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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.06.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-06-17
- Erscheinungsdatum
- 17.06.1885
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- Deutsch
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^ 137, 17. Juni Nichtamtlicher Teil. 2855 Jahrhundert, das Wohl durch die Kreuzzüge nach Deutschland ge kommen sein dürfte; da ist ferner ein Buch in geschnitzter Holzdecke; die ganze Vorderseite nimmt ein gegeißelter Heiland ein, in einer Umrahmung von Säulen und Arkaden. Von ganz anderer Ge schmacksrichtung zeugt ein Ledereinband mit eingepreßten Ver zierungen, oben und unten Medailloneinlagen mit den Köpfen von Heiligen in Kupferemail, vorwiegend grün und blau, dabei die Figuren in scharfer Zeichnung, während die Rückseite eine ver goldete Metallplatte aufweist, deren breiter Rand reich mit ein gravierten Ornamenten ausgestattet ist. Eine prachtvolle Arbeit tritt uns ferner in dem Einband einer orientalischen Handschrift entgegen, bei welchem die Außenseite in schwarzer Lederpressung auf Goldgrund fast noch überstrahlt wird durch die Innenseite von braunem Leder mit blauem Grund und Goldverzierungen, unter brochen durch kleine Felder mir Goldgrund und darauf wieder schwarzes Lederornament. So kompliciert in der Ausführung bringt die moderne Buchbinderei trotz ihrer großartigen Fort schritte und bedeutenden Hilfsmittel kaum noch einen Einband auf den Markt. Gerade bei der Musterung dieser Reliquien aus vergangenen Epochen des Bücherwesens kommt uns noch manche hochinteressante Specialität zu Gesicht. So eine Reihe von schwarzen Leder einbänden mit Holzunterlage aus der Bibliothek des Psalzgrafen bei Rhein, Otto Heinrich, mit dessen Porträt in Goldpressung auf der Vorderseite und der Unterschrift: »Ottbsinrieb von (1. 0. ps.ItLArs.vs bsz- rsin ckss Uez-I. Röw. Usiobss Lrtr vuä Oburb. in dlisäsrn- uuck Obsrn-Ks^sim« nebst Jahreszahl. Auch in der Geschichte ihrer Verwaltung hat die Mainzer Bibliothek manche denkwürdige Momente. Stand an ihrer Spitze doch im vorigen Jahrhundert der vielgepriesene und vielgeschmähte Historiker Johannes von Müller, Verfasser der »Geschichte der Schweizerischen Eidgenossenschaft«, den der Kurfürst von Mainz 1786 hierher berief und der diese Stelle bis zur Einnahme der Stadt durch die Franzosen im Oktober 1792 verwaltete. Dieser Gelehrte, der namentlich wegen seines späteren Anschlusses an Napoleon viel verdammt worden ist und dem gleichwohl der König Ludwig von Bayern ein Denkmal mit der Inschrift errichtete: »Was Thukydides Hellas, Tacitus Rom, das war Müller seinem Vaterlande«, — dieser Gelehrte war übrigens nicht nur ein sorgsamer Hüter und Ordner der Mainzer Bücher schätze, sondern auch ihr fleißigster Benutzer. Weiß man doch z. B., daß er, um eine Geschichte der Welt zu schreiben, seit 1781 nicht weniger als 1833 Quellenschriftsteller bis zur Reforma tion und zwar auf 17 000 enggeschriebenen Folioseiten excerpiert hatte. Respekt vor solchem Sammelfleiß. Gleichzeitig mit Johannes von Müller und ebenfalls durch den Kurfürsten von Mainz als Bibliothekar hierher gezogen, sehen wir noch eine zweite Berühmtheit an diesem Platze, dies ist Georg Förster, der bekannte Weltumsegler und klassische Schriftsteller. Seine Stellung als Protestant und kosmopolitischer Republikaner am Hose eines Kirchenfürsten mag trotz der ungewöhnlichen Frei- sinnigkeit seines hohen Gönners heikel genug gewesen sein. Auch von ihm gilt das Wort: »Von der Parteien Gunst und Haß ver wirrt, Schwankt sein Charakterbild —.« Namentlich seine Mission nach Paris, wo er die Bereinigung des linken Rheinufers mit Frankreich zu erwirken suchte, hat ihm die herbsten Verurteilungen zugezogen. Mit der Reichsacht belegt, starb er zu Paris eines frühen Todes am 16. Januar 1794. Schließlich müssen wir noch der dankenswerten Reorganisation gedenken, welche die Mainzer Bibliothek in jüngster Zeit nach lang jähriger, zum Teil noch aus den Tagen der französischen Herrschaft datierender Vernachlässigung unter der Leitung des gegenwärtigen Bibliothekars Herrn vr. Velke erfährt. Durch wissenschaftliche Ordnung und möglichste Vervollständigung nach allen Seiten hin werden die seit Jahrhunderten in Mainz angesammelten Schätze ihrer Bestimmung immer mehr zugesührt, so daß sowohl im Publi kum als auch bei den städtischen Behörden das Interesse für die Sammlungen bedeutend zugenommen hat und der Wert einer solchen Bibliothek immer mehr erkannt wird Zugleich hiermit ver bunden ist übrigens das städtische Archiv, dessen Urkunden bis in das siebente Jahrhundert zurückreichen, sowie ein wertvolles Münz kabinett, das namentlich in letzter Zeit eine bedeutende Bereicherung erfahren hat, und eine von dem bekannte» Musikverleger Schott gestiftete Autographcnsammlung. — Alles in allem so viel des Sehenswerten, daß der lebhafte Zuspruch wohlbegründet ist, den die Mainzer Bibliothek namentlich von Durchreisenden fort während erfährt. Theodor Winkler. Eröffnung des Deutschen Buchgewerbe-Museums in Leipzig. Der »Centralverein für das gesamte Buchgewerbe« in Leipzig kann mit freudiger Genugthuung einen hochwichtigen weiteren Fort schritt auf der Bahn seiner Bestrebungen verzeichnen, indem sein unermüdlicher Vorstand in der Lage ist, die Eröffnung des »Deutschen Buchgewerbe-Museums« schon für die nächsten Wochen in Aussicht stellen zu können. Derselbe sandte vor einigen Tagen die nachfolgende Mitteilung an seine Mitglieder: Die Liberalität des Börsenvereins für den deutschen Buchhandel und des Herrn Kommissionsrat Heinrich Klemm in Dresden setzt uns schneller, als wir zu hoffen wagten, in die Lage, Ihnen die Mitteilung von der bereits im Laufe dieses Monats bevorstehenden Eröffnung des Deutschen Buchgewerbe-Museums machen zu können. Der erwähnte Verein stellt in dankenswertester Weise dem Centralverein den großen Saal der Buchhändlerbörse zur alleinigen Verfügung für die Zeit bis zur Vollendung des neuen Buchhändler hauses mit Ausnahme von 14 Tagen zur Zeit der Kantatemesse. Damit ist der Centralverein in den Besitz eines interimistischen Lokales gelangt, wie er es sich schöner und zweckdienlicher nicht wünschen kann. Herr Klemm hat mit größter Uneigennützigkeit dem Central verein sein kostbares Museum, dessen späterer Erwerb aus Staats mitteln zu gunsten des Deutschen Buchgewerbe-Museums in Aussicht gestellt ist, in Depot gegeben mit dem Rechte, dasselbe auszustellen. Das Museum wird dadurch mit einem Schlage als eine Sammlung ersten Ranges hingestellt, um so mehr, als uns noch mehrere Sammlungen leihweise und außerdem höchst wertvolle Schenkungen zugesagt sind. Unter diesen Verhältnissen können wir heute mit einem gewissen Sicherheitsgefühl an unsere Mitbürger im allgemeinen und an unsere Fachgenossen insbesondere mit der Bitte herantreten; die Zwecke des Museums, sei es durch Schenkungen, sei es durch Darleihen auf Zeit kräftigst zu fördern, damit die Eröffnung be reits Zeugnis von der Opferwilligkeit Leipzigs im Interesse des für die Stadt so wichtigen Buchgewerbes ablege. Indem wir uns Vorbehalten, Ihnen später den ausführlichen Plan des Museums vorzulegen, beschränken wir uns hier auf eine kurze Aufzählung solcher Gegenstände, an deren Besitz dem Museum vorzugsweise gelegen ist. Das Museum zerfällt in zwei Hauptabteilungen: eine vorzugs- .397*
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