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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.06.1885
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- 1885-06-03
- Erscheinungsdatum
- 03.06.1885
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3622 Nichtamtlicher Teil. 125, 3. Juni. sogar Werke vom Umfange der Krünitzschen Encyklopädie, Brock haus' Konversations-Lexikon entgingen diesem Schicksal nicht. Daß nun besonders Goethe mit seinen zündenden Schriften, dem »Götz«, dem »Weither«, den Nachdruckern nicht entgehen konnte, liegt auf der Hand; diese begnügten sich nicht einmal mit bloßem Wiederabdruck, sondern veranstalteten, lange ehe der Dichter selbst daran dachte, Ausgaben seiner Werke, und einer derselben, der be kannte Himburg in Berlin, hatte die Kühnheit, Goethe durch etwas Porzellan, das er als Jude der Manufaktur hatte entnehmen müssen, entschädigen zu wollen. Übrigens ist diese Himburgsche Ausgabe mit den reizenden Kupfern von Chodowiecki ganz allerliebst und jetzt recht gesucht. — So haben Goethes Verleger von jeher mit diesem Übel kämpfen müssen, von Weygand, der den »Weither« verlegte, bis zu Cotta herauf. Als Goethe sich endlich entschloß seine Werke zu sammeln, um dem Publikum eine autorisierte Ausgabe zu bieten, kam er durch seine Bekanntschaft mit Bertuch in Weimar, der mit Göschen in Leipzig associirt war, an diesen letzteren, bei dem dann auch von 1786—90 die erste Ausgabe in acht Bänden erschien. Ein Geschäft war es für Goethe übrigens nicht. Dabei war Göschen kurzsichtig genug — ein Tadel, den Goethe wiederholt aus gesprochen, — dem Autor die Gefälligkeit des Verlages der »Meta morphose der Pflanzen« abzuschlagcn, eine Kleinigkeit, bei welcher er doch schließlich nichts hätte verlieren können. Der Verleger von Musä us, Ettinger in Gotha, verlegte sie, wohl in sicherer Hoff nung sich Goethe dadurch zu verpflichten, indessen ist üotz des noch langen Bestehens der Firma, deren Verlag jetzt Julius Fr icke in Halle hat, nichts von Goethe mehr bei ihr erschienen. Goethe gab die nächsten Merkchen, den »Bürgergeneral« und den »Großcophta«, an Ünger in Berlin, der ihm Wohl durch Reichardt empfohlen war. — Bei diesem erschienen denn auch von 1792 -1800 die »Neuen Werke«, vorzüglich »Wilhelm Meister« enthaltend; den Rest übernahm bei Auflösung des Unger- schen Geschäftes F. A. Brockhaus. — Dauernd wurde diese Ver bindung auch nicht, denn schon das nächste Werk bekam Vieweg in Braunschweig, der dem Verfasser ein wahrhaft großartiges Honorar — 1000 Dukaten —für »Hermann und Dorothea« zahlte, welches Gedicht denn 1798 gleichzeitig in mehreren Ausgaben erschien. Ans seiner Schweizerreise im Jahre 1797 lernte Goethe in Tübingen Cotta kennen, eine Bekanntschaft, welche, wie bekannt, eine der hauptsächlichsten Grundlagen zur Berühmtheit des Hauses Cotta wurde, dessen Name unauflöslich mit der Glanzzeit unserer Litteratur verknüpft sein wird. — Die »Propyläen« waren das erste selbständige Werk Goethes, welches Cotta verlegte und dieses Debüt war nicht ermutigend, denn die Zeitschrift schlief aus Mangel an Teilnahme bald ein, und nachdem ihr »Mahomet«, »Tancred«, »Was wir bringen« und »Die natürliche Tochter« gefolgt waren, entschloß sich Cotta zu einer Gesamtausgabe von Goethes Werken, ein Unternehmen, dem wir unsere Bewunderung nicht versagen dürfen. In der trübsten Zeit Deutschlands, bei dem Darniederliegen allen Handels und Wandels, in einer Zeit, in der nichts feststand als die Vergangenheit, hieß es wahrlich viel auf eine Karte setzen, wenn ein Kaufmann sein Geld in ein Unternehmen steckte, da- doch nur der Unterhaltung gewidmet, und von welchem dem Publikum bereits alles bekannt war; denn erst der dreizehnte Band, nachträglich angehängt, enthielt das einzige Neue, die »Wahlverwandtschaften«. Goethe erhielt 10000 Thaler Honorar, eine Summe, wie mich bedäucht, die auch heute noch angemessen wäre, wie vielmehr aber damals I Dazu kam, daß der alte Erbfeind, der Nachdrucker, diesmal Tr attner in Wien, sofort nach Erschei nen eine besser ausgestattete Ausgabe mit hübschen Kupfern ver anstaltete, die, wie Passow aus Teplitz klagt, um den halben Preis zu haben war. Indessen war Cotta ein Mann, der weiter sah als bis zur nächsten Ostermesse, wie hätte er sonst die »Farbenlehre« verlegt, zwei starke Bände mit Atlas, die ihm doch sicher ebenso wie später: »Zur Naturwissenschaft und Morphologie« und »Über Kunst und Altertum« wenig pekuniäre Freude gemacht haben werden. Seine Spekulation war richtig, alle ferneren Werke Goethes mit Ausnahme der »Pandora«, die 1810 bei Geistinger in Wien erschien, wurden sein Verlag: »Wahlverwandschaften«, » Wahrheit und Dichtung«, »Westöstlicher Divan«, »Wanderjahre«. Bei der nächsten Ausgabe der gesammelten Werke ging Cotta vorsichtig zu Werke, indem er gleicher Zeit, 1815—20, eine Stutt garter und eine Wiener Ausgabe, letztere bei Armbruster brachte. — Für den Druck »letzter Hand« erbat und erhielt denn Goethe des Durchlauchtigsten Deutschen Bundes schützende Privilegien, ein Fall ohne Präcedenz, der freilich den Nachdruck in der Schweiz, von Egli in Herisau, und in Paris von Tätot trörss nicht hindern konnte. Von 1832—68 blieb Goethe Monopol der Firma Cotta; denn auch Meyer in Hildburghausen wird mit seiner Groschenbibliothek kaum eine fühlbare Konkurrenz gewesen sein. Noch während des Erscheinens der Ausgabe letzter Hand, 1826—1842, brachte die Cottasche Buchhandlung zwei neue Aus gaben der »Werke«, die von Riemer und Eckermann besorgte in groß Quart und die in vierzig Bänden vom Jahre 1840, letztere durch das vom Verleger neu erfundene Format ausgezeichnet. — Die Jahre 1850 — 51 brachten die schönste (textlich leider mangel hafte) aller bis jetzt existierenden Ausgaben, die in Lexikon-Octav. Noch erschienen Goethes gesammelte Werke in der von Cotta und Göschen unternommenen Volksbibliothek deutscher Classiker und dann hörten sie nebst den anderen Klassikern auf Privileg zu sein. Mit dem Erlöschen des Monopols brachten dann gleichzeitig mehrere Verleger billige Ausgaben: Reclam in Leipzig, Prochaska in Teschen und allen voran Hempel in Berlin, dessen Ausgabe zwar die äußerlich bescheidenste, aber textlich wertvollste war. Dessen eben erscheinende zweite Auflage läßt ja in keiner Hin sicht mehr zu wünschen übrig und wird wohl die beste bleiben, bis die preußische Akademie der Wissenschaften dereinst Goethe edieren wird, eine Hoffnung, welcher sich schon die Brüder Grimm er freuten. Wir haben vorgehend nur die Gesamtausgaben ins Auge gefaßt, weil es sich von selbst versteht, daß die Einzelausgaben stets nebenher gingen. Ehe wir nun zur Goethelitteratur übergehen, sei es uns vergönnt einige Worte über die Illustrationen zu Goethes Werken zu sagen, soweit wenigstens als sie buchhändlerisch in Be tracht kommen. Man fand früher überhaupt noch mehr Geschmack an der Illustration als heute und verlangte für belletristische Werke mindestens Titelkupfer oder Vignette, und so sind auch die frühen Ausgaben fast sämtlich in dieser Weise geziert. Wir erwähnten schon die Himburgsche Ausgabe mit Kupfern von Chodowiecki und Daniel Berger, der sich dann Göschens Ausgabe mit Stichen nach Angelica Kauffmann von Meil, Oeser, Lips anschloß. — Cotta nun wurde zu einer Zeit Goethes Verleger, als die tän delnde Art der Buchillustration mit Vignetten, oulo äs lamps ic. aushörte; das leichte Genre beschränkte sich auf Almanache und Taschenbücher, und wenn anderweitig Illustrationen geboten wurden, so traten sie mit den Prätensionen selbständiger Kunst werke auf. — Zu der Ausgabe letzter Hand erschienen beiFleischer Illustrationen von Ramberg; der Quartausgabe gab Cotta Stahlstiche nach Kaulbach bei und zu der Ausgabe von 1840 er schienen bei Scheible, Rieger und Sattler eine Gallerte von Bildern, ebenso wie später zur Ausgabe der Volksbibliothek. Die
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