Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.02.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-02-24
- Erscheinungsdatum
- 24.02.1910
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19100224
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191002247
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19100224
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1910
- Monat1910-02
- Tag1910-02-24
- Monat1910-02
- Jahr1910
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 41. 24. Februar 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f d. Dtschn. Buchl,anbei. 2397 warum der Übergang auf eine unschuldige Urkunde, die Sie, wie sie selbst sagen, nicht gelesen haben, nicht verstehen können, und wenn ich etwas dazu sagen darf, auch nicht verstehen wollen und mollen mögen — meinetwegen! Ich habe Ew. Wohlgeb. nicht mit dem Ex. beschweret, habe auch nicht geglaubt, Sie damit be schweren zu müssen — warum lassen Sie denn die Ahndung über eine so fatale Lecture an mir Unschuldigen aus? Ich dächte, seit des seel. Klotzens Zeiten wären dergleichen in dreifacher Absicht sonderbare Briefe außer Mode? »Denn nun sagen Sie doch, m. H. H., was soll Ihr Brief würken oder ändern? Mich, oder die Urkunde, oder das Publikum? Mich nicht, da Sie ja keinen Einzigen Grund anführen, sagen, daß Sie das Buch nicht verstünden und sich darüber am meisten zu entrüsten scheinen, daß ich mich über so Etwas zu schreiben — erkühne oder unterstehe, wie soll ich sagen? und Sie sehen, H. H., was sich, oder vielmehr, daß sich auf Etwas nichts antworten läßt. Meine Urkunde — das Phantastische,' abscheuliche Ding, worüber Sie sich, wie Sie schreiben, so herzlich betrüben etc., könnte die doch mit Einmal Ihr Phantasieloser, aufgeklärter, ebner Genius oder Briefe ändern — aber ach! (um in Ihrem Ton zu reden) ach nein! das kann er nicht. Also das Publikum! — aber dazu ist dieser Brief an mich, nicht an den Rec., der in der Allg. D. B. Ew. Wohlgeb. das Buch also recensiren soll, uud zu seiner Zeit wahrscheinlich wird, und kann und was kümmerts mich weiter. »Ich denke nicht so in gewissen Sachen wie Sie und Ihre Freunde!« Behüts Gott! zumal in den gewissen Sachen, die man denn wohl nicht gern nennt; aber was hindert das? Habe ich je so denken wollen? und sollen? und dürfen? Und wer sind Sie, m. H., und alle ihre Freunde, daß Sie Ihre Denkart zur Norm alles Wissens u. Denkens anschlagen? Wie Hr. Nikolai über jenes Stück des Aegyptischen, Morgenländischen, Griechischen Alterthums denkt — wer ist, der je danach gefragt hat, fragt, und fragen wird in 86oa1a. seouloiuru Amen! ».Meine Einbildung — — in Sandwüsten, — — meine Schreibart — 'und habe ich Ihnen, m. H., je eine Sylbe über Ihre Einbildung in Nothnagels Sandwüsten rc. gesagt, oder zu sagen es nöthig gefunden! Und dann mit unter so hämisch .Einer Ihrer Freunde', und ,an einen andern Ihrer Freunde' und .ob's nicht etwa einzurichten gewesen, daß die Schrift beim 3ten mal verständlich' rc. rc. . . . was gehn mich, HochzuEhr. Hr. u. Freund, meine Freunde an, was die fabuliren? Warum mir das u. den Wandsbecker in den Bart werfen? d einetwegen laße sich die Schrift, wie Seb. Nothanker lesen oder Eberh. Pron I. Ehr. den Gekreuzigten oder Ludvic. Kaufmannslex., mir nur desto lieber! — Kurz, m. H. H. es ist gut, daß das der Erste und letzte Brief sei, den wir also wechseln. Denken Sie mit all Ihren Freunden, wie Sie wollen, laßen Sie mich auch denken, wie ich will, warum sollte mir die kleine Freiheit nicht gebühren? Wer hat mich gedungen, um ich weiß nicht, welche Schule, umherzu tanzen: Doch was erniedrige ich mich, so auch nur zu fragen? Ich wünschts überhaupt, aus mehr als Einem Betracht, u. nicht blos des Artikels der Christ!. Liebe wegen, daß Ew. Wohlgeb. mich gütigst vergäßen, weiter thun, anordnen u. schreiben, was Sie gut finden u. s. w. Übrigens bin ich Ihnen mit aufrichtiger Gesinnung für so manche Freundschaften und Gefälligkeiten wahrlich verbunden, versichere, daß ich nicht den mindesten Groll hege« usw. usw. Nicolai blieb hierauf die Antwort nicht schuldig und beschloß in einem vom 9. August 1774 datierten Schreiben den unerfreu lichen Briefwechsel.« »Als der seel. Klotz, durch meine Offenherzigkeit gewitzt, mit mir gänzlich brechen wollte, traktierte er mich in seinem letzten Briefe mit dem ganzen Prunk von Wohlgebohrnen und Hoch- edelgebohrnen, gebot mir zu vergessen, daß wir jemals Freunde ebenso handelt, kränkt mich, seinetwegen, ich will es nicht bergen »Ich muß mich in meinem letzten Schreiben entweder nicht deutlich oder nicht präcis genug ausgedrückt haben, oder Sie haben mich unrecht verstanden. Das erste kann, wie Sie wissen, auch sehr wohl der Grund des letzteren seyn — in Briefen und in Büchern. »Sie geben mir einen phantasielosen Genius schuld. Ach! Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. er ist nur allzu phantasiereich! Die angenehme Phantasie einer gelehrten Welt, in der rechtschaffene Männer, wenn sie ver schiedener Meinung sind, es sich unverhohlen sagen, um ihre Ein sichten zu verbessern und zu vervollkommnen, und doch dabey die treuherzigen Freunde bleiben, hat mich sehr oft zu muthigen Un- besonnenheiten verführt und mich auf grün bewachsene Irrwege gebracht, auf denen ich zu sinken anfing. Die Phantasie pflegt, Sie wissen es, beides leicht zu thun. »Voll dieser Phantasie, habe ich Ew. Hochwürden sehr oft, sehr offenherzig über verschiedene literarische Gegenstände meine Meinung gesagt, in der Hoffnung entweder Ihren Beifall oder Ihren ebenso offenherzigen Widerspruch zu erhalten und durch beides die Wahrheit zu erforschen. Jetzt versichern Sie mich: »Sie hätten besonders seit 2 Jahren, wenn Sie anderer Meinung waren, ab- gebogen, geschwiegen.« O mein werther Herr! Warum haben Sie dieses Zugeständniß, welches Ihnen itzt der Zorn abdringt, nicht vorlängst, um der Freundschaft willen gethan! Ich hätte dann nicht die seltsame Rolle gespielt — Eines Offenherzigen gegen einen Zurückhaltenden! »Sie fragen mich itzt, was mein Brief wirken sollte? Glauben Sie, daß ich ihn geschrieben hätte, wenn ich nicht gemeint hätte, Sie würden es aus dem Briefe selbst ersehen? Er sollte die offen herzige Anrede eines Freundes seyn, der keinen seiner Gedanken verbirgt, der auch mit seinem Freunde freundschaftlich zürnen kann, wenn er glaubt, daß derselbe seine Talente verkenne, daß er Schaden stifte, wo er zu nützen glaubt, daß er Widerwillen er regen könne, wo er Ruhm zu erwerben meint; und der seinen Freund dabey fähig glaubt, ihn, wenn es die Gelegenheit er- heischt, wieder ebenso treuherzig zu warnen. Ist dieser Ton der importunen Freundschaft in meinem Briefe zu verkennen gewesen, so thut es mir wirklich leid, aber in meinem Geiste war nichts destoweniger die redliche Gesinnung.« Ganz entschieden verwahrte er sich dagegen, daß er seine Meinung andern aufdrängen wolle und nur die zu Wort kommen lasse, die sich seiner Denkungsart anschließen: »Nichts sieht mir wohl unähnlicher, als daß ich »Meine und meiner Freunde Denkart zur Norm alles Wissens und Denkens anschlagen sollte.« — »Aber die Freiheit, über alles, was mir nicht gefällt, frey- müthig meine Meinung sagen zu dürfen, ist ein Vorrecht eines jeden vernünftigen Menschen, dem ich nie entsagen will. Sie wissen, wie oft ich in Briefen wider Meinungen deklamiert habe, die Sie in Recensionen für die Bibl. entdeckten, und daß ich eben diese Rezensionen habe abdrucken lassen. So wenig will ich meine Denkungsart andern vorschreiben. »Ich habe es freylich wohl bemerkt, daß Ihre Denkungsart von der meinigen immer weiter abzugehen anfängt, ich glaubte aber, wir könnten deshalb doch noch Freunde bleiben. Ihr Brief versichert mich des Gegentheils — Ich finde mich darinn; denn eine Freundschaft, die nicht wechselseitig, ist ohnedieß schon keine Freundschaft mehr.« Nicolai kommt dann nochmals auf die »Urkunde« zurück. »Noch eins! Was Sie Umwege nennen, waren keine Umwege Ich glaubte wirklich, Sie hätten mir das Exemplar der Urkunde auf Schrpp. verehrt. Ein Freund von Ihnen (Lavater) schrieb wirklich in der besten Absicht, man solle über die Urkunde nicht urtheilen, bis man sie sieben mahl gelesen habe. Ich glaubte ex 600068818 zu disputiren, wenn ich zu verstehen gab, man laufe Gefahr unrecht verstanden zu werden, wenn man nach dem Zeugnisse eines Kenners erst bey der siebenten Lektur richtig ver standen werden kann. »Was übrigens in Ihrem Briefe bloß in der Absicht stehet mich zu beleidigen, hat mich gar nicht beleidigt. Z. B. Sie hätten meine Wohlgebohrenen nicht mit dem Exemplar der Ur kunde beschwert, hätten auch nicht geglaubt, mich damit beschweren zu müssen. — Meine Wvhlgebohren solle Ihre Hochehrwürden gütigst vergessen. — Wer Sie gedungen habe, um, Sie wissen nicht, welche Schule umherzutanzen. Wer darnach gefragt hat, fragt und fragen wird, was über jenes Stück des Aegypt., morgenländ., griechischen Alterthums denket, und dergl. »Ich bin sehr offenherzig, meine Gedanken und Meinungen zu sagen, wenn mir aber je, in dem ersten Anstoße des Jachzorns, dem ich freylich sogut unterworfen bin, als andere Menschen, solche Gedanken in den Sinn kämen, so würde ich sie, ich gestehe 310
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder