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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.12.1886
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- 1886-12-01
- Erscheinungsdatum
- 01.12.1886
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Nichtamtlicher Teil. 6896 H 278, 1. Dezember 1886. Konsulat zur Vervielfältigung und Verbreitung mit. (Oio. sä Xtt. II, 1.) Die von Atticus ebenfalls zum Vertriebe übernom mene Rede Ciceros für Ligarius fand so guten Absatz, daß Cicero versprach, alles, was er in Zukunft schreiben werde, dem Atticus zur Veröffentlichung zu überlassen. Zu diesen Schriften gehörten zunächst alle jene philosophischen Werke, welche er in Zurückgezogenheit von den Staatsgeschäften verfaßte, wie die Xosäsrnios, äs rspnläios, äs orstors, äs tinibns u. f. W. (Oio. sä Xtt. XIII, 8. 12, 2. 19, 2.) Außer den Schriften Ciceros veröffentlichte Atticus wohl auch die anderer Freunde, wie z, B. die Varros, welche eine hervorragende Stelle in seiner Privatbibliothek einnahmen (Oie. sä Xtt. IV, 14, 1), und des Brutus Auszug aus der Geschichte des Cälius. (ibä. XIII, 8.) Auf Ciceros Veranlassung gab er ein Sendschreiben des Hirtius heraus, in welchem dieser sich gegen Ciceros Lobschrist auf Cato wendete. (XII, 40, 1. 44, 1. 45, 3. 47, 3.) Auch andere Werke der Tageslitteratur gelangten durch Atticus in die Hände des Publikums; denn zu jenen werden wir wohl die Lobrede aus Porcia, welche Cicero einer Durchsicht unterzog und verbesserte, sowie die auf M. Barro und Lollius rechnen müssen, ebenso eine Rede des Qu. Celer. (VI, 3, 10. XIII, 48, 2.) In seinen eigenen Schriften zeigte sich Atticus als einen genauen Kenner des Altertums. Sein Hauptwerk, betitelt Xnnslis (Jahrbuch), behandelte kurz alles, was in den 700 Jahren seit der Erbauung der Stadt geschehen, in streng chronologischer Ord nung und umfaßte nicht nur die römische Geschichte, sondern auch diejenigen Völker, welche mit den Römern in Berührung kamen. Herausgegeben wurde es 47; außer einigen Notizen ist aber nichts davon erhalten. (Oio. Lrut. 3, 13. 5, 19. oral. 34, 120. Hsp. Harm. 13, 1. Xtt. 18, 1.) Als kleinere historische Schriften, welche Wohl in der Zeit von 50 bis 45 veröffentlicht wurden, werden uns Familienchroniken genannt. Er ver faßte sie auf den Wunsch einiger Freunde; so schrieb er eine genealogische Übersicht des Junischen Geschlechts mit genauer Angabe der Ämter, welche jedes Glied desselben bekleidete, ferner eine ähnliche Schrift über die Familie der Marceller und über die Familie der Fabier und Ämilier. (Xsp. Xtt. 18.) Eine besondere Erwähnung verdient das 60 griechisch geschriebene Buch über Ciceros Konsulat; denn merkwürdigerweise schickte es Atticus an Cicero, als dieser selbst seine eigene ebenfalls grie chisch abgefaßte Schrift desselben Inhaltes jenem übersenden wollte. (Xkp. Xtt. 18, 6. Oio. sä Xtt. II, 1, 1.) Für Ciceros schriftstellerische Thätigkeit hatte die Freund schaft des Atticus auch dadurch Wert, daß durch sie die für Ciceros Studien erforderliche Litteratur besorgt wurde. So z. B. verschaffte ihm Atticus zur Abfassung der philosophischen Schriften die Bücher des Dikäarch, des Phädrus Schrift Mgi Hcwu und des Pallas gleichbetiteltes Buch, des Panätius Buch rrkpl Trponor-rx. (6io. sä Xtt. XIII, 30, 3. 31, 2. 32, 2. XIII, 8.) Ein geographisches Werk, welches Cicero auf den Wunsch des Atticus hin schreiben wollte, kam nicht zustande, obschon jenem die Kosmographie des Alexander von Ephesus und eine Erd beschreibung des Serapion zur Verfügung gestellt worden war. (Il, 4, 1. II, 22, 2.) Noch größeren Einfluß auf Cicero übte Atticus als Kri tiker aus. Cicero war gewöhnt, seine Reden und Schriften dem Freunde zuzusenden, um sein Ürteil darüber zu hören. Dieser prüfte sorgfältig und strich, was ihm mißfiel, rot an. Auf seinen Rat schob Cicero eine Ortsbeschreibung von Misenum und Puteoli in eine Rede ein und machte einige Zusätze in der Rede gegen Metellus Nepos. Als Cicero dem Atticus die Schrift äs rs pnblios geschickt hatte, lobte dieser zwar die letzten Bücher der selben, vermißte aber in ihnen die Person des Scävola, welcher im ersten Buche anftrat. Auf seine Veranlassung unternahm Cicero eine Umarbeitung der Xosäsmios und widmete dieselben dem Varro; eine besondere Dedikationsabschrist ließ er durch die librsrii des Freundes anfertigen. (Oio. sä XU. XV, 14. XVI, 11, 1. I, 13. IV, 16, 3. XIII, 13, 1. 21, 4.) Es fragt sich nun, welchem Umstande Atticus seine Erfolge auf dem Gebiete des Buchhandels verdankte; denn daß er wirk lich Erfolge erzielte, d. h. daß die von ihm herausgegebenen Bücher wirklich eine große Verbreitung fanden, beweist jenes anerkennende Wort Ciceros, wonach er bei dem guten Absätze, welchen die Rede pro InAsric, fand, alles, was er in Zukunft schreiben werde, seinem Freunde zur Veröffentlichung überlassen wollte. In seiner buchhändlerischen Thätigkeit fand Atticus nicht geringe Unterstützung durch die große Menge von Sklaven, welche ihm zu Gebote standen, und zwar von technisch geübten und wissenschaftlich gebildeten Sklaven, welche nicht nur mechanisch nachschrieben, sondern auch verstanden, was sie schrieben.*) (Vlsp. Xtt. 13, 3.) Da wegen der großen Menge der nach schreibenden Sklaven eine große Anzahl von Exemplaren zugleich vollendet wurden, so konnte Atticus den Preis der Bücher ziemlich niedrig stellen. Wegen der gehörigen Bildung der Sklaven aber konnten Schreibfehler nach Möglichkeit vermieden werden; die Ausgaben des Atticus erschienen daher möglichst korrekt auf dem Markte und wurden gern gekauft. Nicht geringen Einfluß auf seinen Erfolg übten auch seine weitreichenden Geschäftsverbindungen. Er war frühzeitig durch den Tod seines Vaters selbständig geworden und in den Besitz eines Vermögens von 2 000 000 Sesterzen (350 000 Mark) gelangt. Bereits während seines Aufenthaltes in Athen wußte er einen guten Gebrauch davon zu machen, indem er den Athenern Geld gegen Zinsen lieh. Von Griechenland aus erledigte er auch die finanziellen Geschäfte vieler Römer, indem er in ihrem Aufträge teils Erbschaften erhob und Gelder eiuzog, teils ihnen Geld verschaffte oder selbst borgte, Geschäfte, welche er nach seiner Rückkehr nach Rom fortsetzte und noch energischer betreiben konnte, als er 58 von seinem Oheim Qu. Cäcilius zum Erben eingesetzt worden war, sodaß sein Vermögen einen Zuwachs von 10 000 000 Sesterzen (1 750 000 Mk.) erhielt. In fast alle» Provinzen hatte er nun Geld außenstehen, sei es daß Private sei es daß Stadtgemeinden es ihm schuldeten. Au verschiedenen Orten hatte er Geschäftsfreunde, durch deren Vermittlung er Gelder einziehen oder auszahlen ließ. Wohin er nicht selbst reisen konnte, schickte er seine vertrauten Geschäftsführer und Sachwalter. So war sein Name weithin bekannt und einflußreich, und auch diesem Umstande hatte er einen Teil seines Erfolges zu verdanken. Keineswegs dürfen wir uns daher über den Wunsch Ciceros Wundern, wenn er verlangt, daß seine Schrift über sein Konsulat nicht nur in Athen, sondern in allen Städten Griechenlands ver breitet werden möge. (Oio. sä Xtt. II. l). Fragen wir aber, welche Manipulationen Atticus anwendete, um seine Verlagswerkc im Einzelvcrkauf unter das Publikum zu bringen, ob er vielleicht auf eigene Kosten in Rom oder den Provinzialstädten dibliopolss beschäftigte, oder ob er den Ver- *) Zwei dieser Sklaven werden uns von Cicero genannt, Dionys sius und Menophilus. Sie waren ihm von Alicens zur Verfügung gestellt worden, »in dev Tyrannio, einen Freigelassenen seiner Ge mahlin Terentia, bei der Ordnung der Bibliothek zu unterstützen und besonders die einzelnen Buchrollen mit Eliquetten aus Pergament zu versehen; sie verrichteten ihr Werk zur größten Zufriedenheit Ciceros (sä XU. IV 4». 5. 8»). 932*
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