263, II. November 1S0S. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 13767 ssükr KO?<8^ ^O^Lblb^I Wer Helle iXugen für die Reichen der ^eit Kat, muss wohl merken, class das Verlangen nach Romanen, die wirklich uncl wahrhaftig Kunst werke sind, in Deutschland an allen kecken uncl bnden erwacht. Im täglichen heben des ldeute, in dem ameisenbatten Oewimmel unserer babrikskultur die kärglich gewordene Poesie beraus^utinden, ist so unendlich schwierig ge worden, dass die besten der leben den Dichter instinktiv aut die 8childerung von Kindesalter und ^ugendreit verfallen, bloss um ein Oebiet ?u haben, auf dem das grelle Olüklicht des Zwanzigsten Jahrhunderts noch am wenigsten den feinen blauch der 8timmung und des Empfindens Zerstören kann Die vielen talentlosen Toten gräber auf den literarischen Fried höfen sind wohl mit schaufeln losgegangen, unter jedem beichen- slein einen toten 8kakespeare witternd. Was sie ausgruben, war meistens nicht viel mehr als jämmer liches Oebein. — Von Lkarles Dickens, der vor einem halben Jahrhundert über bngland und Amerika wie ein 8turmwind hin fegte, brachten sie nichts. br ist doch schon übersetzt, sagten sie! In Wirklichkeit sind es aber nur Zerrbilder seiner Werke, die auf wackligen Ltelren schwer fällig und mühselig in den deut schen Heldern Herumwanken. lVlan hat seine Oestalten stumpfen Ober setrungsmaschinen überantwortet, die in unsäglicher Korrektheit den leisen, keinen Idumor grob ins Zopfige verflochten und mit der Orammalik und dem Wörterbuch, sowie dem trefflichen Kelativsatr gewissenhaft die 8pinnen er schlugen, die über die verschwie genen Kinkel in Dickens heim lichem peich ihre rarten bletre weben. lVtan weiss bei uns von Dickens allüberall und kennt ilm doch nicht. Lei dieser neuen Ausgabe ge schieht es wokl rum ersten lVtal, dass ein deutscher Verleger kür diese schöne Arbeit einen wirk lichen 8chriftsteller wählt, keinen keruksübersetrer oder „bachmann", dass also die Obertragung von Dickens ausgewählten pomanen und hrräklungen in berufene blände gelegt wird. Oustav lVle^rinks blame bürgt wohl ohne weiteres dafür, dass wir eine wirkliche, künstlerisch den höchsten An sprüchen genügende Verdeutschung erkalten werden, die treu ist und noch imstande, den beser ru ban nen und ru kesseln, wie es die englischen Ausgaben tun. lVtan muss heimlich lächeln, wenn man in einem alten Lande des Konversationslexikons liest: „Lkarles Dickens nicht geringster Wert besteht darin, dass man alle seine Werke den brauen und der Heranwachsenden fugend ru lesen geben kann." Diese ein wenig komischen Worte lassen sich mit bug und pecbt so ergänren: „iVtan kann sie den brauen und der Heranwachsenden fugend nicht nur ru lesen geben, man 80l1 es sogar. ^usserlich wird die neue Dickens ausgabe sich trotr ihrer Wohlfeil heit auf das vorteilhafteste prä sentieren. tdolrkreies Papier, grosser klarer Druck in einer schönen, alten brakturt^pe, sparsamer und geschmackvoller Luchschmuck, schöne binbände, - das alles wird auch den verwöhntesten Oeschmack erfreuen. Zunächst erscheint noch rechtzeitig vor Weihnachten der i. Land W eiknacktsZesLkichten Lroscliiert 3 in Oappband 4 iViai-Ic, in Idalbkranr gebunden 6 Oie Sammlung vvieä in 8ckne»er rolZe 1ortZe8etrt. iNüncken, im November 1909.