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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.01.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-01-08
- Erscheinungsdatum
- 08.01.1910
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- Deutsch
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240 «rs-nblatt 4 d. Mich,,. Bllchhand-, Nichtamtlicher Teil. ^ 5, 8. Januar 1910. Möglichkeit zum Preise von S Frcs. 50 Cts. man erschöpft glaubte, in der neuen billigen Volksausgabe mit Leichtigkeit Auflagen von 100 000 und darüber erzielte», in vielen Fällen also mehr als das Doppelte der ursprünglichen 3 Frcs. 50 Cts. - Ausgabe. Es liegt auf der Hand, daß bei einem Ladenpreise von 95 Cts. nicht mehr die gleichen Honorare gezahlt werden konnten wie bei den früheren Preisen. Die Verleger solcher billigen Kollektionen — denn Herr Fayard hat inzwischen zahlreiche Nachahmer gefunden — boten also ihren Autoren für das Nachdrucksrecht in einer billigen Volksausgabe entweder eine Pauschalsumme von einigen tausend Francs oder ein Honorar von 5 Prozent des Absatzes. Bei einer Auflage von 100 000 macht das immerhin an die 5000 Frcs. aus, und die Antoren, in der Annahme, daß die Summe einen nennens werten Zuschuß zu dem früher bezogenen Honorar bildete, gingen darauf ein. Ermutigt durch den Erfolg oder ge zwungen durch die Konkurrenz, ging Herr Fayard noch einen Schritt weiter. Während seine dlockeru - Libliotbdgue nämlich ausschließlich schon früher mit starkem Erfolge er schienene Bücher umfaßte, machte er sich jetzt an die Heraus gabe von noch unveiöffentlichten Werken, deren Preis zwar etwas höher war, als der seiner ersten Kollektion, nämlich 1 Frc. 50 Cts., aber immerhin noch um mehr als die Hälfte billiger als der bisherige Einheitspreis von 3 Frcs. 50 Cts. Natürlich mußte der Verleger in der Wahl seiner Manuskripte sehr vorsichtig sein; wenn diese Ausgabe sich rentieren sollte, so durften nur sehr gut gehende Werke geboten werden, und sür solche stellten die Autoren auch entsprechende Honorarforderungen. Um diese neue Kollektion zu lancieren, zögerte Herr Fayard nicht, für die ersten Bände das gleiche Honorar zu zahlen, das sonst ge wöhnlich für die 3 Frcs. 50 Cts.-Ausgabe in angemessener Auflage gezahlt wurde. An diesen Bänden kann er freilich nur wenig oder gar nichts verdient haben; aber die großen Namen, die an der Spitze der Kollektion standen, machten, im Verein mit dem billigen Preis, eine ungeheure Reklame sür das Unternehmen. Mit Autoren zweiten Ranges, die nunmehr für die Fortsetzung in Betracht kamen, wurden Verträge in ungefähr folgender Art abgeschlossen: statt einer Pauschalsumme bot der Verleger ihnen ein im Ver hältnis zum Absatz stehendes Honorar von ungefähr 5 Prozent vom Ladenpreise, unter Garantie einer Mindest auflage von 80 000 Exemplaren. Für die Autoren ergibt sich nun folgende Rechnung: 5 Prozent eines Werkes zu 1 Frc. 50 Cts. in einer Auflage von wenigstens 80 000 entspricht einem festen Honorar von 6000 Frcs. Mehr hätten sie auch bei irgend einem andern Verleger in der 3 Frcs. 50 Cts.-Ausgabe nicht erhalten, eher weniger, und dabei nur eine Auflage von 8—10 000 Exemplaren erreicht. Fayard dagegen garantierte ihnen nicht nur für ein Minimalhonorar von 6000 Frcs., sondern bot seinen Autoren außerdem eine acht- bis zehnmal größere Ver breitung und damit ein ebensoviel größeres Bekannt werden. Diese Kombination bot also aus den ersten Blick bedeutende Vorteile für die Autoren, und diese ließen sich daher nicht lange bitten, daraus einzugehen. Als sehr vorteilhafter Umstand für den Verleger kam hinzu daß das Publikum sich an das Aussehen und an den Preis seiner Kollektionen gewöhnte und deren Bände immer un gefähr gleich stark kaufte. Das geht daraus hervor, daß der Absatz zwischen dem bedeutendsten und dem geringsten Werk der Fayardschen Sammlungen um keine 20 000 Exemplare differiert und daß fast alle eine Auflage von 100 000 Exem plaren erreichen. Soweit die Vorteile für den einzelnen, — nun zu den Nachteilen, die dem Verlagsbuchhandel im allgemeinen und nicht zuletzt den Autoren selbst aus dieser neuen Richtung im Buchhandel erwachsen. Herr Fayard ist seinerzeit von der sehr richtigen Voraussetzung ausgegangen, daß er der Aufnahmefähigkeit des Publikums, das für die >rioäeru Liblivtbdyus, in Betracht kommt, nicht zuviel zumuten dllrse; er hat deshalb ursprünglich nicht mehr als einen Band im Monat veröffentlicht. Inzwischen versuchte aber die Kon kurrenz, angesteckt durch den Erfolg der »Uockern S1bliotbdguv<, ebenfalls ihr Glück auf diesem Gebiete, und um sich nicht den Rang ablaussn zu lassen, veröffentlichte Fayard nicht nur eine, sondern im ganzen noch etwa drei andere Kollek tionen zu gleichem und geringerem Preise, die sich aber alle an das gleiche Publikum wandten. Durch die Firma Fayard allein also, die ursprünglich den Markt mit billiger Literatur nicht überladen wollte, wurde die Zahl der neuen Bücher vervierfacht; durch die Mitarbeit der Konkurrenz wurde diese Zahl ivenigstens versünfzehnfacht, und jeden Tag können noch andere Kollektionen dieser Art entstehen. Als weiterer erschwerender Umstand kommt hinzu, daß das Publikum, auch das bessere, sich mit der Zeit an die neuen Preise gewöhnen nurd und daß eine Rückkehr zu dem früheren 3 Frcs. 50 Cts.- Preffe als ziemlich ausgeschlossen gelten darf. Abgesehen von der Preisdrückerei, unter der auch der Sortimenter durch niedrigeren Umsatz und höhere Spesen leidet — denn die früheren Preise von 1 Frc. sind inzwischen auf 75, 65 und in den allerletzten Tagen sogar auf 45 Cts. gefallen —, empfindet besonders der Verlagsbuchhandel diese neue Strömung in mehr als einer Richtung als hindernd. Es entgehen ihm durch diese Volksausgaben alljährlich bedeutende Summen, weil er ein Werk, das bei den billigen Verlegern vielleicht abgewiesen worden ist, zum Preise von 3 Frcs. 50 Cts. nicht gut veröffentlichen kann, und weil es schließlich nicht jedermanns Sache ist, zu allen schon bestehenden noch eine neue billige Kollektion zu bringen, die, wenn sie lebensfähig bleiben soll, natürlich weiter fortgesührt werden muß und die ohnehin schon scharfe Konkurrenz auf diesem Gebiete nur noch vergrößern würde. Ein guter Teil der in den letzten Jahren so merklich zurückgegangenen BUcherproduktion muß entschieden auf Rechnung dieser neuen Strömung gesetzt werden. Das ist in der Hauptsache die Schädigung des Verlagsbuchhandels, von der ich eben sprach. Auch für die Schriftsteller und ihr Einkommen wird diese neue Richtung nicht ohne nachteiligen Einfluß bleiben. Die erstklassigen Autoren haben zwar nicht viel zu be fürchten, diese erscheinen nach wie vor zuerst in der 3 Frcs. 50 Cts. - Ausgabe und dann, wenn darin der Absatz erschöpft ist, in irgend einer billigen Kollektion. Trotzdem werden die Auflagen, die die hohen Honorare bringen, in Zukunft bedeutend geringer werden, weil Tausende von Leuten, anstatt sich heute einen neuen Prevost für 3 Frcs. 50 Cts. zu kaufen, lieber noch ein Jahr damit warten werden, wo sie ihn dann für 95 Cts haben können. Bedeutend schlimmer steht die Sache für die Autoren zweiten und dritten Ranges. Alle diejenigen, die in den billigen Kollektionen keine Aus nahme finden, dürften nur schwer oder überhaupt zu keinem anderen Verleger mehr kommen, weil ihre Werke zum alten Preise von 3 Frcs. 50 Cts. unfehlbar nicht mehr gekauft würden. Nur einer, nur der erste kann eine Auflage von 80 000 und ein Minimalhonorar von 6000 Frcs. sür jeden Band seiner Kollektion garantieren; wenn aber die meisten Verleger einschlägiger Literatur mit solchen Volks ausgaben kommen, so wird auch der erste, gezwungen durch die naturgemäß sich einstellende Überproduktion, mit seinen Angeboten bedeutend heruntergchen müssen. Also auch diejenigen Autoren, die in einer billigen Kollektion Aufnahme finden, werden wahrscheinlich noch in nächster Zeit die Erfahrung machen, daß sie
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