Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.08.1909

Nichtamtlicher Teil. ^ 187, 14. August 1802. 10000, 1881: 60 000, 1888: 80 000 und im Jahre 1895, wo ihr 100 000 Bände, während die Zahl der Stiche und Abbildungen von 8000 im Jahre 1875 auf weit mehr als 00 000 gestiegen war. Datei war Cousin nicht nur mit der Leitung der Bibliothek selbst, sondern auch mit der des damals noch damit vereinigten 1893 bis 1895 dauernden Unterbrechung bis zu seinem am 19. Februar 1899 erfolgten Tode beibehielt. Doch war schon im vorhergehenden Jahre die Trennung beider Anstalten erfolgt, für die im Hotel Carnavalet nicht genügend Raum vorhanden war; das Hotel Carnavalet wurde dadurch zum richtigen städtischen Museum von Paris mit einem eigenen Konservator, während ein benachbartes Herrschaftshaus, der einstige Wohnsitz des Konvents mitglieds Le Peletier de Saint Fargeau, unter dem eingangs angeführten Namen die geschichtliche Bibliothek der Stadt Paris und der Hauptsitz der auf die Stadt Paris bezüglichen Studien wurde. Am 23. Juni 1898 wurden beide Anstalten durch das damalige Staatsoberhaupt Präsident Felix Faure feierlich ein geweiht und am nächsten Tage zur Benutzung der Öffentlichkeit * III. Internationaler Kongreß für Schulgesundheits pflege. — Der 3. internationale Kongreß für Schulgesundheits- pslege soll in Paris vom 29. März bis 2. April 1910 stattfinden. Er bezweckt das Studium aller auf die Schulhygiene Bezug habenden Fragen. Ordentliches Mitglied kann jeder werden, der Generalsekretär I)r. Dufestel in Paris, 10, voulevarä Nir§onta, zu richten, die Mitgliedsbeiträge von je 20 an den Schatzmeister Or. de Pradel dort, 120, Avenue Linile 2oIa, zu senden. Als außerordentliche Mitglieder werden Frauen und erwachsene Familienangehörige von ordentlichen Mitgliedern zum halben Mitgliedsbeitrag zugelassen. Vorträge und Referate können in allen europäischen Sprachen erfolgen, doch sollen vorzugsweise die französische, deutsche und englische Sprache gebraucht werden. 2'ußer einer allgemeinen Eröffnungs- und einer allgemeinen Schlußversammlung sind Plenar- und Sektionssitzungen vor gesehen. Die 10 Sektionen des Kongresses gliedern sich folgender maßen : 1. Schulbauten und deren Ausstattung. 2. Hygiene der Internate. 3. Ärztliche Schulaufsicht und Führung von Gesundheitslisten. Praktische Durchführung dieser Einrichtungen. 4. Körperliche Ausbildung und Förderung persönlicher Gesund heitspflege. 5. Hygiene des Schülers. Vorbeugungsmaßregeln gegen an steckende Krankheiten in den Schulen. Die aus dem Schulbetrieb sich ergebenden Krankheiten. 6. Hygienisches Verhalten außerhalb der Schule. Freiluft schulen, Ferienkolonien rc. 7. Der Lehrkörper. Seine Hygiene und Beziehungen zu Familie und Schularzt. 8. Hygienische Unterweisungen für Lehrer, Schüler und deren Familie. 9. Schulplan und Lehrmethode in ihrer Beziehung zur Schul hygiene. 10. Sonderschulen für anormale Kinder. Als Vorträge allgemeineren Inhalts zur Besprechung in den Plenarsitzungen werden bezeichnet: 1. Vereinheitlichung der Methoden bei der körperlichen Unter suchung in den Schulen. 2. Sexuelle Erziehung. 3. Vorbereitung und Wahl des Schularztes. Die verkauften Bilder des Königs der Belgier. — Die englische Monatsschrift »'Ibe 6onuois86ur« bringt in ihrer August- Nummer einen Aufsatz von W. Roberts über von König Leopold nach dem Ausland verkaufte Bilder. Es handelt sich um ungefähr 40 niederländische und vlämische Meister, die in den Privat zimmern des Königs im Palast von Brüssel oder im Schlosse von Laeken hingen; darunter ist eine große Anzahl, die selbst in den ausführlichsten Monographien noch nicht erwähnt waren. Im »0onnoi886ur« sind zehn dieser Gemälde in Abbildungen wieder gegeben, darunter die vorzüglichsten Stücke der Sammlung. Die »Neue Freie Presse« teilt aus der Beschreibung dieser Bilder folgendes mit: Das größte und bedeutendste Bild ist der prächtige Rubens »Die Wunder des heiligen Benedikt«. Hier schildert Rubens die Geschichte des Totila, des Königs der Goten, der von den werkwürdigen Wundern des Heiligen gehört hatte und einen als König verkleideten Diener mit großem Gefolge zur Prüfung der Wunder abfandte. Der Heilige entdeckt den Be trug und weigert sich, den falschen Prinzen zu empfangen. Von diesem Gemälde hat Delacroix 1841 eine hervorragende Kopie gemalt, die ebenfalls im Besitze des Königs der Belgier war. Unter den übrigen fünf Rubens-Gemälden ist besonders ein über Tod und Sünde triumphierender Christus bemerkens wert; es ist kein Zweifel, daß das Bild vollständig von der Hand des Meisters herrührt und wahrscheinlich von Josef Bona parte aus Spanien mitgebracht worden ist. Ein prächtiges Por trät des Malers Frans Francken von Rubens' Hand ist fast identisch mit dem von van Dyck radierten Porträt F-ranckens. Ein weiterer Rubens, »die heilige Therese vor Christus«, ist bereits in die Sammlung Morgans übergegangen; diese Tafel hat als Geschenk des Herzogs von Bourneville und seiner Gemahlin, der Prinzessin von Aremberg, einen Altar in der Karmeliterkirche in Brüssel ge schmückt. 1814 kam das Gemälde nach England und von dort 1830 in den Besitz des damaligen Prinzen von Sachsen - Koburg, des späteren Königs Leopold 1. Die zwei letzten Rubens- Bilder stellen einen Christus in ganzer Figur und einen machtvollen Jünglingskopf, um das Jahr 1638 gemalt, dar. Von van Dyck rührt ein Männerkopf, vermutlich nach seiner Rück kehr aus Italien gemalt, von Rembrandt ein kleiner Kopf eines jungen Mannes aus dem Jahre 1638 her. Teniers war fünfmal in der Galerie des Königs der Belgier ver treten, darunter mit einer Versuchung des heiligen Antonius, einer Gruppe von Bauern und einem Porträt von ihm selbst in Dreiviertellänge, das ihn an der Staffelei sitzend darstellt, wobei er dem Zuschauer voll ins Gesicht schaut, während ein Schüler an einer anderen Staffelei neben dem Meister be schäftigt ist. Kaspar Netfcher ist durch zwei Köpfe, Back- huysen mit einem typischen Marinebild, Eglon van der Neer mit einer mythologischen Studie, van Goyn durch drei Land schaftsbilder vertreten. Zwei entzückende, bisher dem Frans Hals zugeschriebene Bilder rühren, wie die »Frankfurter Zeitung« berichtet, vielmehr von seinem Bruder Dirk Hals her. Diese beiden, »Zwei kleine Mädchen, die mit einer Katze spielen« und »Ein Knabe und ein Mädchen, die mit Karten spielen«, sind bereits in Morgans Besitz übergegangen. Des großen Jan Steen »Eine Dorfhochzeit« gehört zu den besten Werken dieses Meisters. Es wurde 1823 durch König Leopold I. erworben. Der wundervolle Hobbema, der als »Obaumiereg 80U8 ä68 0Ü6NS8« in der Kunstgeschichte bekannt ist, wird von Emile Michel in seiner Hobbema-Monographie der be rühmten »Mühle« des Louvre gleichgestellt. »Eine Schlacht am Fluß« mit alten Ruinen ist das vereinte Werk von Berghem und Frauenbild mit hohem Spitzeukopfputz vertreten; Fra Angelicos Bild »Die Jungfrau mit dem Kind von Engeln umgeben« ist von Morgan erworben. Ein modernes Gemälde, das ebenfalls von dem König verkauft worden ist, ist ein Delacroix, »Der heilige Sebastian« aus dem Jahre 1858, das Baudelaire zu begeisterten Die englische Monatsschrift schließt ihren Aufsatz mit der Nach richt, daß auch König Leopolds Sammlung moderner Gemälde, die einen sehr hohen Ruf genießt, in diesem Herbste verkauft werden soll. (nach: »Neue Freie Presse«.) PersonaLnachrichten. * Gestorben: am 10. August in Bad Steben, wo er Genesung von langer schwerer Krankheit gesucht hatte, im 47. Lebensjahre der Buchhändler Herr Gustaf Schlette, seit 1. Juli 1894 Inhaber der angesehenen G. Ernesti'fchen Buchhandlung ^ in Chemnitz.