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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.01.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-01-16
- Erscheinungsdatum
- 16.01.1904
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- Deutsch
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12, 16. Januar 1904. Nichtamtlicher Terl 507 1 ./6 80 k. V. 1 ^61N u. odie. 6kl.vot.te k. Oretl. 2 ^ *n.; k. ?kN'i8er Leset^A. 1 50 *n.; k. ktte u. V. 1 ^ 80 o); t. V. 1 Lvers, k., Op. 25. V^rr.8 i8t'g, k. l 8iv§8t. rn. kkte. 1 ^ 20 ->). — Op. 26. In Aolä'oer k'ülle, t. 2 8iuA8t. vi. I>tte. 1 ^ 20 -Z. — Op. 27. 8e6leiiiub6l, k. 1 8inA«t. m. ?tte. 1 Otto ^srntlial in Lsrlin kerner: I^eZs, ^Villr., Op. 100. L1uinon§ru88. 8kl.1on8tüelr k. ?kts. 1 8uotlt. I^o. 2. I^oveinberlieä. ä. 1 Oarl ^VinULsr in Li'ünn. 8treit, Itobert, 8lra,1en- u. Hn-rpeMien - 8etiu1e k. äie untere u. Nichtamtlicher Teil. Die Verödnngsgefahr der wissenschaftlichen Literatur in Deutschland. Von Artur Seemann. (Schluß aus Nr. 11 d. Bl.) Worin besteht nun der Unterschied zwischen der Berüh rungsfläche eines Buchs iu Deutschland und der eines solchen im Ausland? Darin, daß sie in Deutschland relativ viel größer ist, zweckmäßiger gebildet wird und mit dem geringsten Energieverlust arbeitet. Der deutsche Sortimentsbuchhändler ist ein viel höher stehendes Verkaufsorgan als der Looüseller des Auslands. Er ist im Durchschnitt intelligenter und nimmt an der Herstellung der geeigneten Berührungsfläche eines Buchs in aktiver Weise teil, während sich der Ausländer, wenigstens was wissenschaftliche Literatur angeht, passiver verhält. Der ausländische Verleger muß also, um seine Bücher zu .vertreiben« d. h. ins Volk sickern zu lassen, einen viel stärkern Druck anwenden, weil seine Verkaufs organe keine peristaltischen Bewegungen machen, wie die deutschen Kleinhändler. Er muß darum ständig Abführmittel brauchen, d. h. massenhaft Prospekte, Inserate aufwenden, ein Apparat, der sehr unsicher arbeitet und viel kostspieliger ist. Würden jene deutschen Verkanssorgane durch Ent ziehung des Gewinns gelähmt, so wirkt dies auf den Absatz der wissenschaftlichen Bücher so, daß wo früher 600 Exem plare abgingen, nach erfolgter Lähmung nur 500 unter gebracht werden können; eben weil die Eigenbewegung des Svrtiments fehlt, die sonst den höchsten Nutzeffekt herbeifllhrt. Nun stecken aber erwiesenermaßen erst in den letzten Exem plaren die Gewinne des Verlegers und des Autors. Es ist daher für das Schicksal des Buchs von außerordentlicher Erheblichkeit, ob die Verkaufsorganc des deutschen Buch handels kräftig funktionieren oder nicht. Würde man daher den Gewinn der intelligenten deutschen Buchverkäufer beein trächtigen, sei es relativ durch sanktionierten Rabatt, sei es absolut durch Verminderung der Verkaufsstellen, so vermindert sich damit der Nutzeffekt des wissenschaftlichen Verlags, und zwar leiden dabei in erster Linie die Autoren selbst. Es ist dem Verleger gar nicht zu verdenken, daß er zuerst seinen Vor teil ins Auge faßt, wenn ihm ein Buch angetragen wird. Er wird immer den veränderten Umständen Rechnung tragen; werden seine Verkaufsorganc geschwächt, so mindert er das Honorar; werden sie in der Zahl vermindert, so daß die spezifische Berührungsfläche kleiner wird, so kann das Autorenhonorar nicht nur ganz schwinden, sondern sich ins Gegenteil verkehren; der Autor muß zuschicßen, Unter stützungen suchen. Diejenigen also, die dem Sortiments buchhandel den kargen Lohn für seine Leistung zum Teil schmälern, handeln direkt den Interessen des gelehrten Autors zuwider. Zwischen dem Bllchervertreibnngsapparat des Aus landes und dem Deutschlands ist ein Unterschied wie zwischen einem zylindrischen Dampfkessel und einem Röhrenkessel. Ein Fabrikant, der aus Sparsamkeitsrücksichten den billigem einfachen Zylinderkessel erwirbt, weil ihm der Röhrenkessel zu teuer ist, wird als ein schlechter Sparer angesehen; was er am Kessel spart, gibt er doppelt an Heizmaterial aus. So geht es auch dem unbclehrten Beurteiler des deutschen und ausländischen Buchhandels. Der Beobachter sieht einen scheinbar sehr komplizierten Apparat, der aber in Wirklichkeit ein Produkt schwerwiegender Gründe ist. Beim Dampfkessel kommt cs auf die größte Heizfläche, die größte Berührungs fläche mit dem Feuer, beim Buchvertrieb auf die größte An griffsfläche auf das Publikum, auf die Berührungsfläche mit den Interessenten an. Alle diese Bemerkungen gelten vornehmlich für die wissenschaftlichen Werke. Diese zu fördern und in erster Linie zu hüten, ist nicht nur Sache der Verleger wissenschaft licher Werke; es ist vor allen Dingen auch Sache der Männer der Wissenschaften, der gelehrten Gesellschaften, des Staates. Der Männer der Wissenschaft deshalb, weil Selbständigkeit und Unabhängigkeit ihrer einzelnen Vertreter unerläßlich ist für die Freiheit und den Fortschritt der Wissenschaft, kurz für deren gesundes Leben. Es ist doch ein großer Unter schied, ob ein kühner, unerschrockener Forscher sein Buch an bringen kann, ohne erst um Unterstützungen nachsuchen zu müssen, oder ob er um Zuschuß betteln muß. Wenn ein Autor sich mit neuen starken Gründen der herrschenden wissenschaftlichen Lehrmeinung cntgegenstellt, so wird er bei gelehrten Gesellschaften und auch beim Staate selten Glück haben. Die gelehrte Gesellschaft wird bei einem Gesuch um Subvention die Köpfe zusammenstcckcn: ein Sachverständiger wird mit Prüfung des Manuskripts betraut, d. h. es wird eine Zensur eingerichtet. Nun muß mau aber wissen, mit welcher Leidenschaftlichkeit Gelehrte ihre Meinungen zu ver fechten pflegen. Moriz Thausing machte einmal — wenn ich nicht irre, in den Wiener Kunstbriefen — die Bemerkung : nächst den Theologen schienen ihm die Kunsthistoriker die streit barsten und heftigsten Leute. Er, Thausing, war selbst ein sehr temperamentvoller Kämpe, im Streit mit CH Ephrussi aber zog er den kürzer«. Um bei den Kunsthistorikern zu bleiben: Giovanni Morelli hatte als Iwan Lermolieff-ein Buch geschrieben, das seine scharfen Stacheln gegen die Dios- kuren Crowe und Cavalcaselle richtete. Anfangs war die Polemik fein, und Morelli entsagt ihr im übrigen feierlich in der Vorrede der 1. Auflage seines Buches. Aber er konnte doch nicht anders: der nom äs gaerre machte ihn zum Streiter und die Polemik wurde immer grobkörniger. Thausing war aber im Irrtum: auch die andern Gelehrten fallen sich grimmig an. Ich entsinne mich einer chemischen Zeitschrift, die Professor Kolbe herausgab; dort gab es seitenlange Ver wünschungen. Und wie haben die Germanisten sich uni die Nibelungenhandschriften ereifert! Einen poetischen Nieder schlag ihrer wilden Schimpfereien gab Hans Hoffmann in einer köstlichen humoristischen Novelle: die Handschrift L. -Keine unler allen Wissenschaften«, sagt Jacob Grimm, der es wissen mußte, - ist hochmütiger, vornehmer, streitsüchtiger als die Philologie und gegen Fehler unbarmherziger.« Man lese Schopenhauers einem Wolfsgeheul ähnliche Aus lassungen über Hegel (Über Uuiversitätsphilosophie), die mit 67
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