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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.02.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-02-26
- Erscheinungsdatum
- 26.02.1910
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- Deutsch
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46, 26. Februar 1910. Nichtamtlicher Teil. MrseiMM I. d. rtschn. DuG»nd-I. 2525 in nichldeutlchen Ländern viele neue anderssprachige Sortimentsgeschäste entstanden sind. »Es ist ja zweifellos, daß durch das Entstehen nicht- deutscher Verlags- und Sortimentsbuchhandlungen die slawische und magyarische Bevölkerung mehr Bücher kauft als früher, weil das Bildungsbedürfnis ein größeres geworden ist, wie ja auch bei der deutschen Bevölkerung das Bildungsniveau heute ein besseres ist als vor 50 Jahren und der Bilcher- bedars nicht nur relativ ein größerer geworden ist. Aber auch die Zahl der Buchhandlungen hat sich vermehrt, und zwar in viel größerem Verhältnis, als die größere Verbrei tung der Bücher erfordert hätte. Während noch vor 50 Jahren in Niederösterreich, also in rein deutschem Gebiete auf 15 000 Einwohner eine Buchhandlung kam, kommt jetzt schon auf 5000 Einwohner eine solche. Während im Jahre 1859 in diesem Kronlande nur 6 Orte mit Buchhandlungen existierten, gibt es heute deren 35. In ganz Österreich kamen vor 50 Jahren auf 50000 Einwohner eine Buch handlung, heute schon auf IS 000 eine, in den Ländern der ungarischen Krone kam vor 50 Jahren auf 1 Sv 000 Ein wohner eine Buchhandlung, heute schon auf 17 000 Ein wohner eine solche. Die Folge ist, daß viele Buchhand lungen keine auskömmliche Existenz führen und in Neben berufen Hilfe suchen müssen. Das ist im allgemeinen kultu rellen Interesse bedauerlich, da mit wenigeren, aber leistungsfähigeren und unternehmungslustigeren Buchhändlern der Kultur und der Wissenschaft viel mehr gedient wäre. An Mitteln, diesem Übelstande abzuhelfen, fehlt es wohl nicht, man braucht nur den Verlagsbuchhandcl in den ein zelnen Kronländern mehr zu fördern, damit er befruchtend auf den Sortimentsbuchhandel wirken könnte. Freilich darf dieser sich nicht darauf beschränken, nur gewinnbringende Brotartikel zu verlegen, sondern er muß auch wissenschaft liche Werke durch den Sortimentsbuchhandel verbreiten. Ohne unternehmungslustigen Verlagsbuchhandcl kann der Sorti mentsbuchhandel nicht florieren. »Eine deutliche Sprache sür die Berechtigung meiner Besorgnis spricht die betrübende Tatsache, daß viele neue Dichter und schöngeistige Schriftsteller den Weg ins Ausland nehmen, und die Klage der Verleger, daß die Sortimenter nicht mehr so leistungsfähig wie früher seien. Daß die Schuld für diese Erscheinung nicht den Verleger trifft, be- weist die Tatsache, daß der einheimische wissenschaftliche Ver lag auch heute noch an die Seite der ersten deutschen Ver lagsfirmen gestellt werden kann. »Habe ich also vollauf recht, mit Sorge in die Zukunft zu blicken, so habe ich auch vollauf recht, den Mut nicht sinken zu taffen, wenn nach uns wieder Männer das Steuer unseres Vereins führen, welche von gleicher Lust und Liebe zu unserem schönen Berufe erfüllt und mit gleicher Ausdauer und Zähigkeit sür die Besserung unserer Verhältnisse tätig sind. »Ich kann es mir nicht denken«, schloß ich einmal meine Ausführungen über das Prioatbeamten-Versicherungs- gesetz, »daß unsere dringenden Vorstellungen an maßgebender Stelle unberücksichtigt bleiben sollten« und heute können wir schon konstatieren, daß das Hohe Ministerium des Innern unserem Stande große Beruhigung durch die Interpretierung des Z 1 des Penstonsgesetzes gewährt hat. Unsere fort gesetzten Bemühungen in Angelegenheit des Bücherzolls haben ebenfalls Erfolge zu verzeichnen gehabt, und auch der Schulbllcherverlag hat durch Verbesserung der Bezugs bedingungen einen Teil unserer Wünsche erfüllt und den Sortimentsbuchhandel zu großem Dank verpflichtet. Dies alles mag ein gutes Omen sein, daß bei fortgesetztem warmen Interesse maßgebender Faktoren sich doch noch manches in unserem Stande zum Besten wende. Möge es dem österreichisch-ungarischen Buchhandel noch lange be- Börsenblatt für dm Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. schieden sein, unter der glorreichen Regierung unseres erhabenen Monarchen, Seiner Majestät des Kaisers und Königs Franz Josef I., unter der unser Verein begründet wurde, zu wachsen, zu blühen und zu gedeihen.- Der Vorsitzende schließt seine Rede mit einem lebhaft ausgenommenen Hoch auf den Kaiser und regt die Ab fassung folgenden Huldigungstelegrammes an: »An Seine k. und k. apostolische Majestät zu Schönbrunn bei Wien. »Die anläßlich des 50jährigen Jubiläums des Ver eins der österreichisch-ungarischen Buchhändler aus allen Teilen der Monarchie hier versammelten Buch-, Kunst- und Musikalienhändler bringen Eurer Majestät, unter Allerhöchst Deren glorreicher Regierung der Buch-, Kunst- und Musikalienhandel in Österreich und Ungarn einen ungeahnten Aufschwung genommen hat, dankerfüllten Herzens ihre ehrerbietigste Huldigung dar. »Für den Verein der österreichisch-ungarischen Buchhändler: Hofbuchhändler Wilhelm Müller, Vorsitzender, Robert Mohr, Schriftführer. Ludwig Mayer, Kassier.» Die Versammlung gibt dieser Anregung lebhafte Zu stimmung und spendet dem Redner lauten Beifall. Hierauf ergreift Seine Exzellenz der Handelsminister das Wort, beglückwünschte den Verein namens der Re gierung zu seinem Jubiläum und fuhr dann fort: »Ich muß Ihnen ein Geständnis machen. Als kleiner Bub hatte ich vor Buchhändlern einen kolossalen Respekt, weil ich der Meinung war, daß sie alle Bücher, die bis zur Decke aufgestapelt waren, auch gelesen hätten. Nach einiger Zeit habe ich diese Meinung zwar ausgegeben, aber nach meinem Eintritt ins praktische Leben brachte ich ihnen aus anderen Motiven meinen Respekt entgegen: Ich erkannte in den Buchhändlern die Elitetruppe des städtischen Bürgertums, Kulturträger, welche Kunst und Wissenschaft zu überliefern haben, Männer des Erwerbes, die aber auch der höchsten Ideale fähig sein müssen und ihrem Stande zur Zier ge reichen. Sie waren die ersten, die vor fünfzig Jahren in zielbewußter und großzügiger Weise den Gedanken der Organisation zur Ausführung brachten, die dem Einzelnen und dem Ganzen Schutz gewährt und das Solidaritäts- gesühl fördert. Mit Stolz können Sie auf die Erfolge Ihrer Vereinigung zurückblicken. Verzeihen Sie mir jetzt ein Wort, es entringt sich mir ein Stoßseufzer: Helfen Sie mit, uns alle von dem peitschenden Gespenst perverser Schundliteratur zu befreien, die die Seele unserer Jugend vergiftet und geeignet ist, die Zukunft unserer Generationen zu be einträchtigen. Ihre Erfolge haben Sie nicht in letzter Linie Ihrem Präsidium zu danken, Lechner ist eine Zierde Ihres Standes gewesen, und ich beglückwünsche auch meinen ge ehrten Freund Müller, von dem ich weiß, daß er sich in selbstloser Weise bemüht, den Standesinteresscn und der Allgemeinheit zu dienen. Ich wünsche Ihnen namens der österreichischen Regierung den besten Erfolg für Ihre weiteren Bestrebungen. Ob jene Fesseln fallen werden, über die Sie klagen, ob ich die Postgebühren ermäßigen kann, das weiß ich nicht. Vielleicht ist das auch möglich, daß sich die Ein nahmen des Staates vermehren. Halten Sie aber an Ihren Idealen fest, damit Sie bleiben, was Sie sind: eine Zierde des städtischen Bürgertums. - Den Worten des Handelsministers folgte lebhafter Beifall. Vizebürgermeister vr. Neumayer sprach namens der Stadt Wien und richtete an die Versammlung den Appell, zur geistigen und sittlichen Entwicklung des Volkes mit das ihrige beizutragen. Für die Handels- und Gewerbekammer und den 327
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