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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.11.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-11-13
- Erscheinungsdatum
- 13.11.1909
- Sprache
- Deutsch
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- Zeitungen
- Saxonica
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138 62 Börsenblatt s. d. Ltschn. Buchbande' Nichtamtlicher Teil. 265. 13. November 1908. arbeitern dieser Zeitschrift, während er zu der Redaktion der »Jugend« erst im folgenden Jahre in Beziehung tritt. Die Zeichnungen dieser ersten Zeit haben ein vorwiegend dekoratives Gepräge und verraten großes Verständnis für Flächenwirkung, Flächengleichheit und Flächenteilung. In der phantastischen Silhouettierung erinnern sie zuweilen an die Traumvisionen Alfred Kubuis, wenn auch in Bezug auf geistige und poetische Schwungkraft zwischen den Arbeiten dieser beiden im Grunde eine weite Kluft gähnt. Geigenberger aber hatte mehr zu sagen, als sich in diesem etwas ungefügen dekorativen Stil ausdrücken ließ. SeineFabulierlust drängte nach einer geschmeidigen Ausdrucksform. So sehen wir denn, wie in einer weiteren Phase, vermutlich unter dem Einflüsse von Aubrey Beardsley, der dekorative Flächenstil in einem subtilen Linienstil sich auflöst, in eine Linienmusik von phantastisch schwingendem Rhythmus. Es gibt Schilderungen, wie beispiels weise die Zeichnungen zu dem Märchen »Rumpelstilzchen« in den Jugendblättern, von einer Schmuckerfindung und lieblichen Phantasterei ohnegleichen. Man weiß nicht, soll man mehr die formalen Schönheiten, den Raumtakt, den linearen Aufbau, das Graziöse, Zierliche bewundern oder die so einfache und ver blüffende charakteristische Physiognomik. Auf jeden Fall steht Geigenberger als Märchenillustrator hier auf einer Höhe, die sich keiner Nachbarschaft zu schämen hat. Es gibt kleine Zeichnungen von ihm, Vignetten, Streubildchen, die anmuten wie das bildgewordene Aufleuchten schöner Kindheitserinnerungen; Kunstwerkchen, die über die reale Gestaltung hinausgediehen sind zu der reinen Kunstform, zu ornamentalen Paraphrasierungen des lustvollen Stimmungsgefühls, das bei gewissen Erinnerungen uns überkommt. Geigenberger hat auch bei bescheidenen Ar beiten ein seltenes Maß künstlerischer Schönheit gezeigt, wie wir es in diesem Grade bei vielen andern Künstlern ganz ent schieden vermissen. Dem Gebot pädagogischer Grundsätze folgend, mußte er bei seinen Zeichnungen, sofern sie für die Jugendblätter bestimmt waren, auf die volle Entfaltung seiner grotesken Triebkräfte ver zichten. Unter der Maske des Karikaturen- und Groteskenzeichners zeigt er sich dagegen in seiner Eigenschaft als Mitarbeiter der »Jugend«. Unter den Zeichnern dieses Münchener Witzblattes fällt Geigenberger auf durch sein fabelhaftes Erzählertalent. Als politischer Aktualitätenzeichner hat er eine besondere Höhe zwar niemals erreicht. Denn nicht darum war es ihm zu tun, mit ein paar hingeworfenen Linien das geistige Innenleben eines einzelnen zu zeichnen; er kultivierte mehr den spontanen Witz des Griffels und baute sein Werk auf der Lächerlichkeit einer grotesken über- diesem starken, fruchtbaren Spieltrieb keine hemmenden Schranken setzten. Charakteristisch hierfür sind die zahlreichen Blätter mit Bäuerinnen, Malweibchen, Dichterjünglingen, Studenten und der gleichen. In der »Jugend« trat der Künstler auch gelegentlich als Maler hervor. In Erinnerung ist wohl noch das erst kürzlich erschienene Bild, das eine behäbig derbe Bauernmaid darstellt, die mit Blumen im Arm als Flora durch den Frühling schreitet. Sujets von ähnlich grotesker Art bat Geigenberger zu Dutzenden gemalt. Er war ein ebenso fein empfindender Maler, wie er ein Phantasievoller Zeichner war. Manch liebenswürdig drastischer Künstlerulk, den er zum besten gab, hat durch den vortrefflichen malerischen Vortrag auch bei feiner gestimmten Seelen Gnade gefunden. Als Bilderbuchkünstler ist Geigenberger erst in der letzten Zeit hervorgetreten, zunächst im »Lustigen Kindergarten« (München), einem Bilderbuche im echten Kinderstubenstil, das, als Kinderkost genommen, mit zum Frischesten und Originellsten gehört, was bei der ungeheuren Bilderbuch-Produktion der letzten Jahre heraus gekommen ist. In großen, meist ganzseitigen Bildern, die mit frei händiger Sicherheit gezeichnet, kräftig konturiert, bald kräftig satt, bald duftig zart koloriert sind, schüttete der Künstler unter humorvoller Maske das ganze Füllhorn seiner Fabulierkunst aus. Ein anderes Bilderbuch, das früher schon entstanden ist nnd dessen Herausgabe vorbereitet wird, bewegt sich stofflich auf dem Gebiete des phan tastischen Märchens. Mehr noch als ein Eigener und Unvergleichlicher zeigt sich Geigenberger aber in dem bedauerlicherweise Fragment gebliebenen Bilderbuche »Ein Märchen«, das den Phantasiereich tum des Künstlers aufs glänzendste bezeugt. Es ist eine Burleske ganz nach seinem Sinne, mit Spuk- und Verzauberungskünsten. Mit meisterlicher Dramatik und unvergleichlicher physiognomischer Simplizität schildert er das Entsetzen eines Bauernehepaares, dem zur Strafe dafür, daß es eine als arme Frau verkleidete höhere Machtsperson unbarmherzig vom Hofe jagte, allerlei Hexen künste widerfahren. Leider sind nur ungefähr ein halb Dutzend Konturzeichnungen fertig geworden, doch zeigen die vorhandenen kleinen Skizzen, wie reizvoll die farbige Behandlung gedacht war. Außer diesem Spukmärchen seien aus dem Nachlasse des Künstlers noch erwähnt: eine dramatisch sehr bewegte Rabengeschichte und eine Maikäferkomödie. Im Anfang dieses Jahres, also kurz vor seinem Tode, hat Geigenberger für einen Münchener Verlag den »Till Eulen spiegel« illustriert. Sein Stil zeigt, namentlich in dem famosen Titelblatt, eine Männlichkeit und Reife, die gegen frühere Arbeiten deutlich abstechen und zugleich zeigen, welch starker Vorwärtstrieb in dem Künstler lebte Die Leisten zum Eulenspiegel sind von einer Vergnüglichkeit und minutiösen Durcharbeitung, die in Er staunen setzt. Geigenbergers Werk zeigt eine außerordentliche Vielseitigkeit. Neben grotesken Karikaturen, kapriziösen Fabulierornamenten und kindlichen Drolerien, die in Zeichnungen und Aquarellen von mannigfaltigstem Stil und höchst amüsanter wechselnder Technik uns erhalten sind, entfaltete der Künstler auch eine emsige Tätig keit auf dem Gebiete des Kunstgewerbes. Bekannt sind die ent zückenden Kinderspielsachen, die sein erfindungsreicher Kopf in immer neuen, überraschenden Variationen schuf und durch die er sich in gleichem Maße wie durch seine zeichnerischen Arbeiten als ein Kinderkünstler ersten Ranges erwies. Zum Schluß sei noch hingewiesen auf das für Modellierbogen gefertigte künstlerische Schattentheater; es gibt witzig einen vollständigen Satz zierlicher Figurenbeispiele und Silhouettenzierstücke, die in der bekannten Weise mit der Hand zu bewegen sind. gönnt war, manches vollgültige Kunstwerkchen geschaffen hat, so sank doch Tausendfältiges, das noch in ihm steckte und zur Reife drängte, mit ihm in das Grab. vr. E. Rentsch. Sprechsaal. B. I. Harz (Nadworna). Im Jahre 1907 hat sich ein Herr B. I. Harz, dessen Domizil Nadworna in Galizien war, bei Hinterlassung bedeutender Schulden nach England begeben. Der Genannte hat uns vorher eine Anzahl gefälschter Wechsel in Zahlung gegeben. In der selben Weise hat Harz auch verschiedene andere bekannte Verlags firmen erheblich geschädigt. Wie wir jetzt festgestellt haben, ist nun -Harz wieder nach Österreich znrückgekehrt und hat den Vertrieb von Büchern dort wieder ausgenommen. So lieferte er vor kurzem an eine Firma in Czernowitz einen Posten Bücher und Mufikalien, wobei er auf der Rechnung seine nähere Adresse wie folgt angegeben hat: Berlin N. 24, Krausnickstraße 21, I. Dies ist jedoch die Adresse eines Verwandten von Harz; die Ermittelung seines wirklichen gegenwärtigen Aufenthaltes ist aber trotz der eingeleiteten Re cherchen nicht gelungen. Da zu erwarten ist, daß Harz aufs neue beginnen will, im Buchhandel Geschäftsverbindungen zu suchen, so sei hiermit auf die bisherige Art seiner Geschäfte hingewiesen. Gleichzeitig bitten wir die Herren Kollegen, an welche der genannte Harz herantreten sollte, um freundliche Bekanntgabe seiner Adresse, damit das gegen ihn eingeleitete Verfahren durch geführt werden kann. Schöneberg bei Berlin. R. Jacobsthal L Co. Bemerkung der Redaktion. — Zu Vorstehendem sind uns auch von anderen durch B. I. Harz geschädigten Verlags handlungen Mitteilungen zur Kenntnis gekommen, die die obige Veröffentlichung rechtfertigen.
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