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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.12.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-12-20
- Erscheinungsdatum
- 20.12.1909
- Sprache
- Deutsch
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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15 7 62 Börsenblatt s. v Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 295. 20. Dezember 190S. und Kartograph, als Postbeamter und als Turnlehrer konnte auch der Arbeitsame auf die Dauer nicht tragen; so trat er denn am 1. Oktober 1841 aus dem Postdienst aus. In Frankfurt a/M. bestand keine staatliche topographische An stalt, so daß 1860 Ravenstein mit der Triangulation des Gebietes betraut wurde. Bereits 1858 war er zum Korrespondenten der k. k. österreichischen geologischen Reichsanstalt in Wien ernannt. Auch mit den »Großen der Erde« trat er in nahe Verbindung. Er hatte für den Erzherzog Stephan von Österreich von dessen Standesherrschaft Schloß Schaumburg an der Lahn eine Relief karte auszuführen, ein Auftrag, in dessen Folge beide sich kennen und gegenseitig schätzen lernten. Ravenstein war nicht nur ein fleißiger, unermüdlicher Arbeiter in seinem Beruf als Kartograph und Turnlehrer, sondern auch ein aufmerksamer Beobachter des öffentlichen Lebens seiner Vater stadt, der für Verbesserungen bestehender Einrichtungen und Forderungen, wie sie die sich mehr und besser entwickelnden Ver hältnisse neu stellten, nicht nur Sinn und Verständnis hatte und bei deren Zustandekommen in erster Reihe mithalf, sondern der mit weitem und freiem Blick Reformgedanken aussprach, deren Erfüllung einer späteren Zeit Vorbehalten blieb. Seine Vorschläge erregen aufs höchste unsere Teilnahme. Die soziale Reform muß mit der politischen Hand in Hand gehen, ohne erstere ist ihm die letztere ein leerer Schall, so versteht sie das Volk in Stadt und Land, wenn es nach Brot des Leibes und des Geistes schreit. Die soziale Reform faßt er aber in drei Punkte zusammen. l. Durch Organisation des Schulwesens und der Volkserziehung muß jedem ohne Ausnahme nach Maßgabe seines Talents der jenige Unterricht und Bildungsgrad verschafft werden, welchen der jedesmalige allgemeine Kulturzustand erheischt. 2. Durch Organi sation der Arbeit muß jedem Arbeitsfähigen und Arbeitswilligen der notdürftige Unterhalt gesichert und das Mißverhältnis zwischen Kapital und Arbeit ausgeglichen werden. 3. Durch Organisation des Armenwesens muß den Arbeitsunfähigen derjenige Lebens unterhalt gesichert werden, auf den er als Mensch das unbe- zweifelte Recht hat. — Dann fordert er Bewahrung der Lehrfreiheit für jeden, der die Befähigung zum Lehren nachweist. — Eine kühne Forderung für Deutschland, wo jeder erst durch ein Dutzend Examen abgestempelt wird. — Ferner gänzliche Befreiung vom Schulgeld für die Volksschulen, teilweise für die Fachschulen. Trennung der Schule von der Kirche; bessere Stellung der Lehrer. — Auch dem Gedanken einer Frankfurter Hochschule, der schon damals manche Kreise bewegte, steht er teilnahmvoll gegenüber und glaubt, daß die vorhandenen zahlreichen wissenschaftlichen Stiftungen in ihren Vorträgen und Sammlungen eine Grund lage dafür abgeben würden. Ganz auf seine Tätigkeit sind zurück zuführen die Gründung des »Vereins zur Förderung baulicher Interessen« und der »Verein zur Förderung des öffentlichen Ver kehrslebens« (»Verschönerungsverein«). Was Ravenstein besonders populär weit über Frankfurts, ja Deutschlands Grenzen hinaus gemacht hat, das sind seine Ver dienste um das Turn- und Touristenwesen. Es sieht sich ja heute, nachdem man dem wohlorganisierten Ganzen gegenübersteht, alles so selbstverständlich, so kinderleicht an, daß man die Schwierigkeiten, die damals zu überwinden waren, nicht im entferntesten auch nur ahnt. Näher auf die Entwicklung der Tnrnerei unter Ravenstein einzugehen, müssen wir uns an dieser Stelle versagen. Sein Name und seine Verdienste um das Turnen sind von der Geschichte der deutschen Turnerei nicht zu trennen. Sie trugen ihm den Ehrentitel eines Frankfurter Turnvaters ein. Er veröffentlichte 1841 ein »Handbuch für die Schüler der Turnanstalt zu Frankfurt a/M.«, das 1844 und 184? in zweiter und dritter Auflage unter dem Titel »Leitfaden der Turnlehre und Turnkunst« neu aufgelegt wurde. 1842 erschien »Die deutsche Turnkunst in ihrer sittlichen Richtung als Beförderin edler Gesinnungen und vaterländischer Tugenden«; 1843: »Die Turnkunst in ihrer Entwicklung in Frankfurt a/M.«. Politische Bewegungen zwangen ihn zur Veröffentlichung seines »Turnerischen Glaubensbekenntnisses«: »Der Zweck der Turngemeinde besteht darin, in brüder licher Vereinigung durch gemeinsames Turnen die Gleichmäßig keit der menschlichen Bildung zu fördern, die verkommene Volkseinheit und Volkskraft wieder zu heben, sittliche Tüchtig keit. Gemeinsinn und Bildung unter der jungen Mannschaft zu fördern und durch Alles Dieses dem Vaterlande wackere Bürger zu erziehen.« Ravenstein war der Gründer der turnerischen Feldbergfeste, die heute von Mittel- und Süddeutschland zahlreich besucht werden; er war Gründer des Taunus-Klubs, eines unserer bedeutendsten Mittelgebirgsvereine. In den 1870er Jahren begann er zu kränkeln, hatte aber noch die große Freude, das Deutsche Turnfest 1880 in Frankfurt a/M. zu erleben. Am 31. Juli 1881 verschied er. Eine Insel im hohen Norden, die seinen Namen trägt, hält der Nachwelt die wissenschaftliche Bedeutung seines Namens und seines geographischen Instituts fest, die Liebe und Verehrung für August Ravenstein aber gelten dem »Menschen« Ravenstein. 8t. * Lina Morgenstern — Die hochgeachtete Schriftstellerin und Organisatorin der praktischen Wohltätigkeit Frau Lina Morgenstern, eine der bekanntesten und geschätztesten Persönlich keiten Berlins ist am 16. Dezember im hohen Alter von neun undsiebzig Jahren in Berlin gestorben. Sie war am 25. No vember 1830 in Breslau geboren und hieß mit ihrem Mädchen namen Bauer. 1854 verheiratete sie sich mit Theodor Morgenstern in Berlin, und hier entfaltete sie eine gesegnete gemeinnützige und reiche schriftstellerische Tätigkeit. Von 1860 bis 1866 leitete sie den Frauenverein zur Beförderung der Fröbelschen Kinder gärten, 1866 gründete sie den Verein Berliner Volk küchen, 1868 den Kinderschutzverein, 1869 eine wissenschaftliche Fortbildungs schule für junge Damen, 1873 den Berliner Hausfrauenverein gegen Verteuerung und Verfälschung der Lebensmittel, 1880 den Hausfrauenverein zur Rettung sittlich verwahrloster Mädchen durch die hausindustrielle und landwirtschaftliche Schule. Auch eine dauernde Lebensmittelausstellung in Berlin (mit Unter suchungs-Laboratorium), eine Kochschule, Kurse für weibliche Krankenpflege und Unterstützungskassen für weibliche Dienstboten sind Ergebnisse ihrer unermüdlich fördernden Anregung und ihres großen organisatorischen Talents. Seit 1874 gab sie die »Deutsche Hausfrauenzeitung« heraus; die Monatsschrift »Für junge Mädchen« leitete sie von 1858 bis 1894. Von anderen schriftstellerischen Werken ihrer fleißigen Feder seien hier genannt: Die Storchstraße. Hundert Bilder aus der Kinderwelt in Er zählungen und Liedern. — In der Dämmerung. Neue Märchen. — Aus dem Volksleben. — Das Paradies der Kindheit durch Spiel, Gesang und Beschäftigung. — Glaube, Andacht und Pflicht. (Mit I. H. Ritter.) — Kleine Menschen. 101 Ge schichten und Lieder. — Die neuesten religiösen Nationallieder Polens mit den vier Hauptmelodien. — Das Bienenkäthchen. Märchen. — Liebe und Leid. Novelle. — Blütenleben. Novelle. — Das Leben Galileo Galileis. — Der Kindergarten und die Schule. — Die Plauderstunden. 12 Erzählungen — Aus dem Volksleben. 3 Erzählungen. — Praktische Studien über Haus wirtschaft für Frauen und Jungfrauen. — Koch-Rezepte der Berliner Volksküchen. — Die Berliner Volksküchen. — Die menschliche Ernährung und die kulturhistorische Entwicklung der Kochkunst. — Universal - Kochbuch für Gesunde und Kranke. — Victoria, Kronprinzessin des Deutschen Reichs. Festschrift zur Feier der silbernen Hochzeit. — Allgemeiner Frauenkalender. — Frauenbestrebungen unserer Zeit. — Victoria. Deutsche Kaiserin, Königin von Preußen. Ein Lebensbild. — Die Frauen des neunzehnten Jahrhunderts. — Ein offenes Wort über das medizinische Studium der Frauen. — Der häusliche Beruf und wirtschaftliche Erfahrungen. Die Grundlagen des häuslichen Glücks. — Festschrift zum fünfundzwanzigjährigen Jubiläum des Vereins der Berliner Volksküchen. — Zuverlässiges Hülfsbuch zur Gründung, Leitung und Kontrolle von Volksküchen. — Jugend kalender. — Der Schlüssel zum häuslichen Glück. Tage-, Kassa- und Haushaltungsbuch der Hausfrau. — Frauenarbeit in Deutschland. 2 Bde. —Ernährungslehre. Anleitung zur häuslichen Gesundheits pflege. — Errichtet Entbindungs-Asyle für notleidende Ehefrauen! — Erinnerungsblätter aus den Kriegsjahren 1870/71. — Was kochen wir heute? Speisezettel auf 1 Jahr für die reiche Küche und den bürgerlichen Tisch. — Zehn goldene Leitworte für Mädchen im Hausdienste. — Bunter Märchenkranz. — Saccharin im Haushalt und für den Krankentisch. — Wirtschafts- und Wäsche-Kontrollbuch.
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