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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.03.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1910-03-02
- Erscheinungsdatum
- 02.03.1910
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- Deutsch
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Künftig erscheinende Bücher. ^ 49, 2. März 1910. Verlag für Litteratur und Kunst Albert Langen München Demnächst erscheinen in unserem Verlage die folgenden drei aussichtsreichen und literarisch wertvollen Novitäten, Erzählung. Llmschlagzeichnung von Wilhelm Schulz. Ladenpreis geheftet M. 2.50, in geschmackvollem Leinenband M. 3.50, in Lalbfranz-Liebhaberband M. 5.50. Ein Erstlingswerk wird uns hier geboten mit allen Vorzügen eines solchen und — kann man wohl sagen — ohne seine Mängel. Jugendliche Frische im Aufnehmen wie im Wiedergeben der Eindrücke leuchtet erquicklich von jeder Seite dieses Buches, dabei zeugen Aufbau und Stil der feinen, tiefen und warmen Erzählung von einem Takt und Geschmack, wie sie sonst nur den Besten unter den gereiften und abgeklärten Dichtern eigen sind. Schlicht und ohne alle übersteigerten Mätzchen und großen Gebärden wird uns dieser kurze, aber entscheidende Abschnitt aus dem Leben eines frischen und persönlich veranlagten Schuljungen und seiner Mutter erzählt. Es ist nichts eigentlich Großes, was geschieht, der kleine Held des Buches ist auch nichts andres als ein kindlicher gesunder Knabe, dem keinerlei Reflexionen eines späteren Alters untergeschoben werden; und doch ergreift das Buch, ohne daß der Verfasser darauf ausginge, uns tief, fühlen wir uns hier einem werdenden Menschen gegen- über, andern Schlages als jenes, von dem zwölf auf ein Dutzend gehen. Und nicht nur die Hauptpersonen, sondern auch die andern Gestalten des Buches leben, und die darin geschilderte märkische Natur nicht minder Märkische Stimmung liegt überhaupt auf dem Ganzen, — eine Bodenständigkeit, die in so gutem und vornehmem Sinne norddeutsch ist wie bei dem alten Meister Fontane. Marianne Die Geschichte einer Liebe. Lmschlagzeichnung vom Verfasser. Ladenpreis geheftet M. 3.—, in geschmackvollem Pappband M. 4.—, in Lalbfranz-Liebhaberband M. 6.—. Diese Geschichte einer Liebe ist ein entzückendes, herzenswarmes und nachdenkliches Buch. Die Handlung spielt sich während eines Sommers in einem Dorfe des Schwarzwaldes ab. Die mit den Augen des Malers gesehene Landschaft nebst ihren fein charakterisierten bäuerlichen Bewohnern gibt den stimmungsvollen Hintergrund für die Hauptpersonen, das Liebespaar. In der Ichform erzählt uns der junge Maler von sich und der schönen Marianne, die wie vom Himmel gefallen in sein Leben tritt und ihm das höchste Glück bringt, um ihn dann ebenso überraschend zu verlassen — aus Liebe. Sein ganzes Herz hat der Verfasser dieser feinen Mädchengeftalt geschenkt, er hat ihr soviel von seinem Blute gegeben, daß wir sie leibhaft wandeln sehen vor unseren Augen, in ihrer leise gedämpften Fröhlichkeit, ihrer überirdischen Güte und ihrer erd- geborenen Leidenschaft, ihrer Freiheit von der Menschen engen Bedenken und kleinlichen Sorgen, wie sie so rein vielleicht nur die besitzen, die kein langes Leben vor sich haben und — das wissen, für die sich der Inhalt von Jahrzehnten in eine ganz kurze Spanne Zeit zusammendrängt. So empfangen wir in diesem Buch, das allen Freunden deutscher Kunst und Art große Freude machen wird, die Geschichte einer schnell und ohne Reue genossenen Seligkeit, eines Lebens, das ohne Abstieg von seinem Gipfel geradeaus hinübergleitet in einen verklärten Tod, eines der seltenen Kunstwerke, in denen das Bild des bleichen Vollenders uns nicht schauernd an die eigne Vergänglichkeit denken läßt, sondern uns erhebt, daß wir die Ewigkeit alles Geborenen sehen. Noman. Llmschlagzeichnung von Prof. Walter Tiemann. Ladenpreis geheftet M. 3.50, in geschmackvollem Pappband M. 4.50, in Lalbfranz-Liebhaberband M. 6.50. Ein Geschwisterpaar steht im Mittelpunkt dieses gestaltenreichen Romanes, — Zwillinge, an einem Tage aus gleichem Blute entjprossen und dennoch zu entgegengesetzten Losen bestimmt; das Mädchen und der Knabe einander so ähnlich, und doch sie ein Mensch, dem auch das Schwerste zum Besten dient, der die Lebensprobe besteht, indessen der Bruder daran hilf- und kraftlos zugrunde geht. Beide aber werden uns gleich lieb, und wir können sie gleich gut verstehen, weil der Verfasser ihnen so menschliche Gesichter gibt und ihr Schicksal sich in so überzeugender Weise erfüllen läßt, daß man sich keinen andern Weg und kein andres Ziel für sie denken kann. Ebenso lebendig und zum größten Teil sympathisch werden uns auch die andern Träger der lebhaft bewegten, in energischer Steigerung aufgebauten Handlung dieses dabei künstlerisch und psychologisch sehr feinen Romanes gemacht, der dem Unterhaltungsbedürfnis des naiven Lesers ebenso viel bietet wie den höheren Ansprüchen des Kenners. Die junge Gertrud Baldung, mit deren Befreiung zu einem neuen, glücklichen Leben das ernste Buch versöhnend ausklingt, ist sicherlich eine der liebenswürdigsten, anmutigsten und feinsten Frauengeftalten unserer Modernen Literatur, und es werden ihrer viele sein, die sie lieb gewinnen und dem begabten Verfasser dankbar sein werden, daß er ihnen ihre Bekanntschaft vermittelt hat. Wir bitten zn bestellen. München, Ende Februar 1910.
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