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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.01.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-01-13
- Erscheinungsdatum
- 13.01.1910
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- Deutsch
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458 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. -Hr S, IS. Januar 1910. bedeutend sein müssen; zugleich aber ihre Versendung und ihr ilmtrieb schnell und nachhaltig. Der zweite Punkt, die Broschierung der Exemplare in einem artigen und angemessenen Umschlag, ist ebensalls ganz und ohne Einschränkung Goethes Absicht und Meinung, und so werden Sie wohl das Schickliche zu treffen wissen.« Dicke Bücher lieble Goethe nicht. Als Adele Schopen hauer Ende 1818 Goethe das eben bei Blockhaus erschienene Werk ihres Bruders, des Philosophen Arthur Schopenhauer -Die Welt als Wille und Vorstellung« überreichte, zerschnitt er den dicken Band gleich in zwei Teile und fing augenblicklich an darin zu lesen. Das ungraziöse Format ließ ihm allerdings keine Ruhe. — Das Werk umfaßte XVI, 726 Seiten 8". Die zweite Auflage, die aber erst 1844 erschien, war in 2 Blinde zerlegt, von denen der erste immerhin noch XXX, 600 Seiten und der zweite VI, 842 Seiten umfaßte. Bei einem Besuche der Gräfin Julie von Egloffstein am >6. März 1819 erzählte Goethe, welchen herrlichen Schatz alter Broschüren aus dem 16. Jahrhundert er in Jena auf gesunden hätte, die von der Bluthochzeit und mehreren interessanten Begebenheiten aus früherer Zeit handelten und mit den allerwunderlichsten Holzschnitten oerziert seien und damals statt Zeitungen gedient hätten. »Natürlich-, berichtet die Gräfin, »drang sich mir hier der Wunsch aus, zu erfahren, seit wann eigentlich die Zeitungen eingeführt und eine bestimmte Ordnung und Form darin beobachtet würde, und wie es die Menschen vordem gehalten hätten, und Goethe befriedigte ihn aus die allergenügendste Weise. Er erzählte mir nämlich, wie die Kausleute mit ihren Spekulationen stets die poli tischen Ereignisse als Hebel oder Hemmketten betrachtet und sich deshalb untereinander in Briefen Nachricht darüber erteilt hätten. Diese Briefe seien zu weiterer Mitteilung späterhin gedruckt worden, — aber lange Zeit sei hingegangen, ehe man auf den Einsall gekommen wäre, eine sortlausende Reihe von Tagesblättern einzusetzen und damit auch ohne besondere Erscheinungen oder Erlebnisse in der polilschen Welt fortzufahren.« Als Goethe am 2. August 1822 in Eger bei dem Polizeirat I. S. Grüner weilte, machte er Bekanntschaft mit einem Nachdruck seiner Werke. Grüner berichtet darüber: »Goethe besah meine Bibliothek, hielt sich einige Zeit bei meinen französischen und englischen Werken auf, nahm manchen Band heraus, um die Auflage zn besehen; endlich nahm er auch einen Band von seinen Werken. Es war der erste Teil, betitelt: Theater von Goethe, enthaltend: Faust, Die Laune des Verliebten und Die natürliche Tochter (Wien, gedruckt bei Anton Strauß, 1810, in Kommission bei Geistingers. Da es ein Nachdruck war, befürchtete ich, Goethe werde sich etwas bitter äußern. Er aber betrachtete die Umrisse, die statt der Kupferstiche beigegeben waren, und sagte, nachdem er noch einige Bände angesehen hatte, daß diese Auflage unter die guten zu zählen sei, — ohne eine Miene zu machen, daß der Nachdruck ihm unangenehm wäre.« Goethe tat das jedenfalls nicht aus gesellschaftlicher Höflichkeit. Wenn er aber statt des stets dienstbereiten Grüner den Nachdrucker vor sich gehabt hätte, so würde er doch wohl seine Meinung geäußert haben, denn Goethe konnte auch ungnädig sein. 3. Ein Verleger als Dichter. Ebenso wie zuweilen ein Schriftsteller unter die Ver leger geht, kommt es auch vor, daß ein Verleger sich dichterisch betätigt Das ist ja auch leicht begreiflich, denn nicht jeder Verleger und Sortimenter betrachtet die Bücher nur als Marktware; mancher steht auch iu einem engeren geistigen Verhältnis zum Schrifttum. Gerade in Deutschland steht der Buchhändlerstand geistig so hoch wie wohl kaum in einem anderen Lande, und da ist es erklärlich, daß auch einzelne Buchhändler sich literarisch betätigen. Schon mehr fach sind Erzählungen und Romane von Buchhändlern in diesem Blatte gewürdigt worden; dagegen haben die Dich tungen von Erich Janke, dem Mitinhaber des alten bekannten Verlages von Otto Janke in Berlin, bisher noch wenig Beachtung gefunden. Deshalb dürfte es wohl angebracht sein, ihnen einige Zeilen an dieser Stelle zu widmen. vr. pbil. Erich Janke, 1878 in Berlin geboren, ist Redakteur der »Deutschen Romanzcitung«. Seine erste lite rarische Arbeit war eine geschichtliche Studie: »Zur Ge schichte der Verhaftung des Staatsrats Karl Justus Grüner im Jahre 1812« (1901). Seine weiteren Arbeiten gehören ganz dem Gebiet der schönen Literatur an: »Das Geister schloß« (Lustspiel, 1902); »Vom Kern des Lebens« (Ge dichte, 1904, 2. Aust. 1907); »Die Sarazenin, (Trauerspiel, 1905); »Paulinzelle« (Trauerspiel, 1909). Ferner gab er heraus: »Fsldbriefe eines Kriegsfreiwilligen von 1813« (1901); von Bogumil Goltz: »Naturgeschichte der Frauen« (1904), »Buch der Kindheit«, »Typen der Gesellschaft« (1905), von Rintel: »Karl Friedrich Zelter» (Biographie, 1905), Die Gedichtsammlung Vom Kern des Lebens, die in zweiter, veränderter Auflage vorliegt (Berlin 1907, Otto Janke. 85 S. 8°. 1 geb. 1 80 H), trägt als Motto das Goethesche Wort: »Ist nicht der Kern der Natur Menschen im Herzen?« Sie ist »meinem besten Freunde, meinem Bruder Hans- gewidmet. — Diese Gedichte machen einen sehr sympathischen Eindruck, denn sie sind schlicht, wahr und ungekünstelt. Sie sind vorwiegend lyrisch und geben teils Erinnerungen aus der Jugend, teils Eindrücke aus der Natur wieder. Der Verfasser sagt: Süß Erinnern hält mein Herz umschlossen, Gold'ne Jugend habe ich genosseni Dieses Bewußtsein bewahrt ihn vor einer pessimistischen Stimmung, wenn er auch manchmal nicht frei von melan cholischen Anwandlungen bleibt. Im ganzen spricht aus den Gedichten eine zuversichtliche Lebensbejahung, wie sie jeder gesunden, kräftigen Natur eigen ist. Der Verfasser sucht nicht durch eine Menge von Ge dichten zu imponieren, sondern er hat in weiser Selbst beschränkung nur inhaltlich und formell Vollendetes in die Sammlung ausgenommen. Die Gedichte zeugen von einer aufrichtigen Liebe zur Natur. Wir finden darin schöne Bilder aus den deutschen Landschaften, aber auch aus den südlichen Himmelsstrichen, in denen der Verfasser offenbar tiefe Eindrücke empfangen hat. Seine Gedichte erinnern uns nicht an alte, abgespielte Melo dien, sondern sie sind durchaus echt empfunden. Deshalb sind sie frei von gekünstelter Pose, und zudem hält eine gesunde Lebensanschauung den Verfasser fern von trübem Naturalis mus und ungesunder Erotik Das am Schluß des Bändchens abgedruckte Gedicht »Nach der Schlacht bei Benevent» beweist, daß der Dichter auch den Balladenton zu treffen weiß und daß vielleicht gerade aus diesem Gebiete noch Erfreuliches von ihm zu er warten ist. Das Bändchen ist gut ausgestattet und mit einem schönen Umschlagbild von Max Tilke geschmückt. Neuerdings hat Erich Janke sich haupisächlich der dra matischen Dichtung zugewandt, und hier überrascht er uns durch eine starke Handlung und eine straffe Szenensührung, wie man sie ihm nach der Lektüre seiner lyrischen Gedichte nicht zugetraut hätte Seine Trauerspiele »Die Sarazenin- und »Paulinzelle- erinnern durch die historischen Stoffe, die Technik und die Svrache an Schillers klassische Dramen. Beide sind in fünf füßigen Jamben gedichtet, die sich für Werke höheren Stils noch immer am besten eignen, obschon sie im Zeitalter des Naturalismus etwas in Verruf gekommen waren. »Die Sarazenin- ist ein Trauerspiel in 5 Aufzügen
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