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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.02.1910
- Strukturtyp
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- 1910-02-14
- Erscheinungsdatum
- 14.02.1910
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- Deutsch
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1940 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 36. 14. Februar 1910. In einer im Jahre 1583 von Plantin aus seinem damaligen Wohnsitz Leyden an den König gerichteten Beschwerdeschrift, die 12 Folioseiten umfaßt, gibt er an, daß er die Königsbibel auf Veranlassung seines Fürsten in einer größeren Type gedruckt habe, als es ursprünglich in seinem Plane lag, und daß der König ihm als Entschädigung dafür an Stelle der zuerst be willigten 12 000 Gulden das doppelte Subsidium zugesichert, jedoch nicht ausbezahlt habe. Plantin beschwert sich darin ferner, daß der König nicht, wie anfänglich ausgemacht war, für den vorgeschossenen Betrag ausschließlich Bücher aus Plantins eigener Druckerei bezogen habe, sondern daß er, Plantin, auch andere Bücher- und Handschriften-Einkäufe für Rechnung des Lseurisl habe bezahlen müssen, und schließlich, daß er von den an den König gelieferten Bibeln bereits nach einigen Monaten 100 wieder zurückerhalten habe. Schon in einem langen Schreiben vom Oktober 1679 an den Sekretär des Königs, l^ayas, hatte Plantin alle diese Beschwerden formuliert, offenbar jedoch mit dem gleichen Mißerfolg wie die obenerwähnte Adresse an den König selbst; seine Klagen beziehen sich übrigens nicht nur auf seine Ausgaben für die Bibel, sondern auch auf alle späteren, im Auftrag Philipps II. gedruckten Verlagswerke religiöser Richtung, deren Kosten sich auf Hunderttausende von Gulden (nach heutigem Geld wert also auf Millionen von Francs) beliefen. Wenn der Buchdrucker behauptet hat, daß der König die Schuld an seinem Ruin trage, so dürfte er damit weit übers Ziel hinausgeschossen haben, denn Rooses weist sicher nach, wie über trieben und offenkundig falsch viele seiner Behauptungen waren. So hatte sich der König nie für mehr als 12 000 Gulden ver pflichtet, und wenn er sich außerdem zur Bezahlung des Perga ments für die 13 Velin-Exemplare bereit erklärt hat, so hat er seine Verpflichtungen durch Erhöhung seines Subsidiums um 9000 Gulden reichlich erfüllt, da dieses Pergament Plantin nur 3862 Gulden kostete. Ebenso ist festgestellt, daß Plantin nicht 100, sondern nur 48 Bibeln zurückerhielt, für die 2880 Gulden in Abzug gebracht wurden. Die Gesamtsumme der Forderungen Plantins an Philipp II. belief sich nach einer Eintragung in einem von Plantins Hauptbüchern auf 61460 Gulden (ungefähr 400000 Francs in heutiger Währung); sie wurde später auf 45175 Gulden reduziert und bis zum Jahre 1610 als Aktivposten in den Bilanzen weitergeführt; nach dem Tode von Plantins Nachfolger Jean Moretus wurde der Posten jedoch als »cksbtes äs nul sgpoir« end lich aufs Verlustkonto gesetzt. Aber nicht nur der Verleger der Königsbibel hat unter den Folgen seines großen Unternehmens zu leiden gehabt, auch das Verdienst ihres gelehrten Herausgebers Arias Montanus ist von seiten eifersüchtiger und fanatischer Theologen über die Maßen geschmälert worden. Einer der Hauptgegner des großen Bibelwerkes war der Universitätsprofesser Leo de Castro in Salamanca, der es schon im Jahre 1672 dahin gebracht hatte, daß die Inquisition drei seiner hervorragendsten Kollegen an derselben Universität, Martinez de Cantalapiedra, Juan Grajal und Fray Luis de Leon, in den Kerker warf, weil sie die Urtexte der Bibel studierten, anstatt sich mit dem von der Kirche anerkannten lateinischen Text der Vulgata zu begnügen Bereits während des Druckes hatte de Castro alles versucht, das großartige Bibelwerk zu diskreditieren, und auch die päpstliche Approbation hielt ihn nicht davon ab, dagegen weiter zu kämpfen, wobei er von dem Dekan der theologischen Fakultät der Pariser Sor bonne, Nosl Beda, und dem Großinquisitor Diego Deza, Bischof von Palenzia, unterstützt wurde, die am liebsten die völlige Ausrottung der griechischen und hebräischen Sprache durchgesetzt hätten, damit am Text der Vulgata nicht mehr gerüttelt werden konnte. Als de Castros Angriffe im Jahre 1574 immer heftiger wurden, bat Arias um die Erlaubnis, nach Spanien heimkehren zu dürfen, um sich dort zu rechtfertigen. Zuvor aber machte er sich nochmals auf die mühselige Reise nach Rom, wo er von Anfang Juli 1678 bis Ende Mai des nächsten Jahres ver weilte, ohne sein Ziel zu erreichen, da der Papst die Schlichtung des Streites von dem endgültigen Urteil der spanischen Theologen abhängig machte. Letzteres wurde endlich im Jahre 1580 durch den von diesen dazu beauftragten Pater Juan de Marina von der Gesellschaft Jesu gefällt, war jedoch so gehalten, daß es keiner der Parteien ganz recht gab. Die Appro bation des Papstes wäre seiner Meinung nach lediglich als eine Druckerlaubnis zu betrachten, die der Pariser Fakultät leicht zu erlangen, und von den drei Löwener Professoren, die sich seiner zeit ebenfalls günstig dafür ausgesprochen hätten, habe nur einer aus wirklicher Fachkenntnis urteilen können, während überdies keiner das vollständige Werk gesehen habe. Auch von seiten des früheren Löwener Professors Lindanus, späteren Bischofs von Rüremonde und Gent, mußten sich Arias und Plantin die hef tigsten Kritiken gefallen lassen, die dem Absatz des Werkes schadeten. Trotz seiner nachmaligen Versöhnung mit Arias ver faßte Lindanus eine Streitschrift gegen dessen Bibel; doch ver sagten ihm die Löwener Zensoren und Doctores die Druck erlaubnis. Plantin trat in späteren Jahren wieder in geschäft liche Beziehungen zu ihm; trotzdem benutzte Lindanus noch bis zum Jahre 1588 jede Gelegenheit, den theologischen Wert der Königsbibel herabzusetzen. Arias beschäftigte sich nach seiner Rückkehr nach Madrid mit dem Ordnen der in Flandern erworbenen literarischen Schätze und mit dem Aufstellen und Katalogisieren der Bibliothek des Eskurial. 1578 sandte ihn der König nach Lissabon, von wo er sich jedoch noch im selben Jahre auf seine Besitzung in Peüa de Aracena zurückzog. Hier und im Kloster seines Ordens in Sevilla verbrachte er den größten Teil seiner letzten Lebensjahre, nachdem er im Jahre 1690 seines Postens als Beichtvater des Königs auf sein Drängen endgültig enthoben worden war. Er starb am 1. Juli 1598 im Alter von 71 Jahren. Bis zu Plantins Tode stand er mit diesem in freundschaftlicher und geschäftlicher Verbindung; wie er schon während seines Antwerpens Aufent haltes mehrere theologische Werke bei ihm verlegte, so blieben dieser und seine Nachfolger Raphelengien und Moretus auch später noch die Verleger des spanischen Gelehrten. Rooses hat nicht weniger als achtzehn Schriften zusammengestellt, die diese in der Zeit von 1569 bis 1613 von Arias gedruckt haben, also noch weit über dessen Tod hinaus. Ein regelmäßiger Briefwechsel legt Zeugnis ab von der Achtung und dem Vertrauen, das die beiden Männer zu einander hegten. Oft hat es Arias als seinen sehnlichsten Wunsch bezeichnet, den Rest seiner Tage in Antwerpen bei Plantin und seinem Freunde Louis P^rez zu beschließen, und Plantin ließ kein Ereignis seines geschäftlichen und Familienlebens vorüber gehen, ohne sich mit seinem gelehrten Freunde darüber ausge sprochen zu haben. Letzterer hat von seinem Verleger folgende schöne Charakterschilderung gegeben: »Niemals habe ich eine Person kennen gelernt, die mehr als er Tüchtigkeit mit Güte und Tugend verband; jeden Tag finde ich Neues an ihm zu loben und vor allem seine große Bescheidenheit und Nachsicht gegenüber seinen mißgünstigen Kollegen. Es ist kein Stoff an ihm, Alles ist Geist; er ißt nicht, trinkt nicht, schläft nicht.« Kleine Mitteilungen. * GeschäftSjubilaum. — Ein Gedenktag hundertfünfund- siebzigjährigen Geschäftsbestehens, der still vorübergegangen ist, hier aber nicht unerwähnt bleiben soll, war der gestrige Sonn tag, der 13. Februar 1910, für die hochangesehene Verlagsbuch handlung Vandenhoeck L Ruprecht in Göttingen. Am 13. Februar 1735 eröffnete Abraham Vandenhoeck, der seit 1720 in seiner Heimat Holland, darauf in London den Buchhandel betrieben hatte, dann in Hamburg Inhaber einer an gesehenen Buchdruckerei gewesen war — vom Gründer und ersten Kurator der Ernst-August-Universität, Gerlach von Münchhausen, be rufen — in Göttingen eine Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei. Obwohl mit sehr förderlichen Privilegien ausgerüstet, fand er sich in seinen Erwartungen getäuscht; das Geschäft hielt sich zunächst in be scheidenen Grenzen. In diesen Sorgen starb er 1750. Erst seiner Witwe, Frau Anna Vandenhoeck geb. Perry, einer energischen Frau, gelang es, die geschäftlichen Hoffnungen zu erfüllen, die ihr Gatte an die Berufung nach der jungen Universitätsstadt geknüpft hatte. Diese Erfolge verdankte sie zu wesentlichem Teile der Mit arbeit ihres tüchtigen Buchhalters Carl Friedrich Günther Ruprecht, aus Schleusingen in Thüringen gebürtig. Als sie im Jahre 1787 kinderlos starb, stand das Geschäft in hoher Blüte. Ihren bewährten Gehilfen Carl Friedrich Ruprecht hatte sie zum Universalerben eingesetzt, und am 30. April 1787, nachdem er schon 36 Jahre lang im Geschäfte tätig gewesen war, übernahm dieser
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