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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.11.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1909-11-15
- Erscheinungsdatum
- 15.11.1909
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- Deutsch
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13958 Börsenblatt s. v. Dlschn. Buchhanvel. Nichtamllicher Teil. 266 15. November 1909. führung hinterlassen Halle. Dieser Halle sich nach Abschluß seiner juristischen Studien in Tübingen dem diplomatischen Dienst in seinem engeren Vaterlande gewidmet und war in Frankfurt a. M. und Wien als Legationssekretär, dann als Legolionsrat tätig gewesen, ehe er den Staatsdienst ausgab. um seinem Vater im Geschäft an die Seite zu treten. Damals blühte um Uhland frisches poetisches Schaffen in Schwaben. Gustav Schwabs Herzog Christoph-Ro manzen waren schon 1819, Justinus Kerners »Gedichte« erstmals 1828 erschienen; jetzt kamen Karl Mayer. Gustav Pfizer, Eduard Möcike, etwas später Johann Georg Fischer hinzu. Der edle »Heroldsruser« Germanias, Emanuel Geibel aus Lübeck, um den sich zehn Jahre! später am Hofe des Königs Max II. von Bayern der Kreis! der »Münchner Idealisten« bildete, der Westfale Ferdinand Freiligrath sandten ihre Lieder vom Rhein; Gottfried Kinkel, Berthold Auerbach, Otto Roquelte, Paul Heyse, j Hermann Lingg, Melchior Meyr, Franz v. Kobell überließen in dem Zeitrauni bis zu Georg v. Cottas Ableben im Jahre 1863 vollwichtige Gaben ihres Talents seinem Verlag: oft Erstlinge, deren Erfolg alles spätere von diesen Dichtern Erreichte hinter sich ließ. Auch Clemens Brentanos -Märchen«, Hölderlins und Lenaus »Werke« wurden in diesem Zeitraum herausgegeben; für die letzteren hat Anastasius Grün (Graf Auersperg) die biographische Ein leitung geschrieben. Georg von Cotta hatte das Geschäft in schwierigen Verhältnissen übernommen. Seines Vaters Wirken für die Einführung drr Dampsschiffahrt auf dem Bodensee u. a, sowie die großen Zahlungen an die Schillersche Familie und an Goethe für das Verlagsrecht an den Werken dieser Dichtei auf längere Frist Hallen eimn großen Teil des Vermögens festgelegt. Im Einve: ständnis mit seiner Schwester, die den Freiherrn Hermann von Reischach geheiratet hatte, ent schloß er sich zum Verkauf aller industriellen Unternehmungen, die mit dem Buchhandel in keinem Zusammenhang standen. Das »Hambacher Fest« von 1832, dessen Hauptsprecher Wirth einige Zeit srühec in München das Cottasche »Inland« redigiert halte, beschwor eine neue Dema gogenverfolgung über die deutschen Länder herauf. Noch kurz vor seinem Tode hatte der alte Johann Friedrich Cotta, kühn gemacht durch die Wirkung der Pariser Juli revolution auf die deutschen Regierungen, seiner jungen Landsleute Paul Pfizer und Natter »Briefwechsel zweier Deutschen« in seinem Verlag erscheinen lassen, der Preußen begeisterungsvoll an seinen »deutschen« Beruf mahnte. Bald nach seinem Tode wurde das Buch gleich den jetzt von Rotteck redigierten »Politischen Annalen- durch einen Beschluß des Bundestags verboten. So kam es, daß Georg von Cotta in den Jahren, da des Schwaben Herwegh »Lieder eines Lebendigen« in ganz Deutschland Hellen Beifall weckten und die Volkserhebung von 18t8 sich unaufhaltsam vorbereitete, sich Freiligraths »Glaubensbekenntnis- und andere gute Tendenzpoesie der Zeit entgehen ließ. Da war ihm Mörikes feingestimmte naturfrohe Gefühlslyrik, später Roquettes duf tiger Watdmeistergruß sympathischer; er selbst, der von seinem Vater die Güter Dotternhausen hinter Tübingen auf der Schwäbischen Alb und Hipfelhof bei Heilbronn geerbt hatte und als bayerischer Kammerherr und Verleger von König Ludwigs I. Gedichten ein intimes Verhältnis zum bayerischen Hof unterhielt, liebte besonders die Landwirtschaft und be vorzugte sie auch in der wissenschaftlichen Abteilung seines W-rlags. Daß in dieser die Richtung auf das Klassische von vornherein und wieder und wieder zur Geltung kam, dafür genüge hier der Hinweis aus Herders, Johann von Müllers, Schellings Werke, aus Alexander von Humboldts -Kosmos» und Reisewerke, auf Leopold Rankes und Gregorovius' Ge- schichlswerke, Riehls »Naturgeschichte des Volkes«, Roschers »System der Volkswirtschaft«, Schleichers »Dis deutsche Sprache«, die Schriften Liebigs und Friedrich Lifts, Ludwig Steubs, Kuno Fischers und Friedrich Vischers. Der von Georg von Cotta 1838 bewirkte Ankauf des Göschenschen Verlags in Leipzig stand wohl in Zusammenhang mit der Vervollkommnung der Ausgaben von Schillers und Goethes Werken, dis eine Hauptaufgabe seines Wirkens bliebi». Seit sein Vater in München 1827 die »Literarisch-artistische Anstalt« errichtet hatte, war die dort unter König Ludwig blühende Kunst auch der Illustration des Klassikcrverlags sKaulbachs »Reineke Fuchs», Retzschs -Umrisse« zu Goethes Faust, Schillers Glocke n. a.) für eine Weile zugute gekommen. Freiherr Georg von Cotta starb am I. Februar 1863, und die Leitung des Geschäfts kam nun an seinen jüngeren Sohn Carl von Cotta sl883 —1888), dem sein Vetter, Hermann Albert Freiherr von Reischach bis zu seinen am 5. April 1876 erfolgten Tode zur Seite stand. Von ihnen wurde der Göschensche Verlag in Leipzig an Ferdinand Weibert verkauft, der ihn nach Etuilgart verlegte; 1870 gina die Literarisch-artistische Anstalt in München an Theodor Riedel über, nachdem der größere Teil ihres Verlags schon vorher an R. Oldenbourg übergegangen war. Was der Cottasche Verlag seit Herausgabe der Brief wechsel Schillers mit seiner Frau, Goethe, W. v. Humboldt, Kölner, bis zur Schillerbiographie Weltrichs und den Jubi läumsausgaben der Werke Goethes und Schillers für die H rstellung guter Textausgaben, für die Vertiefung und Er gänzung unseres Wissens vom Wirken dieser großen Dichter geleistet hat, kann hier auch nur angedeutet werden. Unter Carl von Cotta, der von 1»63 bis 1888 dem Geschäfte Vorstand, ist von Karl Goedeke, W. Vollmer und anderen Forschern in den Jahren 1867—1876 die musterhafte -Historisch-kritische Ausgabe« von Schillers »Sämtlichen Schriften» (IS Teile in 17 Bänden) hergestellt worden, der Goedeke eine ähnliche von Goethes »Sämtlichen Werken» in 36 Bänden folgen ließ. Die Cottaschen »Schul-Ausgaben deutscher Klassiker« von W. Schaefer, Straub, Weismann fußen aus ihnen. In dieser Zeit wurde auch das Verlags recht von Grillparzers sämtlichen Werken erworben und die -Instruktive Ausgabe- klassischer Klavierwerke begonnen. Unter Carl von Cotta vollzog sich auch durch ein äußerst erfolgreiches Unternehmen die erste teilweise Verbindung des Cottaschen Geschäfts mit dem der Gebrüder Kröner. Im gemeinschaftlichen Verlag der beiden Firmen begann 1882 die »Bibliothek der Weltliteratur« zu erscheinen, die erstmals die Klassiker Deutschlands und des Auslands mit trefflichen Einleitungen und Anmerkungen hervorragender Literar historiker zu dem enorm billigen Preise von einer Mark für den elegant in Leinwand gebundenen Oktaoband ver öffentlichte. Nach dem Tode Carl von Cottas (>8. September 1888) erwarben die Gebrüder Kröner, in deren Besitz zuvor schon die Druckerei übergegangen war, auch den gesamten Coltaschen Ver lag, dessen Leitung Adolf Kröner übernahm, während sein Bruder Paul Kröner hauptsächlich die Druckerei und sonsti gen technischen Anstalten leitete und zu neuer Bedeutung brachte. Die neuen Jubiläumsausgaben von Goethes und Schillers Werken, die der Cottasche Verlag unter Redaktion von Eduard von der Hellen im letzten Jahrzehnt erscheinen ließ, haben allgemein höchste Anerkennung gefunden. Was in Albert Ludwigs kürzlich von der Wiener Akademie der Wissenschaften preisgekröntem Buche »Schiller und die deutsche Nachwelt« (Berlin, Weidmann) von der Schiller-Ausgabe gesagt ist, gilt auch von der Goethe-Ausgabe: »Es war eine volle Ernte, die aus allen diesen Vorarbeiten in die Cotta schen Scheuern eingebracht wurde, und die sie bargen, trugen
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