreinen Buchstaben, sowie auf einer Seite derselbe Spieß; endlich zeigen dieselben Seiten Spiegeldruck, ein Beweis, daß die Bogen beider auf einen Haufen zusammengeschichtet waren! Das sonderbare Druckoerhältnis zwischen beiden Missalen *) München-Regensburg, Verlagsanstalt vorn:. G. I. Manz, Akt.-Ges. 98 S., gr. 4». Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 89. Jahrgang. cher Teil. ist nun derart, daß in dem abgekürzten Werke 21 Seiten neu gesetzt, der übrige Teil aber entweder von demselben Satz des Rosenthalschen Missale abgezogen worden ist oder neuen, im lüüsals Zpsoialo nicht enthaltenen Text aufweist. Der Neusatz ist aber großenteils ein Nachdruck des Nissig sxsoists, und zwar entspricht die erste Lage des Niee-tts sb- brsviatuiu dem Text in der achten Lage des Mssals spseialo. als mit der neunten Lage des Nissals bpseial« gleichzeitig gedruckt. Bei diesen ziemlich verwickelten, im vorstehenden nur ganz flüchtig gestreiften Verhältnissen entsteht die Frage: was konnte die Veranlassung sein, inmitten des Drucks eines Werkes einzelne Seiten zweimal zu setzen? Warum legte man auf elf Seiten, die verstreut unter den von der gleichen Form abgezogenen stehen, den Satz ab und setzte sie von neuem, während man doch andre Seiten, die oft ebenso störende Druck fehler wie diese zeigen, stehen ließ? Auf diese Fragen iveiß auch Hupp keine genügende Antwort zu geben, um so weniger als er seststellt, daß an einigen Stellen dem Nissuis sxseiols, an andern dem Msssls sbbrsNMuw die Priorität der Herstellung zukommt. Die Seiten des L-lisssls spseisls, die — im Gegen satz zu den andern, die gleich allen Seiten des Nisssls abbrsvistuw einen gleichzeitigen Rot- und Schwarzdruck auf weisen — den nachträglichen besondern Eindruck der roten Schrift zeigen, hält Hupp für Korrektucabzüge, »die entweder durch Zufall, oder aber durch eine für uns nicht mehr er kennbare Nötigung in das Buch gekommen sind«. Einen großen Wert legte Hupp in seiner ersten Ver öffentlichung auf den nach zwei Methoden angefertigten Rot druck im Ltts8»ls Zpsoisls. Er wollte damit beweisen, daß der Drucker zwischen verschiedenen Versuchen schwankte, während man im Psalter von 1457 (dessen kleine Type das LlidSitts Lpseisls aufweist) bereits zu dem Ergebnis gekommen sei, daß sich die roten Zeilen und Worte nur durch gleich zeitigen Druck mit dem Schwarz genau in den für sie be stimmten Raum eindrucken ließen. Damit sollte das höhere Alter des Missale wahrscheinlich gemacht werden. Nun hat sich aber erwiesen, daß in dem gleichzeitig hergestellten, von demselben Satz abgezogenen Nisssls Lbbruvistviv beim Rotdruck durchgehend die Methode des Psalterdrucks an gewandt worden ist. Hupp läßt es dahingestellt fein, ob der bessere, aber wohl auch umständlichere, gleichzeitige Druck von Rot und Schwarz — die roten Stellen mußten für das Einfärben des Schwarzdrucks abgedeckt werden — erst beim Druck der neunten Lage des Hisels spsemlg erfunden worden sei, oder ob man ihn schon früher gekannt und nur aus Bequemlichkeit nicht zur Anwendung gebracht habe. Ec hält die elftere Annahme für die wahrscheinliche; doch läßt die Thatsache, daß zwischen und hinter den nur einmalig gedruckten Lagen wieder der doppelte Druck zur Anwendung kam, nur gezwungene Erklärungen zu, wozu auch die Voraussetzung der Verwendung der oben schon erwähnten Korrekturbogen gehört. Hupp kommt zu dem Ergebnis, daß man während des Drucks des NiWsls spsoisls die Auflage, wenn von einer solchen bei den wahrscheinlich sehr wenigen hergestellten Exem plaren gesprochen werden darf, erhöht habe. Als die achte Lage vollendet war, habe man sich entschlossen, »ein oder einige Exemplare mehr zu drucken, eben dies Llissals sübre- viMum. Man setzte dafür die bereits abgelegten letzten Blätter der achten Lage des LttWMs exsomls von neuem und ordnete auch das Register neu. Ferner gab man der so gebildeten ersten Lage des Nlsi-als rchbroviatuin noch drei Seiten bei, 593
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