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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.06.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-06-17
- Erscheinungsdatum
- 17.06.1885
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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Erscheint »Uber Sonntag, täglich. — Bir srüh 9 Uhr ein gehende «»zeigen kommen in der Regeln. wenn irgend möglich in der nächsten Nr. zur Aufnahme Börsenblatt für den Beiträge für da, Börsenblatt sind an die Redallton — Anzeigen aber an die Expedition derselben zu senden. Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigentum de» BörfenticreillS der Deutschen Buchhändler. 137. Leipzig, Mittwoch den 17. Juni. 1885. Nichtamtlicher Teil. Ein Gang durch die Mainzer Stadtbibliothrk. II. Eine weit hinter uns liegende Kulturperiode thut sich vor unseren Blicken auf, indem wir uns den alten Handschriften der Bibliothek zuwenden, die aus den im Jahre 1781 aufgehobenen Klöstern, dem Karthause-Altmünster- und Reiche Klara-Kloster hierher übergegangen sind. In die stillen Zellen der Klöster müssen wir bekanntlich treten, um den Ursitz jener heute mit der Buchdruckerpresse ausgeführten, ehedem aber mühsam mit Feder und Pinsel betriebenen Kunst aufzufinden. Hier war die Haupt pflegestätte der Schreibekunst, hier saßen die Mönche und die Nonnen, zurückgezogen vom Geräusch der Welt, und vervielfältigten die Werke namhafter Schriftsteller. Vom dreizehnten Jahrhundert an treten allerdings auch gewerbsmäßige Lohnschreiber und -Schreiberinnen in den Städten auf. So schrieb z. B. 1401 ein Mainzer Bürger, Peter von Bacharach, für das Gericht zu Eltville den »Schwabenspiegel« ab und eine Augsburgerin, Clara Hätzlerin, erlangte durch ihre Fertigkeit auf diesem Gebiete einen bekannten Namen. Aber der vornehmlichste Sitz der Schreibkunst blieb doch das Kloster; da entstanden auch die ersten Versuche, die Werke durch schön gemalte Überschriften, Anfangsbuchstaben und Randverzierungen auszuschmücken, eine Sitte, die sich allmählich in großartiger Weise ausbildete und bekanntlich heute auf typo graphischem Gebiete wieder vielfach in Aufnahme gekommen ist. Ebenso in die Augen fallend aber wie die Sauberkeit und Zierlichkeit, mit der diese Handschriften hergestellt sind, ist die Solidität und Dauerhaftigkeit ihrer Grundlagen. Trotz eines Alters von vielen hundert, bei manchen von mehr als tausend Jahren ist das Pergament noch unverdorben und die Tinte größten teils von tiefster Schwärze. Schon vor alters verstand man das Pergament aus Tierhäuten mit solcher Kunstfertigkeit herzustellen, daß es fast so weiß und dünn war wie Papier, und wo nicht gewaltsame Störungen eingriffen, hat es allen Einflüssen der Zeit widerstanden. Die gleiche Haltbarkeit zeigt die Tinte, die man anfangs aus Ruß oder gebranntem Elfenbein mit einem Zusatz von Wein herstellte; gerade diese älteste Art der Schreibflüssigkeit hat sich am dauerhaftesten erwiesen; sie erscheint weniger verblichen als die später aus Galläpfeln gewonnene.... Da liegt eine solche alte Pergamenthandschrift vor uns und nötigt uns auf jeder Seite Bewunderung ab. Es ist eine französisch- burgundische Arbeit von größtem Werte, ein mit prächtigen Randverzierungen, Initialen und Miniaturen ausgestattetes Ge betbuch, 178 Oktavblätter umfassend und in rot gemusterten Damast gebunden, das zu den Kleinodien der Bibliothek gehört. Eine alte Tradition des Karthäuserklosters, aus welchem dieses Offizienbuch in den Besitz der Stadtbibliothek übergegangen ist, besagt, daß es Zweiundfünszigster Jahrgang. ehedem Eigentum Karls des Kühnen von Burgund gewesen sei. Mit größter Accuratesse ist jede Seite mit Ranken in Gold und Blau eingefaßt, die Schrift von seltener Gleichmäßigkeit und Schönheit, und alles aufs beste erhalten. Von einer wahren Meisterhand zeugen die Miniaturen, die mit bewundernswerter Ge schicklichkeit in Farben ausgeführt sind und trotz ihrer beschränkten Ausdehnung selbst dem Gesichtsausdrucke der dargestellten Engel und Heiligen einen bestimmten Charakter verleihen. Nach der An sicht von Sachverständigen stammt diese Arbeit etwa aus dem dritten Viertel des fünfzehnten Jahrhunderts, einer Zeit, in welcher die Kunst der Buchmalerei noch im hohem Flor stand. War schon das bloße Kopieren eine mühsame und zeitraubende Arbeit, wie viel mehr, wenn dazu Malereien der angegebenen Art kamen. Es geschah gar nicht selten, daß die Herstellung eines solchen Werkes von einigem Umfang die halbe Lebenszeit eines Schreibers ausfüllte. Dabei ist zu bedenken, daß ja auch die gewöhnlichen Textesworte nicht in leicht dahinfließender Kurrentschrift, sondern in großen aufrechtstehenden und sorgsam gezeichneten Buchstaben ausgeführt zu werden pflegten. Im Anfänge des neunten Jahrhunderts war die Schrift noch sehr unrein, d. h. durch viele merovingische und lombardische Zeichen entstellt; seit 820 aber kam statt dieser Mischgattung allgemein die karolingisch-römische Schrift in Aufnahme, welche von unseren latei nischen Lettern wenig verschieden ist. Das älteste auf uns gekommene Beispiel einer solchen Buch malerei ist eine aus dem vierten Jahrhundert stammende Handschrift des Virgil, welche als hohe Sehenswürdigkeit in der vatikanischen Bibliothek aufbewahrt wird. Das früheste Manuskript der Mainzer Sammlung datiert aus dem achten Jahrhundert. Unter Karl dem Großen machte die anfänglich noch ziemlich unbeholfene Kunst bedeutende Fortschritte und gelangte am Ende des vierzehnten Jahrhunderts zu ihrer höchsten Blüte. Bald be schränkte man sich nicht mehr auf bloße Buntmalerei der Anfangs buchstaben, sondern verband damit förmliche dem Text angepaßte Zeichnungen, wie Heiligenbilder, Blumen und Tiere, ja ganze Sce- nen, und legte damit den ersten Grund zu der später so weit aus gebildeten Jllustrations-Litteratur. Unter den verschiedenen Mönchsorden waren es besonders die Benediktiner, die sich überhaupt durch ihren Eifer für die Pflege der Litteratur hervorthaten, und, um Müssiggang zu verhüten, den Kon- ventualen das Kopieren von Handschriften, sowie das Studium der Klassiker geboten. In jedem Stift befand sich wenigstens ein Schreibsaal, 8oriptorinm, worüber der armgriao die Aufsicht führte, während der oaiusrariuo oder oeUarUm das nötige Schreibmaterial lieferte, die Auswahl der zu kopierenden Bücher aber der Abt be stimmte. In Klöstern, wo das Abschreiben im großen betrieben 397
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