40, 18. Februar 1910. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. 2177 HI In der ersten Märzwoche gelangt der zweite Band der Werdandibücherei zur Versendung Hermann Graf Keyserling Schopenhauer als Verbilder Gebunden M. 2.— ord., M. 1.40 s conci., M. 1.30 bar und 11/10. ras Keyserling sucht die philosophische Llnvollkommenheit von Schopenhauers Werk, über welche wohl alle kompetenten Kritiker einig sind, und den unheilvollen Einfluß, den es auf seine Jünger ausgeübt hat und noch ausübt, aus den Tiefen seines Wesens heraus zu begreifen. Nach vielfachen Einzeluntersuchungen, Gegenüberstellungen mit anderen Geisteshelden und allgemein- psychologischen Betrachtungen gelangt er zu dem Schluffe, daß es Schopenhauer an der schöpferischen Kraft gefehlt hat, die Gesamtheit seines Geistes zur lebendigen Einheit zusammenzufassen. Schopen hauer erscheint als ein im tiefsten Sinne Ohnmächtiger, wie denn auch seine Willensphilosophie, nach Keyserlings Ausdruck, in Wahrheit eine „Philosophie des ohnmächtigen Willens" ist. Indessen, wie es an einer Stelle des Buches heißt, „im tiefsten Grunde des Einzelnen ruht das Allgemeine, das Einzelne, tief erfaßt, ist schon allgemein": so erwächst aus dem Schopenhauerproblein allmählich das Problem des Menschen überhaupt; Schopenhauer selbst erscheint zuin Schluffe nur mehr als Symbol. Wer „Schopenhauer als Verbilder" gelesen hat, wird vielleicht in erster Linie darüber an Einsicht bereichert sein: was wahre Bildung heißt! Nordhausen, „Zwischen vierzehn und achtzehn" erwies bereits die gute Absatzfähigkeit der Werdandibücherei; ich bitte, für Keyserling, „Schopenhauer" und folgende Bände in gleicher Weise tätig zu sein und bemerke, daß unter den Bänden der Werdandibücherei gewischte PttEeN gewährt werden. Leipzig, Mitte Februar l9l0. Fritz Eüardt Verlag