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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.01.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1910-01-21
- Erscheinungsdatum
- 21.01.1910
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- Deutsch
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16, 21, Januar 1910. Nichtamtlicher Teil, Börsenblatt s. b. Dtfchn, Buchhandel. 867 deinen Universität die Theologie jene hervorgehobene Stelle nicht mehr an ihr einnehme, die sie vordem so lange behauptet hat, ist nicht zu leugnen. Aber gerade damit ist sie, deren Streitigkeiten und deren so ganz vorwiegende Beschäftigung mit Einem Buche wir heute, wo uns das Buch der Natur, des Menschen und seiner Geschichte so viel wertvoller ist, nur noch geschichtlich begreifen können, besonders geeignet, als erster der vornehmlich Geist und Leben der Vergangenheit »öl führenden Bände eines Gesamtwcrkes zu dienen, das in seinem letzten Bande in die Darstellung der Institute der philosophi schen Fakultät mathematisch-naturwissenschaftlicher Sektion ausmündet. Wäre die Ausgabe einer Fakultätsgeschichte für die medi zinische und philosophische Fakultät — die in der Tat immer entschiedener in immer zahlreichere Sondersakultäten zerfallen — kaum möglich und fruchtbar gewesen: schwierig genug war sie auch für die theologische und juristische, und der Verfasser der Geschichte der theologischen Fakultät, Geheimer Kirchenrat v. Otto Kirn, weist aus diese Schwierigkeiten be sonders hin, namentlich für die Anfangszeiten. Das natürlich auch ja eine Hauptaufgabe einer Fakultätsgeschichte sein: die Fakultät als solche zu erfassen; ihr Entstehen, ihre Organisation, ihren Ilmsang, ihren Geist, Bildung, Zusammensetzung, Um fang, Abgrenzung — Abgrenzung hinsichtlich des Verhältnisses sowohl der ordentlichen zu den außerordentlichen, der regel mäßigen zu den wechselnden Lehrern, als auch der Welt der Lehrer zu der der Schüler, als auch endlich hinsichtlich der Fakultäten gegeneinander — sind nun für die Anfangszeiten zum Teil schwer greifbare Dinge. Die Gründe dafür sind be kannt; es sind in der Hauptsache die Gliederung in Nationen, die bewirkt, daß wir für die früheste Zeit weit sicherer über die Zuteilung zu einer der vier Nationen als über ihre Fakultäts zugehörigkeit unterrichtet sind, und das Fließende der Grenzen zwischen der Vaeultas artiun, und den drei »oberen« Fakultäten, verbunden mit jener bekannten Verflechtung des Geästes des Lehrens und des Lernens. In die Zeit der Herrschaft jener echt mittelalterlichen Verhältnisse führen uns Kirn und der Verfasser des zweiten, die Geschichte der juristischen Fakultät behandelnden Bandes, der senior der Juristenfakultät Emil Friedberg, in ihren ersten Abschnitten. Es sind die Abschnitte, in denen die Darstellung beider Verfasser entsprechend diesen Verhältnissen und dem Abstande der Zeit, der uns von ihnen trennt, ein einigermaßen gleiches Gepräge zeigt und, eben zufolge der engen Verflechtung der Gebiete, sich zum Teil inhaltlich nahe berührt. Es sind die Zeiten, die vor der Refor mation der Kirche und der Universität liegen; es sind die Zeiten der uns sremd gewordenen Verhältnisse, denn ihr Geist war noch mittelalterlich und noch nicht neuzeitlich: die Zeiten der Verflechtung der Fakultäten, der Verflechtung des akade mischen Berufes mit der Praxis außeramtlichen Berufs, der Verflechtung der Stellungen der Lehrenden und Lernenden, der Verflechtung der^akademischen^und geistlichenMlemente, der Verflechtung' von Unterrichts- und (um kurz zu reden) Pensionswesen. Alles das haben beide Bände zu schildern, und zwar, neben der Ausgabe der Herauslösung einer be stimmten Fakultät, besonders nach den Übeln Seiten hin, weil gerade darin das Unterscheidende späteren Verhältnissen gegenüber liegt, und sic thun es in gründlicher und exakter Weise, in überaus wohlthuender Klarheit und Präzision. Allein es ist Zeit zu bemerken, daß und wie beide Verfasser ihre Aufgabe in eigentümlicher Weise angefaßt haben. Die bedeutendste Arbeit hat unter allen den verschiedenen Vcrsassern die Abfassung der Festschrift zweifellos Kirn ans gebürdet. Denn unterscheidet sich sein Band von den Ab schnitten der Bände 3, 4, und 4 2 in der angegebenen Weise durch Umsang und Darstellung, so von dem zweiten, von Friedberg verfaßten Bande dadurch, daß er ganz Original arbeit ist, während in Friedbergs Abhandlung eine zweite, aller dings stark vermehrte Auflage seiner Schriften: »Das Oliegium ^uriäivulll« (1882) und »Hundert Jahre aus dem Dvktor- buche der Leipziger Juristenfaiultät« (1887) vorliegt. In der Geschichte einer gelehrten Korporation, sagt Kirn, kann der Nachdruck entweder auf die wechselnden Personen und ihre Eigenart oder aus die Entwicklung der Institutionen gelegt werden. Er selbst stellt durchaus das persönliche Moment in den Vordergrund, berichtet also vor allem von den Theologen, die in Leipzig gelehrt haben, ihren Anschauungen, Leistungen und Schicksalen. Kie bei Friedberg, so findet man auch bei Kirn die Namen aller Dozenten, die, wie dort in der juristischen, so hier in der theologischen Fakultät gewirkt haben; vor allem aber ist es von Interesse, zu verfolgen, welche Persönlichkeiten der kundige Theologe der Gegenwart in dieser langen Reihe besonderer Hervorhebung würdig und wert befindet. In einer schönen und schlichten Kürze hat Kirn Bilder ihrer persönlichen, wissenschaftlichen und praktischen Eigenart entworfen. Be greiflich, daß das von den Persönlichkeiten des ersten Jahr hunderts noch wenig gelten kann. Hier in diesem Blatte mag eines der theologischen Professoren des ausgehenden fünf zehnten und beginnenden sechzehnten Jahrhunderts besonders gedacht sein, den Kirn kurz erwähnt; Andreas Frißners, der von 1465 ab in Leipzig studierte, Nächster artium wurde und dann »Korrektor« bei Johann Sensenschmid in Nürnberg war: d. h. er war in den Jahren 1474—1478 Teilhaber des ehemaligen Gehilfen Gutenbergs Johann Sensenschmid aus Mainz, der in Nürnberg die erste Buchdruckerei begründet hatte, und führte bei der Herstellung der Bücher die gelehrten Geschäfte. Im Jahre 1479 übersiedelte er nach Leipzig mit einer Druckerpresse, aus der lateinische Bibeln, theologische und historische Werke hervorgingen; daneben erwarb er die theologischen Grade und gelangte spätestens 1499 in die Fakultät. Seine Presse ging, als er 1504 in Rom starb, in den Besitz des Dominikanerklosters über, dein er sie letztwillig vermacht hatte. Plastischer treten uns die Persönlichkeiten von Beginn der mit dem Tode Herzog Georgs anhebenden Periode entgegen. Da ist Johann Pfef- singer, fast ein Menschenalter hindurch (1546—1573) das eigentliche Haupt der Fakultät, die ihm übertragene Aussicht über die Beobachtung der neuen Lehre auch der Universität gegenüber mit Festigkeit und nicht ohne Strenge übend, und dabei zugleich derjenige, welcher dem Verhalten der Fakultät in den dogmatischen Streitigkeiten der sechziger Jahre den ironischen Geist aufprägte. Reben ihm wird Bernhard Ziegler hervorgehoben, der gewissenhafte Lehrer, gelehrte Kenner des Hebräischen und Träger eines vielseitigen Vertrauens. Aus der Zeit der kryptocalvinistischen Wirren ragt Nicolaus Selnecker hervor <1576—1592), der fruchtbare Schriftsteller und wohl- bekannte Liederdichter. Gegen Ausgang des Dreißigjährigen Krieges erhebt sich beherrschend die Gestalt des Ostfriesen Jo hannes Hülsemann (1646—IK6I). Scharfsinnig und gelehrt, originell bis aus dis kaum verständliche Latinität und die steile, schwer zu entziffernde Handschrist, unermüdlich in der Polemik, unbeugsam in der Bersolgung seiner Ziele, prägt er der Leip ziger Fakultät weit über den Zeitraum seines Wirkens hinaus, seinen Stempel auf. Er bildet eine dialektisch wohlgeübte, wissenschaftlich strebsame Theologengeneration heran, genießt als Prediger die dankbare Achtung seiner Gemeinde, bemüht sich als Dekan um die Ordnung verwickelter und verschleppter Rechts- und Finanzsragen, hinterläßt auch, wie Kirn seiner bemerkt, im Inder Oeesoorum »gehaltvolle Nachrichten« über die politischen Ereignisse der Zeit — eine Nachricht, die nach den zwei Belegen, die Kirn dasür gibt (Erwähnung des Abzugs der Schweden und Beschreibung des deshalb gefeierten Dank- sestes), allerdings etwas zu voll an Gehalt erscheint; er aber bringt auch den nach Kirn »unevangclischen« Standpunkt mit aller Schärfe und Leidenschaft zum vollen Ausdruck, der die 1,7«
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