13770 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandc». Künftig erscheinende Bücher. ^ 263. 11. November 1909. Oie erste Lespreckun^ von IMerrer. WMiMiir (sut Qrunü von ^usksngeboAsn) Die Bildnis-Miniatur. Ihre Entwicklung in Deutschland. Im letzten Jahrzehnt ist in Deutschland das Interesse für Miniaturen erstarkt. Die Sammler machten den Anfang, die Museen folgten und das Resultat mar, daß man auch hier der subtilen Kunst des Miniaturporträts jenen Wert zusprach, den sie verdient . . . Paris und London beherrschte, da die Preise für erste Stücke un erhört in die Höhe schnellten, wurde man. auch in Deutschland stutzig und bezahlte für die kleinen Bildchen Summen, wie man sie kaum vorher für möglich gehalten hätte . . . Wien hatte seine Miniaturisten „entdeckt", während man noch in Deutschland schüchterne Versuche wagte, und auch Frank reich und England publizierten grundlegende Werke über die Entwicklung ihrer Miniaturkunst. Jetzt aber ist man in Deutsch land so weit, mit dem Gesamtmaterial über die heimische Bildnis miniatur herauszurücken. Noch im Laufe dieses Monats ediert F. Bruckmann in München ein Werk von Ernst Lemberger: „Die Bildnis-Miniatur in Deutschland von 1550 bis 1850". Das Werk, das mit etwa 300 bisher größtenteils unveröffentlichten Reproduktionen nach erstklassigen Originalen geschmückt ist, hat monumentalen Charakter. Wie wir den uns vorliegenden Aushängebogen und Bildertafeln, unter denen die farbigen Tafeln von überraschender Feinheit sind, entnehmen können, haben an hundert Museen und Sammler Deutschlands und Österreichs die schwierige Arbeit Lembergers insofern ge fördert, als sie ihm kostbare Exemplare zur Publikation anver- trauten. Und das ungeheure Material, das er hier verarbeitet hat, stellt sich nunmehr als überreiche Fundgrube für Forscher dar. Etwa zweitausend deutsche Miniaturisten, wenn nicht mehr, sind in diesem Werke verzeichnet, und in ihrer Zahl finden wir Nomen, die bisher kaum gekannt oder längst vergessen waren. Wir erwähnen bloß den Mecklenburger August Grahl, der ausführlich behandelt, und den Berliner Miniaturisten zugezählt wird, dann Fiorino, der in Kassel und Dresden malte, die beiden Heigel, Mattes, Kreul u. a. Und jeder Stadt, die die Kunst des Miniaturbildnisses Pflegte, — Berlin, München, Dresden, Frankfurt, Leipzig usw. —, sind hier Spezialartikel gewidmet . . . Wien gab, abgesehen von Frankreich, in der Zeit von 1750 bis 1850 in Deutschland den Ton an, aber dabei soll nicht vergessen werden, daß Füger ein Heilbronner, daß Lieder ein Preuße war. Was uns nun an dem Werke Lembergers im höchsten Grade interessiert, ist die Reihe der halb verschollenen deutschen Miniaturisten. Und bei der Erforschung ihres Schaffens hat er, glaube ich, manchen glücklichen Treffer gemacht . . . Die Darstellung, die Ernst Lemberger in seinem großen Werke von der Entwicklung des deutschen Miniaturporträts gibt, ist von ansprechender Klarheit und Gründlichkeit. Man wird ihm Dank hierfür wissen. Aber das ist besonders zu werten, daß er aus allen Ecken und Enden so gediegenes Bildermaterial zusammentrua. Auch die Berliner Sammler, unter denen wir die Namen Frau von Dalwitz, Geheimrat Eugen Gutmann, L. Kappel, Kommerzienrat Mühsam, Frau August Scherl, James Simon u. a. sehen, sind in der „Bildnisminiatur in Deutsch land" hervorragend vertreten. Heute sckon ist über 6ie Klalfte 6er ^uüa§e 6es Werkes in festen Oan6en un6 wir können uns nicbt verbürgen, 6ass bei Orsckeinen nock Oxemplare 2u kaben sin6, worauf wir ausörücklick aufmerksam macken mückten. Oer Lubskriptionspreis bis 5, XII beträgt !VI. 200, von 6a an kostet 6as Werk N. 250. 6. Xovember 1909 1^.