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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.02.1910
- Strukturtyp
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- 1910-02-09
- Erscheinungsdatum
- 09.02.1910
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. atz 32, 9 Februar ISlV. leiteles Sortiment zu einem der ersten des Landes empor gehoben. Zahlreich waren denn auch die Ehrungen, die ihm am 1. Januar 1902 anläßlich der Feier des fünfzigjährigen Be stehens seiner Firma geworden sind; der Landesherr ernannte ihn zum königlichen Kommerzienrat, Noch vor zwei Jahren entschloß er sich zu einem durch greifenden Umbau seiner Geschäftsräume, die er im mo dernsten Sinne ausgestaltete; gleichzeitig gliederte er seinem Sortiment auch eine Lehrmittelabteilung an, die unter der zielbewußten Leitung seines Sohnes Hermann, den er am I, Oktober 1908 als Teilhaber ausgenommen hatte, in schönem Aufblühen begriffen ist. So war Paul Kurtz unablässig tätig, durch mustergültigen Geschäftsbetrieb sein Sortiment jeweils den Bedürfnissen der Neuzeit anzupaffen und mit den modernen Anforderungen Schritt zu halten. Kein Wunder, daß eine so rege und erfolgreiche Tätigkeit die Aufmerksamkeit der Fachkreise auf sich zog. Gern holten seine Berufskollegen den Rat des bewährten Fachmanns ein, in liebenswürdigster Weise war er stets bereit, seine Erfahrungen mitzuteilen, einzutreten, wo cs die Wahrung und Hebung der Standesintereffen galt. Was Paul Kurtz so dem Buchhandel, insbesondere dem Stuttgarter Buchhandel war, wird wohl nie in vollem Um fange gewürdigt werden; sein bescheidener Sinn sträubte sich ernstlich dagegen, von seiner stillen Wirksamkeit Aufhebens zu machen. Zahlreiche junge Buchhändler hat er herangebildct, die Söhne aus angesehensten Verlags- und Sortimentsfirmen wurden seiner Leitung und Fürsorge anvertraut. Er war allen ein zwar strenger, aber gewissenhafter, wohlwollender und für die Ausbildung seiner Zöglinge treu besorgter Lehrherr, Viele junge Gehilfen, die ihre Wanderzeit in das rebenumkränzte Stuttgart führte, betrauern in ihm ihren hochverehrten ehemaligen Chef, der mit Freuden immer be reit war, ihnen Berater und Helfer in allen Berufs- und auch Privatangelegenheiten zu sein. Wer sich ihm anver traute, konnte einen Einblick tun in das edle, von selbstloser Hingabe an seine Mitmenschen erfüllte Herz, und dies war es auch, was ihm, über seinen Berus hinaus, die allgemeine Achtung und Verehrung seiner Mitbürger verschaffte. Bald mußte er, der durch das Vertrauen seiner Mit bürger wiederholt in den Bürgerausschuß gewählt wurde, noch eine ganze Anzahl weiterer Vcrtrauensämter über nehmen, So war er sechsundzwanzig Jahre, lang Handels richter bei den Handelskammern des Landgerichts Stuttgart, welches Amt er aus Gesundheitsrücksichten erst einige Jahre vor seinem Tode ungern niederlegte. Bei diesem Anlaß wurde er vom König durch Verleihung des Ritterkreuzes 1, Klasse des Friedrichsordens ausgezeichnet. Weiter war der Verblichene Mitglied des Kuratoriums des Mädchen- Gymnasiums, jetzigen Königin Charlotten-Gymnasiums, und auch zu anderen zahlreichen öffentlichen Dienstleistungen wurde er herangezogen. Eine Reihe von Vereinen wußte sich die hervorragende Arbeitskraft des zuverlässigen Mannes durch Übertragung von Vertrauensämtern nutzbar zu machen. So war er vierzig Jahre lang Mitglied des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, darunter dreißig Jahre lang Rechner der Sektion Schwaben, Nicht zum wenigsten seiner unermüdlichen Tätigkeit ist der Aufschwung zu danken, den die Sektion gleich zu Beginn ihres Bestehens nahm; viele begeisterte er für die alpine Sache, und jahrzehnte lang hat er in selbstloser Weise diesem idealen Zwecke seine Zeit geopsert. Die Sektion Schwaben hat ihm seine treue Mitarbeit durch Verleihung der Ehrenmitgliedschaft dankend bezeugt. Weiter war Paul Kurtz langjähriges Ausschußmitglied des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, des Schwarzwald oereins und des Vereins für Fremdenverkehr; die vielen sonstigen gemeinnützigen Vereine, die er durch seine Mitglied schaft unterstützte, sollen hier ungenannt bleiben. Der Literarische Klub, zu dem sich der vielseitig gebildete Mann naturgemäß besonders hingezogen fühlte, schätzte ihn als eins seiner angesehensten Mitglieder; was er hier geleistet hat, zeigte am besten, welch feinsinniges Wesen ihm innewohnte, Ost öffneten sich die gastlichen Pforten seines Hauses den mit ihm befreundeten Gesellschaftskreisen, Wer die wohltuende Wärme und freundliche Aufmerksamkeit, die dem Gast im Hause Kurtz zuteil wurde, zu genießen das Glück hatte, der empfand mit Behagen den poetischen Dust, der über dem trauten Heim — dem Schiller-Goethe-Haus — ausgebreitet lag. So war das ganze Leben dieses seltenen Mannes, neben der Sorge um Geschäft und Familie, dem Wöhle der Mitmenschen geweiht. Unvergänglich wird er in aller Herzen fortleben als einer der Besten und Edelsten seiner Vaterstadt, als eine Zierde des deutschen Buchhandels, An seinem Sarge trauern seine Witwe, Frau Thekla Kurtz, geb, Kober, die ihm in langen Jahren, eine liebevoll sorgende Gattin und in den letzten Jahren schwerer Er krankung eine treue Pflegerin war, sowie drei Söhne, von denen der älteste, Erwin, Schwiegersohn des verstorbenen Verlagsbuchhändlers C, Rechner in Dresden, jetzt Inhaber letzterer Firma ist, während der zweite Sohn Hermann, wie schon erwähnt, Mitinhaber der Firma seines Vaters war, und wohl nunmehr zur weiteren Leitung des hochangesehenen Hauses berufen sein wird. Der jüngste Sohn Paul obliegt noch seinen Studien, Möge das Haus Lindemann stets im Sinne des Ent schlafenen weiter wachsen und blühen und möge sein Geist auch fernerhin über ihm walten und darin fortleben I Freiburg i/Br,, 6, Februar 1910. Wilhelm Dehn. Aus dem Deutschen Buchgewerbehaus in Leipzig. Sonderausstellung von E. M. Lilien. In den Erdgeschoßräumen des Deutschen Buchgewerbehauses in Leipzig hat gegenwärtig E. M. Lilien, Berlin, etwa 200 gra- phische Arbeiten ausgestellt, die vorwiegend aus Originalzeich nungen bestehen. E. M. Lilien ist im Jahre 1874 in Drohobycz in Galizien als Jude geboren. Seine Kunst hat einen durchaus zionistischen Charakter. Das Wesen des Judentums künstlerisch zu versinnlichen, hat zuerst der im vorigen Jahrhundert lebende Eduard Bende- mann, der den Romantikern der Düsseldorfer Schule an gehörte, unternommen. Seine Hauptbilder »Die trauernden Juden im Exil« (1832; im Museum in Köln), sein »Jeremias auf den Trümmern von Jerusalem« (1834; im Besitze des Deut schen Kaisers) und die »Wegführung der Kinder Israels in die babylonische Gefangenschaft« (1872; in der Berliner National galerie) bilden im Grunde genommen Variationen eines und des selben Themas: die Leiden und die Unterdrückung der jüdischen Nation bildlich zu verkörpern. Bendemanns Bilder haben bei ihrem Erscheinen auf seine Zeitgenossen starken Eindruck gemacht; aber das einseitige und ausgesprochen sentimentale Empfinden, das in ihnen zum Ausdruck kommt, ist unwahr und entspricht dem jüdischen Nationalcharakter nicht. Darum konnte auch der Inhalt dieser Darstellungen, die auch in formaler Hinsicht trotz aller Korrektheit schwächlich sind, nicht von nachhaltigem Eindruck bleiben. Anders bei Lilien. Er steht den geschichtlichen Tatsachen weit objektiver gegenüber. Auch er findet den Ausdruck für das Ge fühl der Zusammengehörigkeit, für den sympathischen patriarcha lischen Zug bei den Juden; aber man sieht, daß er trotzdem nicht
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