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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.11.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-11-13
- Erscheinungsdatum
- 13.11.1909
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- Deutsch
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13858 Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 265 13. November 1909. 6u.l6n6ktl) 1738. Andere Almanache und Kalender gaben den eigentlichen kalendarischen Nachrichten anstatt jener offiziellen Mitteilungen Anekdoten, Gedichte, kleine Erzählungen, Berichte über Zeitereignisse, wichtige Erfindungen und Entdeckungen bei. Bei manchen Almanachen wurden schließlich die kalendarischen Mitteilungen Nebensache, während die meist zur Unterhaltung oder Belehrung dienenden literarischen Beigaben das Übergewicht erlangten, wenn man auch die Bezeichnung beibehielt. Nach der Verschiedenheit ihres Inhalts und ihrer Bestimmung er hielten sie den Titel: Musenalmanach, Damenalmanach, genea logischer, historischer, diplomatischer Almanach, Militär-Almanach, Anekdoten-, Frühlings-, Revolutions-Almanach, Almanach der Belletristen und Belletristinnen, Aglaia, Alpenrosen, Cornelia, Hertha, Hortensia, Iris, Minerva, Mnemosyne, Orphea, Penelope, Rauracis usw. usw. In Deutschland erreichte diese Gattung der Literatur 1815—1830 ihre Blüte. Hierher gehören auch die meistens jährlich unter dem Titel »Taschenbuch« usw. erscheinenden Werke, die in kleinem handlichen Format einen leicht unter haltenden Inhalt bieten oder für irgendeinen bestimmten prakti schen Zweck das Wissenswürdigste kurz zusammenfassen. In diesen Almanachen, Kalendern, Taschenbüchern sind häufig die Erstabdrucke von Werken bedeutender Schriftsteller enthalten (Schillers Musen almanach, 1797 Tenienalmanach, 1798 Balladenalmanach), weshalb sie sehr gesucht sind und hoch im Preise stehen. Die Novellistik benutzte seit 1815 sehr oft die Form der Taschenbücher; bis in die dreißiger Jahre erschienen die von Clauren, Tromlitz u. a. herausgegebenen Taschenbücher. Das Taschenbuch »Urania«, das mit Ausnahme einiger Jahre von 1810—48 in Leipzig er schien, ist literarisch sehr wertvoll. Es bringt viele Beiträge von Th. Körner (u. a. sechs ungedruckte Gedichte), E. T. A. Hoff- mann, Fr. Nückert, Ernst Schulze, Platen, Mörike, Eichendorsf, Goethe, Tieck, Fouquo, Jean Paul, Will). Müller, G. Schwab, Th. Mügge, Gutzkow, Dingelstedt, Houwald, Reüstab, Alexis, Mosen, O. Ludwig, B. Auerbach usw., außerdem zahlreiche Porträts berühmter Männer usw. Von Taschenbüchern mit wissenschaftlichem Inhalt seien beispielsweise genannt das von Hormayr begründete Taschenbuch für vaterländische Geschichte (1812—57); das Historische Taschenbuch 1830—92, bis 1870 von F. v. Raumer, bis 1680 von W. H. Niehl, bis 1892 von W Maurenbrecher herausgegeben; das Literarhistorische Taschenbuch von Prutz (1843—48). Von genealogischen Taschenbüchern er scheinen seit vielen Jahrzehnten noch heute die Gothaischen Hof kalender, in französischer Ausgabe als ^Im-rnao cks Ootda, ferner das genealogische Taschenbuch der gräflichen und der freiherr lichen Häuser. Die älteren Jahrgänge des Gothaischen Hof kalenders, darunter der auf Veranlassung Napoleons konfiszierte für 1808, sind selten und sehr gesucht, ebenso die Königlich Preußischen Genealogischen Kalender (1724—1850), deren Vor läufer die »Verbesserten Calender, Herausgegeben unter Appro bation der Chur-Fürstlich Brandenburgischen Societät der Wissen schaften« waren (heute noch erscheinend, demnächst 207. Jahrgang bei Trowitzsch L Sohn, Berlin). Dieser Kalender hat eine interessante Vorgeschichte. Der in Jena tätige ausgezeichnete Naturforscher und Polyhistor Professor Erhard Weigel war seit 1694 unermüdlich bestrebt, die Abschaffung des julianischen Kalenders und die Einführung eines verbesserten Kalenders beim 6ors,u8 LvLu^elieorum — der Vertretung der protestantischen deutschen Staaten beim Reichstag in Negensburg — zu erwirken. Außerdem wollte Weigel das ganze Kalender wesen von den abergläubischen Zutaten in bezug auf Astro logie, Wetterprophezeiungen usw. reinigen und einen Allge meinen deutschen Reichskalender hergestellt wissen, der an die Stelle der provinzialen Kalender treten sollte. Das Kalender werk sollte einer Reichsanstalt von etwa zwanzig Mitgliedern mit dem Alleinverkaufsrccht für Deutschland übertragen werden; aus den Einkünften dieses Monopols sollte die Reichsanstalt dann pflegen und für die Hebung der Künste und Handwerke tätig sein sollte. Dieser Plan kam zwar nicht zustande, aber die Kalender verbesserung wurde wenigstens am 23. September 1699 vom protestantischen Ständen anbefohlen. Das Reskript schrieb vor, die dem 18. Februar 1700 folgenden 11 Tage in den Kalendern auszulassen und »den Mathematicis ebenmäßig aufzugeben, daß selbige darauf gedenken sollen, wie künftighin und mit der Zeit der bisherige udu8u» der asbrolo^ias ^uckieiariLS (d. h. der astro- schluß ist durchgeführt worden und hat besonders in Brandenburg- Preußen eine bedeutende Wirkung gehabt (siehe Prof. vr. A. Har- nack in Trowitzschs Verbess. u. alt. Kalender, Jubil.-Ausg. 1903). In Berlin interessierte sich besonders die geistvolle Kurfürstin Sophie Charlotte für diese Pläne, regte den Bau einer Stern warte an, wünschte einen Kalender für Berlin und hätte gern den ihr schon von Hannover aus bekannten Leibniz an der Spitze der Sozietät der Wissenschaften (der Akademie) gesehen. Anfang 1700 war man auf dem Papier mit allen diesen Plänen fertig, nur die finanzielle Grundlage fehlte. Da kam Leibniz auf den Gedanken, dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm III. vorzuschlagen, die vom Reichstag angeregte Kalenderverbesserung zu einem Kalendermonopol zu benutzen und die Einkünfte des Kalender monopols der Sozietät der Wissenschaften zu überweisen. So geschah es. Leibniz wurde zum ersten Präsidenten, Gott fried Kirch zum ersten Astronomen und Kalendermacher der Sozietät ernannt. Das Kalenderpatent erschien am 10. Mai 1700 und daraufhin der erste »Verbesserte Calender« für 1701. In dem Patent heißt es u. a.: »Demnach setzen, ordnen und wollen Wir Krafft dieses, daß außer denen .... von der Societät ausgerechneten und verlegten Calendern . . . keine andere Calender, sie seyen von was Format, Kupferstich, Druck oder Art sie immer wollen, . . . weder gedruckt noch ver legt, noch auch von Unfern Unterthanen oder Frembden einge führt, verkaufst oder geduldet, sondern hierdurch schlechterdings aller Orten, auch auf allen Jahrmärckten verboten und verbannet seyn sollen, dergestalt, daß nicht allein die Buchbinder und andern, welche den Calender-Handel in Unfern Landen... bißhero gehabt oder künfftig haben werden, keine andern als der Societät Calender einkauffen oder verlausten sollen« usw. In der ersten Zeit hatte die neue Sozietät zur Einführung des Staatskalenders einen förmlichen Kampf gegen die alten Kalender, gegen die Einschleppung fremder Kalender und gegen die Nachdrucke zu führen, da sich das an die alten Kalender ge wöhnte Volk gegen die neuen Kalender sträubte, ferner die ge schädigten Kalenderdrucker sich beklagten und auch die Provinzial regierungen der neuen Ordnung passiven Widerstand leisteten. Bei Beginn der Negierung Friedrich Wilhelms I. betrugen die Einkünfte aus den Kalendern etwa 5000 Taler, bei Regierungs antritt Friedrichs des Großen 9—10000 Taler, 1765 13000 Taler. 16 000 Taler zahlte Hofrat Gravius, der den Kalendervertrieb ge pachtet hatte. 1789 betrug die Pacht 26 000 Taler, 1800 30 400 Taler. Durch ein königliches Edikt vom 10. Januar 1811 wurde das Kalendermonopol der Akademie der Wissenschaften aufgehoben. In dem Edikt heißt es: »Wir haben es den Verhältnissen unserer Akademie der Wissenschaften nicht mehr angemessen befunden, ihr ferner die Herausgabe der Kalender zu übertragen. Da Wir in dessen nötig finden, auch künftig mittelst Besorgung durch eine öffentliche Behörde das Publikum zu sichern, daß es zur rechten Zeit hinreichend mit zweckmäßigen Kalendern versorgt werde. . . ., so verordnen Wir hiermit: Die Herausgabe der unter öffentlicher Autorität in Unseren Staaten erscheinenden Kalender ist fortan einer besonderen Deputation anvertraut«. Seit 1815 war es auch anderen Verlegern gestattet, unter Entrichtung einer Stempel steuer eigene Kalender im ganzen Umfange des Königreichs Preußen herauszugeben und zu verkaufen. Diese Privatbuch händler gründeten nun den sogenannten Kalenderverein zur Herausgabe guter, allen Anforderungen entsprechender Kalender mit gemeinschaftlichem Gewinn und Verlust. Hierdurch erwuchs den Kalendern der Deputation eine starke, jährlich zunehmende Konkurrenz. Das ganze Land wurde nunmehr genügend mit guten Kalendern versorgt, die Deputation konnte ihre Wirksam keit einstellen, der Buchhändler Trowitzsch in Frankfurt a. O. trat im April 1820 in den Vertrag der Deputation mit ihrem seit herigen Buchdrucker ein und führte die von ihr herausgegebenen Kalender auf eigene Rechnung weiter. Nicht lange nach Erscheinen des ersten Kalenders der So zietät der Wissenschaften für 1701 erschien mit Genehmigung der Sozietät ein »Schreib-Kalender vor den Königlich Preußischen
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