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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1885
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- 1885-06-15
- Erscheinungsdatum
- 15.06.1885
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- Deutsch
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glauben, oder welche Absichten sonst dabei Vorlagen, wer vermöchte das heute mit Sicherheit festzustellcn; genug, in allen bis dahin gedruckten Büchern fehlen diese Angaben, und der Psalter tritt zuerst aus diesem Dunkel hervor, indem er auf dem letzten Blatte die Erklärung anfügt: „Vorliegender Codex der Psallnen, durch Schönheit der Hanptbnchstaben geschmückt und mit unterschiedenen Rubriken hin länglich versehen, ist durch die kunstreiche Erfindung zu drucken und Buchstaben zu bilden, ohne irgend eine Schrift der Feder so aus geführt und zum Lobe Gottes wie zur Ehre des heiligen Jakobus mit Fleiß zu stände gebracht worden durch Johann Fust, Mainzer Bürger, und Peter Schösser von Gernsheim im Jahre des Herrn 1459 am 29. August." — Auch im Catholicon wird der Schleier über die Art der Her stellung gelüftet, jedoch ohne den Namen seines Erzeugers zu ver raten. Die Schlußbemerkung dieses herrlichen Druckwerkes lautet zu deutsch: „Unter des Allerhöchsten Beistand, auf dessen Wink der Kinder Zungen beredt werden und welcher den Geringen oft Plötzlich ent hüllt, was er den Weisen verbirgt, ist dieses vortreffliche Buch »Catholicon« im Jahre der Menschwerdung des Herrn 1460 im guten Mainz gedruckt und vollendet worden, der ruhmwürdigen Stadt deutscher Nation, die Gottes Gnade mit so hohem Geistes lichte und freiem Gnadengeschenke den anderen Völkern der Erde fortan voranzuleuchten gewürdigt hat. Nicht mittelst des Rohrs, des Griffels und der Feder ist dies bewerkstelligt, sondern durch ein wunderbares Zusammenpassen, Verhältnis und Maß der Patronen und Formen." — In so bescheidener Weise dachte Gutenberg selbst von seiner Erfindung. Daß cs aber seine Erfindung ist, das bekannte 45 Jahre später Peter Schössers Sohn und Nachfolger, Johann, indem er in einer Ausgabe des Livius, die er dem Kaiser Maximilian widmete, die Dedikation mit der Notiz versieht: „In welcher stadt sMainzj auch anfänglich die wunderbare kunst der Trückerey und im ersten von dem kunstreichen Johann Güttenbergk, do man zahlt nach Christi unseres Herrn geburth Tausend vierhundert und funffzig jahre, erfunden, und darauf mit Vleyß, kost und arbeyt Johann Fausten und Peter Schössers zu Mentz gebesserth und bestendig gemacht ist worden." Schon im Jahre 1509 freilich hielt er es für nötig, seinem »Lrsviarium Lla-cuntiusnss« die Schlußschrift beizugeben: „Ge druckt zu Mainz mit Kosten und Mühe des ehrenvollen und sorg lichen Mannes Johann Schösser, Bürgers von Mainz, dessen Großvater der erste Erfinder und Urheber der Buch druckerkunst war." Von der ältesten Gutenbergbibel aus den Jahren 1450— 1455 haben sich auf der Mainzer Bibliothek mir Bruchstücke er halten, dagegen besitzt dieselbe einen Schatz ersten Ranges in einem außerordentlich schönen Exemplar der »Liblia Sacra latioa« von Fust und Schösser aus dem Jahre 1462, ein zwei Foliobändc um fassendes Prachtwerk, dessen eine Hälfte auf Pergament, die andere auf Papier gedruckt ist. Der erste Anfangsbuchstabe ist ausgelassen, um später mit der Hand farbig eingezeichnet zu werden, und auf den beiden letzten Seiten stehen die Namen der Drucker mit der rotgedruckten Jahreszahl 1462 und den Wappen derselben. Da ist noch ein Blatt, das der Beachtung wert. Nur ein Blatt in Querfolio mit sehr kleinen Lettern in engen Zeilen ge druckt, aus Fust und Schössers Druckerei im Jahre 1461 hervor gegangen; aber ein Dokument von tiefeinschneidender Bedeutung für die Mainzer Geschichte. Es ist die Bulle des Papstes Pius, durch welche Diether von Isenburg als Erzbischof von Mainz abgesetzt und Adolf von Nassau an dessen Stelle ernannt wird. Damals entbrannte jener für das Erzstift Mainz so verhängnis volle Krieg, infolge dessen die Stadt erstürmt und ausgeplündert, viele Häuser zerstört, eine Menge von Bürgern vertrieben, Handel und Gewerbe auf lange Zeit lahm gelegt wurden. Während die Offizin von Fust und Schösser ebenfalls der Verwüstung zum Opfer fiel, blieb zwar Gutenbcrgs Werkstatt verschont, da der Besitzer zum Grafen hielt, allein der Weiterbctrieb der Druckerei wurde ihm doch unmöglich. Und so sehen wir ihn mit seinen Apparaten nach Elt ville, der Residenz Adolfs, auswandern, der ihm für Lebenszeit ein Asyl bot. Seine Kunst verbreitete sich außerordentlich rasch und in den nächsten Jahren finden sich bereits in Bamberg, Straßburg, Köln, Maricnthal, Venedig, Rom, Basel, Augsburg, Ulm, Nürn berg, Mailand, Florenz, Paris, Lübeck rc. Druckereien, die zum teil eine ungemein rührige Thätigkeit entwickelten. An Werken aus dieser Periode ist die Mainzer Bibliothek sehr reich und manches darunter, so namentlich einige der zu Marienthal im Rheingau gedruckten Bücher, haben sich nur hier allein noch erhalten. Gutenberg starb in der Zeit zwischen dem 24. November 1467 und dem 27. Februar 1468. Das ist ziemlich sicher. Wo er aber begraben liegt, darüber hat man sich lange im Ungewissen er gangen. Neuerdings glaubt man genügende Anhaltungspunkte da für gefunden zu haben, daß es die Franziskanerkirche in Mainz war, wo Gutenberg seine letzte Ruhestätte erhielt; das Grab selbst aber ist nicht zn ermitteln gewesen, wie denn auch kein Bild von ihm existiert, das zuverlässig als Konterfei nach dem Leben an zusehen wäre. Nicht lange nach dem Tode des Erfinders sehen wir auch schon die Illustration mit dem Drucke verbunden und zwar in großer Ausdehnung und überraschender Schönheit. Da blättern wir eben in einem dieser Werke. Es ist die Hartmann-Schedelsche Chronik, 1493 in Nürnberg gedruckt, mit Holzschnitten von M. Wolgemut und W. Pleydenwurf, ein mächtiger Foliant mit circa 2000 in den Text eingedruckten Holzschnitten, Porträts be rühmter Personen, Städteansichten, Landschaften rc. zum teil recht kurioser Art darstellend. Wem käme nicht ein Lächeln an, wenn er heute diese Fundgrube des Wissens von damals durchmustert! Was verstand man zu jener Zeit unter Geschichte, Geographie, Natur wissenschaft, Heilkunst und dergl. mehr! Welch ein dicker Nebel des Aberglaubens lag noch über allem! Und doch muß das Verlangen nach einem solchen Werke, das man als den ersten rohen Anfang einer Realencyklopädie bezeichnen kann, ein sehr großes gewesen sein, denn die Hartmann-Schedelsche Chronik erschien in demselben Jahre lateinisch und deutsch — ein gewiß höchst kostspieliges Unter nehmen. Eine ganze Reihe ähnlicher Editionen, eine stattlicher als die andere, schließt sich hier an; sie alle kennzeichnen sich als Früchte emsigen Fleißes, sie alle tragen den Stempel ihrer Zeit und führen uns den gewaltigen Umschwung zn Sinne, den die Forschung im Laufe der letzten drei Jahrhunderte auf allen Gebieten des Wissens vollzogen hat. Staunen muß man, wenn man sieht, welche meisterhafte Ent wickelung damals bereits die Holzschneidekunst gefunden hatte. Da haben wir z. B. einen Pariser Druck vom Jahre 1488 vor uns, ein Gebetbuch (Hsnrco) mit Holzschnitten, Randleisten und ande ren Verzierungen in wahrhaft bewundernswürdiger Weise aus- gcführt. Der Druck ist von glänzender, tiefschwarzer Farbe, ungemein klar und deutlich, während die Initialen in Rot und Gold oder Blau und Gold aufs prächtigste sich abheben. Aber dies alles tritt zurück, wenn man aufmerksam die in Holz geschnit tenen bildlichen Darstellungen betrachtet. Es sind großenteils Scenen aus der biblischen Geschichte, alle aber bis ins kleinste von einer solchen Feinheit der Ausführung, daß sie von unserer
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