Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-06-15
- Erscheinungsdatum
- 15.06.1885
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18850615
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188506157
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18850615
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1885
- Monat1885-06
- Tag1885-06-15
- Monat1885-06
- Jahr1885
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
modernen Xylographie schwerlich übertroffen werden könnten. Besonders fesselt ein Totentanz unser Augenmerk, der unwill kürlich an die weltberühmten Bilder gleichen Namens erinnert, welche ein halbes Jahrhundert später unter Holbeins Meister griffel hervorgingen. Auch das erste in deutscher Sprache erschienene Buch: »Der sicher Zugang der Hymel« betitelt und ungefähr aus dem Jahre 1466 stammend, ist hier zu finden, ebenso deutsche Bibelüber setzungen vor Luther, darunter eine der schönsten, die Nürnberger Ausgabe von 1483 mit Holzschnitten. Es verlohnt sich wohl, ein wenig bei diesen Schriften zu ver weilen und Vergleiche anzustellcn. Daß die Existenz unserer neu hochdeutschen Sprache auf Luther zurückzuführen ist, weiß ein jeder und wird wohl selbst von denen nicht geleugnet, die in religiöser Beziehung nicht zu seinen Anhängern zählen. Allein welcher Mühe und Arbeit und welch eines schöpferischenGeistes cs bedurfte, um eine Bibelübertragung wie diese zu schaffen, das ersieht man erst, wenn man das klare, leichtverständliche Wort- und Satzgefüge derselben mit dem wüsten Chaos vergleicht, das ans den früheren uns cntgegenstarrt. Da vermag sich ein Leser von heute kaum hindurchzuwindcn. Auch an den älteren Notendrücken, deren die Mainzer Bibliothek eine ziemliche Auswahl darbietet, wollen wir nicht achtlos vorübergehen. Aus dem fünfzehnten Jahrhundert sind keine Pro ben vorhanden, man verstand sic damals noch nicht durch Druck her zustellen und mußte sich begnügen, die Noten in die Linien (deren damals nur vier in Gebrauch waren) hineinzuschreiben. Die ersten Versuche, von dem Augsburger Hans Froschauer zu stände gebracht, sind nicht mit Typen, sondern durch Holzschnitt hergestellt. Die ersten mit beweglichen Lettern gedruckten Noten kamen zu Anfang des 16. Jahrhunderts aus Italien; dieselben sehen freilich noch recht steif und eckig aus und sind augenscheinlich nicht gleichzeig mit den Linien, sondern später in die letzteren hineingedruckt. Sehr reich ist die Mainzer Sammlung an Schriften aus der späteren Blütezeit der Drnckerkuust im sechzehnten Jahrhundert. Da begegnen wir Christoph Plantin aus Antwerpen, ferner Aldus Manutins aus Venedig, dem namhaften »Wahrer und Mehrer des typographischen Ruhmes Italiens« (si 1515), der be sonders durch billige und korrekte Ausgaben der Klassiker großen Einfluß auf die Verbreitung der Wissenschaft gewann. Bis dahin nämlich beschränkten sich die Buchdrucker größtenteils auf die Ver vielfältigung mystischer, scholastischer oder höchstens juristischer Werke und hielten sich dabei meist an jenes große, wenig bequeme Folioformat. Auch die berühmte Buchdruckerfamilie der Giunta (Junta) in Florenz, welche im sechzehnten und siebzehnten Jahr hundert blühte und eine ansehnliche Reihe lateinischer und griechischer Autoren in billigen Ausgaben hervorbrachte, ist hier zahlreich vertreten. Ihr hat man z B. die berühmte Qnartansgabe von Boccaccios »Decamerone« zu danken, die als Prototyp aller späteren Ausgaben diente, bis die Entdeckung eines im Jahre 1384 entstandenen Manuskriptes den Wert des Buches hcrabsetzte. — Auch viele Drucke von Frobcn, Elzevir und anderen berühmten Offizinen finden sich in der Mainzer Bibliothek. Von Büchcrständer zu Bücherständer wandernd, werden wir fast bei jedem Schritt von neuen Merkwürdigkeiten festgehalten. Nur eines sei hier noch erwähnt. Es ist ein seltener kleiner Druck von acht Blättern in Quart aus dem Jahre 1533 von Ivo Schösser, dem Nachfolger seines Oheims Johann in Mainz, und führt den Titel: »Römischer Keyscrlicher Majestät und gcmeyner Stende des heylichen Reichs Ordnung aufs jungst gehalten Reichs tag gemacht« rc. Hier finden wir auf Blatt 7 im Artikel »von der Truckerey« das erste Censurgesetz. Darin heißt es: »nachdem durch die unordentliche truckerey biß anher viel übles entstanden, ergeht das verbot etwas Neues zu drucken noch feil zu halten, cs sei denn zuvor durch dieselb geystlich oder weltlich oberkeyt darzu ver ordnet, verstendige Person besichtigt, des Truckers namen und zunamen, auch die statt, darin solches gedruckt, mit nemlichen Worten darin gesetzt.« — Eine Bestimmung gleicher Art, wenn auch nur für einen beschränkten Kreis, war übrigens schon lange vorher ergangen, und zwar im Jahre 1486 durch den Erzbischof Berthold von Mainz, der die vorgängige Censur für seinen Sprengel an ordnete. Die herrschenden Gewalten in Kirche und Staat hatten bei Zeiten in der Presse einen unter Umständen gefährlichen Gegner erkannt, den sie auf diese Weise unschädlich zu machen suchten. Theod. Winkler. Ein Nachtrag zu Othmers Vadcmccum des Sortimenters. *) Der Gedanke des verstorbenen Buchhändlers Gustav Othmer in Hannover (Firma: Fr. Cruse's Buchhandlung), in einem sogenannten Vademecum des Sortimenters „eine Zusammenstellung des Wissenswürdigsten und Hervorragendsten aus den einzelnen Fächern der Litteratnr, wie sie namentlich dem Sortimenter beim täglichen Verkehr wünschenswert sein muß", hauptsächlich im Interesse seiner jüngeren Kollegen zu geben, ist ohne Zweifel ein sehr glücklicher gewesen, und ebenso glücklich und von seiten des betreffenden Publikums beifällig begrüßt hat Othmer diesen seinen Gedanken zur Ausführung gebracht. Das Vademecum erschien zuerst 1861, sodann neun Jahre später in einer zweiten vermehrten Auflage, und 1878 zum dritten Male in neuer und fast auf das doppelte erweiterter gänzlichen Umarbeitung. Hatte das Vademecum, welches „in den Mußestunden ursprünglich zum eigenen Gebrauche des Verfassers" ausgearbeitet worden war, bereits bei seinem ersten Erscheinen an der Öffentlichkeit den Beweis geliefert, daß es den Bedürf nissen des Publikums entspricht und deshalb recht beifällige und den Verfasser befriedigende Aufnahme gefunden, so hat sich der letztere gleichwohl dazu angeregt gesehen, den seinem Vademecum noch anhaftenden Mängeln, die ja bei keiner neuen litterarischen Schöpfung, zumal ohne Beihilfe von Vorgängern aus ähnlichem Litteraturgebiete, ausbleiben werden, sorgsam nachzuspüren und denselben teils den Bedürfnissen der fortgeschrittenen Zeit gemäß, teils im Einklänge mit den von seiten der Leser kundgegebenen Wünschen nach Kräften abzuhelfen. Zeugnis davon giebt die zweite Auflage und mehr noch die dritte, zu deren besonderer Empfehlung es der Verfasser gar nicht notwendig gehabt hätte, ihr von einem seiner Freunde, dem Kaiserlich Russischen Wirklichen Staatsrate Professor Leo Meyer in Dorpat, dessen Autorität auf dem betreffenden Litteraturgebiete wohl kaum von den Sachkundigen als von sonder lichem Gewichte anerkannt werden dürfte, vorsetzen zu lassen. Bald nach dem Erscheinen der dritten Auflage hatte Othmer bei seinem fortdauernd regen Streben nach möglichster Vervoll kommnung seiner ihm ans Herz gewachsenen Arbeit den Plan einer vierten ins Auge gefaßt; aber mitten in seinen Plänen ist er vom Tode hinweggerafft worden. *) Othmers Vademecum des Sortimenters. Zusammenstellung der wissenswiirdigsten Erscheinungen auf dem Gebiete der Gesammelten Werke und Schönen Literatur, vorzugsweise der deutsche», von An beginn bis zur Gegenwart nebst genauer Angabe der Preise und Ver leger sowie kurzen biographischen und bibliographischen Notizen, Nach trag zur 3. Auflage. Auch unter dem Titel: Zusammenstellung der wissenswiirdigsten Erscheinungen auf dem Gebiete der Schönen Literatur aus den Jahren 1878—1884. Als Nachtrag zu Othmers Badcineeum des Sortimenters, 3. Auflage bearbeitet von Carl Georg und Leopold ! Ost. Hannover 1885, Cruse. 8°. VI, 368 S. Preis 8 Mark.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder