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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.08.1923
- Strukturtyp
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- 1923-08-11
- Erscheinungsdatum
- 11.08.1923
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- Deutsch
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Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 186, II. August 1923. Bekanntmachung. Die Firma We r i b u ch h a n d e l G. m. b. H. in Berlin überwies uns als außerordentlichen Beitrag 3 000 00» Mark. Die Firma Geographischer Karienverlag Bern lKümmerly L Frey) überwies uns 1 000 000 Mark. Herr Gustav Hosfmann im Hause N. Khmmel in Riga übergab »ns 10 0 0 0 0 Mark anläßlich seiner 40 jährigen Tätigkeit in der Firma und seines 70. Geburtstages. Wir danken herzlichst für diese Zuwendungen. Der Vorstand des Unterstützungs-Vereins Deutscher Buchhändler und Buchhandlungs-Gehülfen. vr. Georg Pae 1 el. MaxPaschke. Max Schotte. Reinhold Borstell. Zur Wirtschaftslage. Von vr. Gerhard Menz. Der furchtbar« Ernst unserer gegenwärtigen Lage braucht nicht erst hervorgehoben zu werden. Es wäre aber auch verfehlt, wollt« man sich jetzt nur in Klageliedern ergehen oder Kassandrarufe aus- stoßen. Gerade in einer Lage wie der heutigen heißt es mehr denn je, kaltes Blut und ruhigeNerven zu bewahren. Es gilt,! soweit das überhaupt menschenmöglich ist, den Lauf der Dinge vor. urteilslos, aber scharf zu beobachten, um aus den vielen kleinen und größeren Zeichen «in Bild dafür zu gewinnen, wo voraussichtlich die Entwicklung hinaus will. Was einmal geschehen ist, was dabei versäumt wurde, ist nicht mehr zu ändern. Wohl aber ist es gut, sich ganz klar zu machen, was eben geschehen und was versäum! worden ist. Was kommen will, vielleicht kommen muß, mag in ^ mancher Hinsicht unbequem und bitter sein. Auch hier aber heißt es, den Dingen offen ins Auge zu sehen und sie, selbst auf die Ge. fahr hin, daß es manchen Ohren unangenehm klingt, beim rechten' Namen zu nennen. Denn nur rücksichtslos« Offenheit! und Wahrheit kann uns in der Lage, in der wir uns befinden, helfen. Sich heute noch Täuschungen hingeben zu wollen, und wären sie noch so schön, müßte ins Verderben führen. Das Bild, das vor 4 Wochen hier von der Lage und den in den Dingen wirkenden Kräften und Tendenzen zu entwerfen versucht war, hat sich rascher, als damals noch angenommen, und überraschend vollständig bestätigt. Wenige Tage nach dem Erscheinen des Artikels erfolgte die Kundgebung des Reichswirtschastsrates, die zu den Fragen der Steuer, und Finanzpolitik, der Lohn, und Wirtschasts. Politik überhaupt alles das, was hier gesagt war, und noch mehr aussührte. Die Mehrheitssozialisten veröffentlichten ein Programm, das ihren Standpunkt und ihre Forderungen deutlicher umriß. Der Vorstoß der »Germania» ließ erkennen, daß man auch in Zcntrums- kreisen eine aktivere Politik forderte. Inzwischen hat sich auch die Reichsregierung selbst dazu bekannt und Gesetze angekllndigt, die der neuen Lage gerecht werden sollen. In allem wird als Grund, tendcnz erkennbar, daß man sich auf den Zustand der Dop. pelwährung wird einzurichten haben. Die Wirtschaft kann eben aus die Dauer nicht mit einer kranken, vergifteten Währung im Leibe leben. Kann der Staat ihr im Augenblick auch die gesunde Währung noch nicht wieder verschaffen — das ist durch die Ruhr frage und die Reparationslast unmöglich gemacht —, so muß er ihr doch, gerade nachdem die Lösung der Ruhrkrise erneut hinaus- geschoben ist, den Weg zur Selbsthilse freigeben. Denn stürzt die Wirtschaft, so fällt auch der Staat. Für die Freigabe muß aber ihrerseits die Wirtschaft auch dem Staat die Möglichkeit und die Mittel geben, sich vor den in der Doppelwährung liegenden Ge- fahren zu schützen. Die Währung, die sich die Wirtschaft schasst, darf die des Staates nicht vernichten. Ein ertragbares Neben- und Ineinander ist durchaus möglich. Die Wirtschaftsgeschichte hat Beispiele genug dafür. Im übrigen handelt es sich natürlich um >130 einen vorübergehenden Zustand. Das letzte Ziel bleibt die Wie derherstellung einer einheitlichen, gesunden Währung. Solange das aber noch nicht erreichbar ist, werden wir das kleinere Übel ertragen müssen. Es ist ein übel. Wenn man aber seine Tücken kennt, braucht man sich dadurch nicht erschrecken zu lassen. Ein nochmaliger kurzer Rückblick aus die letzten Entscheidungen wird den Gang, das Wesen und die Richtung der Umstellung am besten erkennen lassen. Die erste Markstlltzungsaktion ist Mitte April bekanntlich daran zusammengebroche», daß unsere Krast nicht ausreichtc, den Dollar zu drücken. Auf der einen Seite hatten wir stärksten Devisenbedarf, weil vor allem die Kohleneinsuhr infolge Ausfalls der Ruhr Unsummen verschlang, aber auch z. B. die Re- Parationszahlungen an Belgien zum Teil weitergingen. Aus der andern Seite hatte gerade die Stützungsaktion eine Stockung der Ausfuhr im Gefolge. Außerdem aber wirkte die Art der Finan- zierung des Nuhrkampses der Stützungsaktion direkt entgegen. Daß am 23. April die Reichsbank ihren Diskontsatz auf 18^ erhöht«, war an sich ein Bekenntnis dazu, daß neben den rein devisentech- nischen Maßnahmen unbedingt auch andere erforderlich seien. Aber allein diese Erhöhung aus 18^ zu einer Zeit, wo im freien Verkehr der Geldzinssatz bereits bis zu 3607» betrug, war naturgemäß völ- ltg unzulänglich. Der Zusammenbruch der ersten Stützungsaktion hatte eine schwere allgemeine Erschütterung im Gefolge. Nu» kamen die Erörterungen aus Anlaß der 2. deutschen Reparations- not« Anfang Juni, die auch innerpolitische Schwierigkeiten zeitig, teu. Dieser Spannungen wegen kam es zu tatkräftigen Maßnahmen im Innern überhaupt nicht. Weil man aber von der Regierung doch etwas verlangte, erging mit der neuen Devisenordnung vom 22. Juni ein nochmaliger Vorstoß in dieser im Grunde längst als falsch erwiesenen Richtung. Der Erfolg war schlimmer, als man hatte voraussehen können. Das Mißverhältnis zwischen den nun. mchrigen Berliner Elnhcitsnotierungen und den internationalen Kursen zerrüttete die Preisbildung und stürzt« die Mark ins Boden- lose. Großhandelsindex und Lebenshaltungsindex stiegen stärker als der Dollar. Auch die Spannung zwischen Groß- und Klein handelspreisen zeigte Neigung, sich zu verringern. Diese echten Teuerungserscheinungen bedeuteten sür die Wirtschaft eine über- aus gefährlich« Belastungsprobe. Die Aufhebung der Devisenord nung brachte das Eingeständnis, daß jeder Versuch einer Heilung aus dieser Richtung verfehlt ist und das Übel nur vergrößern kann. Der Kamps gegen das bessere Geld ist aussichtslos. Kund- gedungen von allen möglichen Seiten in der letzten Zeit beweisen, daß diese Erkenntnis endlich allgemein durchzudringen scheint. Das Ziel kann nur die wirkliche Stärkung und möglichste Sicherung der Mark selbst sein. Zaghast ist in dieser Richtung mit der Er- Höhung des Reichsbankdiskonts auf 30?S ein erster Schritt getan worden. Er reicht selbstverständlich noch lang« nicht aus. Es ist auch sehr fraglich, ob überhaupt bloße Zinspolitik etwas erreichen könnte. Wichtiger ist, daß nunmehr endlich mit den neuen Steuer vorlagen ein Versuch zur Besserung der staatlichen Finanzwirtschaft gemacht ist. Allerdings bedeuten die Steuerreformen jetzt eine ge waltige Belastung der Wirtschaft. Manches wird darunter viel leicht zusammenbrechen. Das mutz aber getragen werden. Es ist die notwendige Heilungskur. Ein Fortwursteln im bisherigen Sinne würde sich ja doch in kürzester Zeit als unmöglich erweisen und erst recht einen Riesenkrach nach sich ziehen, in dem auch das heute noch Widerstandsfähige unterzugehen drohte. Besondere Bedeutung ver dient aber vor allem die Auflegung der Goldanleihe. Hoffentlich wird sie ein Erfolg im großen. Hier wird endlich ein« Möglichkeit zu neuem Sparen eröffnet. Von der Bildung von neuem Sparka pital aber hängt ja, wie hier schon immer wieder betont wurde, unsre Zukunst in allerstärkstem Maße ab. Die Goldanleihe wird auch unsere Brotversorgung erleichtern; denn ohne ein wertbestän diges Finanzierungskapital wäre die neue Ernte kaum rasch genug zu mobilisieren. Im'Anschluß an diese Goldanleihe und im Zu sammenhang mit wertbeständigen Steuern, wertbeständigen Ver kehrstarifen, wertbeständigen Preisen, wertbeständigen Löhnen und Gehältern wird sich dann auch ein wertbeständiger Geld- und Kre ditverkehr entwickeln. Die Rcichsbank wird auf die Dauer an der Kreditgewährung nach dem Grundsatz Mark — Mark selbst bei starker Erhöhung des Diskontsatzes nicht festhalten können. Damit
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