Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.02.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-02-14
- Erscheinungsdatum
- 14.02.1910
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19100214
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191002144
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19100214
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1910
- Monat1910-02
- Tag1910-02-14
- Monat1910-02
- Jahr1910
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1938 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 36, 14. Februar 1910. konnte. Arias war Träger verschiedener Kabinettsschreiben und Vollmachten und hatte namentlich die Mission, die finanzielle Seite des Unternehmens, d. h. das vom König bewilligte Sub- stidium zu regeln. Letzteres war auf 12000 Gulden festgesetzt, und Plantin sollte 6 Exemplare auf Velin an den König abliefern. Wir erfahren später, daß das königliche Subsidium auf 21200 Gulden, die Anzahl der Pflichtexemplare auf 13 erhöht wurden, wir erfahren aber auch, daß Plantin diesen Betrag nie ganz aus bezahlt erhielt und daß hierin der Anfang zu den Geldschwierig keiten zu suchen ist, in denen sich der Buchdrucker bis an sein Lebensende befunden hat. Arias, der seine Studien an den Universitäten von Sevilla und Alcala absolviert hatte und 1560 in den »militärischen« Orden St. Jakob eingetreten war, zeichnete sich durch seine große Ge lehrsamkeit auf dem Tridentiner Konzil des Jahres 1562 aus, zu dem er den Bischof Ayala von Segovia begleitete, und wurde 1566 von Philipp II. zu dessen Hauskaplan ernannt. Als solcher bezog er ein jährliches Gehalt von 2500 Frcs.; während seines Aufenthalts in Antwerpen wurde ihm eine Jahreszulage von 4800 Frcs. (nach heutigem Geldwert) bewilligt. Plantin war von der vom König getroffenen Wahl aufs höchste erfreut, er hat Arias' Verdienst am Zustandekommen seines Bibelwerks stets an erkannt und ist mit dem vortrefflichen Manne, dessen Charakter eigenschaften seiner geistigen Bedeutung gleichkamen, zeit seines Lebens in Freundschaft verbunden gewesen, was die zwischen beiden gewechselten Briefe bezeugen. Am 17. Juli 1568 ließ Plantin verschiedene Probedrucke abziehen, deren einer Arias' Billigung fand, so daß nunmehr mit dem Druck begonnen werden und in der Woche vom 2.—7. August die Bogen 1 und 2 von Klaas van Linschoten gedruckt werden konnten. Dieser vollendete am 12 März 1669 den Druck des ersten Bandes, nachdem ihm am 8 No vember 1668 Joris van Spangenberg beigeordnet worden war. Den Satz dieses ersten Bandes besorgten Joost de Meersman, Hans van Meloo und Hans Han. Es ist hier nicht die Ab sicht, den Fortgang der Drucklegung der einzelnen Teile des Werkes zu verfolgen, der von Roofes sehr genau geschildert wird und wobei wir sogar erfahren, wieviel den einzelnen Setzern und Druckern an Lohn gezahlt wurde. Dagegen sei nochmals auf die vorbereitenden Arbeiten zurückgegriffen und berichtet, daß Plantin bereits am 3. Februar 1565 von dem Graveur Robert Granjon die Matrizen zu verschiedenen für die Bibel bestimmten Schriftsätzen bestellt hatte. Granjon hat demnach den Haupt anteil an der Lieferung des Schriftmaterials, und der Anteil des Pariser Graveurs Guillaume Le Be aus Garamond, der bis dahin als der Hauptlieferant für das Werk gegolten hat, beschränkt sich nach den Forschungen Rooses' lediglich auf einen Satz hebräischer Buchstaben. Einen andern, kleineren hebräischen Schrift satz, der für die chaldäische Umschreibung und die Übertragung des syrischen Textes verwandt wurde, lieferte Corneille de Bomberghe. Alle diese Schriftsätze wurden von Plantins eigenen Schriftgießern Francois Guyot und Laurent van Everbroeck gegossen. Als Papier- Lieferanten werden die Antwerpener Jacques de Langaigne, Martin Jacobs und Anton Ciardi namhaft gemacht, das Perga ment für die Velinexemplare wurde von Jean Tollis und dessen Witwe, ebenfalls in Antwerpen ansässig, gekauft. Rooses teilt uns bei allen angeführten Einkäufen den bezahlten Preis, viel fach sogar den Zahlungsmodus mit; wir ersehen hieraus, mit welcher Gründlichkeit er allen Einzelheiten nachging, die geeignet sind, vor unseren Augen einen intensiven Buchdruckereibetrieb des 16. Jahrhunderts auferstehen zu lassen. Mit welchem Nach druck dieser geleitet wurde, erfahren wir aus einem Schreiben Plantins an l^ayas vom 10. Mai 1570, in dem er letzterem mit teilt, daß die Zahl der Druckpressen von zwei auf vier erhöht wurde und daß 40 Handwerker ständig an der Bibel tätig waren. Der Ruf dieser Arbeit sei so verbreitet, daß kaum ein Fremder es versäume, auf der Durchreise durch Antwerpen den Druck selbst in Augenschein zu nehmen. Am 9. Juni 1572, also nahezu vier Jahre nach dessen Beginn, war das große Werk im Druck vollendet, wie Plantin dem Herausgeber Arias Montanus nach Rom meldet: llos, lau» vso, omnia absolviinus quos acl Liblio rs^ia perrinsut. Arias hatte sich schon Ende April auf die Reise nach Rom gemacht, um die Approbation des Papstes zu erhalten, womit auch das Druck-Privilegium für die katholischen Staaten verbunden war. Bevor wir Arias auf seiner schwierigen Mission beim Heiligen Stuhl begleiten, werfen wir noch einen Blick auf die Zusammen setzung des berühmten Bibelwerkes und auf Arias' Mit arbeiter daran. Sein Titel war für damalige Verhältnisse recht kurz: »Liblia Laera, bsbraies, ebalckaies, Präses et latine« mit dem Zusatz: »?bilipxi II. üs^. 6atboI. üistals et Ltuckio rrä Lrrerosavetrre Leolesias Il8uw.« Es bestand aus 8 Bänden, deren 4 erste das Alte Testament, der 5. das Neue Testament um faßten. Auf je zwei sich gegenüberstehenden Seiten befindet sich links der hebräische Text mit der lateinischen Übertragung der Vulgata, darunter die chaldäische Umschreibung, rechts der griechische Text der Septanta mit der lateinischen Übersetzung, darunter die lateinische Übersetzung der chaldäischen Um schreibung, somit sechs vollständige Texte. Der sechste Band enthält die Urschriften der Bibel mit der hebräischen Über setzung des Pagnino und einer interlinearen Übersetzung des Griechischen, der siebente Band die Wörterbücher und Grammatiken, der achte Band die theologischen Abhandlungen. Diese letzteren drei Bände bilden zusammen den »^pparatus saosr«; sie fehlen bei manchen Exemplaren. Zur Illustrierung dienen 22 auf die verschiedenen Bände ungleich verteilte Kupferstiche und Holzschnitte von Jean Wiericx, Pierre Van der Heyden, Don Luis Manrique, Pierre Huys und andern. Die Verbesserungen gegen die älteren polyglotten Bibeln von Alcala Limenes bestanden darin, daß Arias die hebräische Bibel des Pagnino, die chaldäische Um schreibung des vollständigen alten Testaments und den syrischen Text des neuen Testaments hinzufügte, ferner versah er den hebräischen Text mit den Akzenten, die in der Bibel des Limenes fehlen. Hierzu kamen als neu, außer dem in letzterer bereits vorhandenen hebräischen Wörterbuch, ein griechisches Wörterbuch nebst Gramma tik, ein syrisch.chaldäisches Wörterbuch, eine chaldäische und eine syrische Grammatik, d. h. beinahe der ganze 7. Band und die gesamten theologischen Schriften des 8. Bandes. Fünf Korrek toren, darunter zwei Gelehrte, die Brüder Guy und Nicolas Le Fevre de la Boderie, waren ständig mit der Revision der Bibel-Texte beschäftigt. Arias' Hauptstütze aber war Francois Raphelengien, Plantins gelehrter Schwiegersohn, der die Schrift »Varia Isetionez st annotatiuneulas in 6balclaieam parapbrasiiu« verfaßte und die hebräische Grammatik und das Wörterbuch des ^Pagnino revidierte, sowie die Korrektur der chaldäischen Umschreibung be sorgte. Es halfen bei der Bearbeitung der einzelnen Texte und der theologischen Schriften ferner Francois Fontana, Professor an der Universität in Alcala, Andreas Masius, Johann Willems von Haarlem, Johann Molanus, Wilhelm Canterus und der Kardinal Sirlet, sowie eine Gruppe von Theologen der damals weltberühmten katholischen Universität Löwen, speziell August Hunnaeus und Cornelius Heyneri. Wir ersehen aus den Akten, daß diesen Gelehrten mit Einverständnis Philipps II. Geschenke in Geld oder Silbersachen überreicht wurden, während einigen andern spanischen und belgischen Gelehrten in der Vorrede des Werkes für ihre Mithilfe gedankt wurde. Nachdem am 26. März 1571 die vorhin erwähnten Löwener Professoren und am 4. April die Theologen der Sorbonne in Paris ihre Approbation für das Bibelwerk in seiner Gesamtheit erteilt hatten, unternahm Arias in Begleitung des Archidiakonus Livinus Terrentius die Reise nach Rom, um die Appro bation des Papstes einzuholen. Plantin hat ihnen auf dieser Reise während mehrerer Tage das Geleit gegeben. Auf An treiben des Königs waren zwar schon seit 1561 Schritte unternommen worden, den durch seine Strenge bekannten Papst Pius V. günstig zu stimmen, so durch die Über sendung einer Denkschrift durch Vermittlung des spanischen Gesandten am Päpstlichen Stuhle, Don Juan de Zuniga, und durch Vorlage einer Erklärung der theologischen Fakultät in Löwen, daß der gesamte Inhalt der Bibel »orthodox und nützlich«- sei, doch scheiterten diese Bemühungen vollständig — es werden nicht weniger als sieben Gründe angeführt, aus denen die päpstliche Approbation verweigert wurde. Als jedoch Arias in Rom ankam, war der Papst Pius V. gerade gestorben; ob sein Nachfolger Gregor XIII. weniger strengen Sinnes gewesen oder aber Arias es verstanden hat, alle Einwände zu widerlegen, steht nicht fest, jedenfalls aber wurde Arias aufs wohlwollendste auf-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder