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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.04.1923
- Strukturtyp
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- 1923-04-11
- Erscheinungsdatum
- 11.04.1923
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^i° 64, 11. April 1923. Rücksicht auf Ottilie, für -deren unruhigen Geist er ein Feld der Be tätigung suchte. Goethe gab nicht nur eigene Gedichte zum Abdruck, sondern korrigierte auch fremde, ihm zur Prüfung vorgclegte und verschaffte der Herausgeberin wertvolle Mitarbeiter. Tie Zeitschrift erschien in drei Sprachen: deutsch, englisch und französisch. Nur wer 24 Stunden in Weimar zugebracht und- irgendeinen Beitrag geliefert hatte, konnte als Mitarbeiter und Mitlescr des »Chaos« ausgenommen werden; anderen Personen durfte es nilt einmal gezeigt werden. Die vorliegenden Nummern enthalten Beiträge von Goethe, Chamisso, Fouquö, Adele Schopenhauer, Kräuter, Niemer u. a. Autographcnpreise. — Auf dem Nachlaßgericht zu Tübingen fand am 22. März eine interessante Versteigerung von Auto grammen berühmter Männer statt, von denen einige außerordentliche Preise erzielten. Nur ein kleiner, aber gewählter Kreis von Lieb habern und Kennern hatte sich auf die Bekauutmachuugen hui eiu- gefuuden, aber jeder von -dem Gedanken beseelt, sich wenigstens eins der kostbaren Schriftstücke zu erwerben. Vielversprechend war gleich der Anfang, denn eine Glückwuuschkarte Goethes kam auf 412 OM Mark. Eine kleine gedruckte Beschreibung von da Vincis Abendmahl, auf dessen erster Seite Goethe einige Worte der Widmung 1829 ge schrieben hatte, erzielte WS 009 Mark. Den Glanzpunkt bildete ein Blatt von Lenau: »Fünf Schilflieder«, und die »Winternacht« nebst d-rei Zeilen des Abschieds au Freunde und seine Unterschrift wurden mit solcher Beharrlichkeit von zwei Liebhabern begehrt, daß der »Sieger« endlich 1355 000 Mark dafür bezahlte. Noch sehr hohe Preise wurden weiterhin bezahlt für ein Gedicht von S ch i I l c r, das für 605 090 Mark einen Käufer fan-d. Zwei Gedichte von Mörike kamen auf 262 000 Mark, drei Briese Nückcrts 180 000 Mark; ein Brief und anderes von UhIaud 170 000 Mark, ein Brief Wie lands 110000 Mark, zwei Briese und ein Gedicht von I u st i u u s Kerner 100 000 Mark; auch recht ansehnliche Summen wurde» skr Briefe der beiden Humboldt, A. W. Schlegel und Friedrich Schlegel, Gustav Schwab, Grimm, Schleiermacher u. a. m. bezahlt, so -daß eine stattliche Gesamtsumme erreicht wurde. PersonalMrWiüi. (Gestorben: am 25. März nach kurzem, aber schwerem Leiden im hohen Alter von 85 Jahren Herr Frie-drich Wilhelm Climen- reich, Seniorchef der Firma S. P ö tz e l b e r g e r in Meran (Siidtirol). Ein Veteran des deutschen Buchhandels ist mit Ellmenreich dahin gegangen, der nicht nur ein tüchtiger Buchhändler, sondern auch für seine zweite Heimat, Meran, ein Förderer und Helfer gewesen ist. Geboren 1838 zu Schwerin (Mecklenburg), hat Ellmenreich dort bei Aug. Hildebrand seine buchhäudl-erische Lehre bestanden. Dann arbeitete er.u. a. bei Ferdinand Mayer in Wien und kam im Juni 1865 zu Fuß über den Jausen nach Meran, um in die S. Pötzel- bergersche Buchhandlung einzutrcten, die er in jugendlichem Wagemut am 1. Juli 1866 mit recht bescheidenen Mitteln erwarb. Sehr drollig schreibt er gleich nach seiner Ankunft in Meran an seine Mutter: »Wenn Du Brustkranke kennen lernst, empfiehl ihnen allen diesen wunderbaren Ort und meine wunderbare Buchhandlung; ich handle mit allem, was auf Gottes Erdboden fabriziert wird: Papier, Leder-, Bronze- und Holzwaren, Zigarrenspitzen, Messern und Scheren, Fächern, Ölbildern, Seifen, Eau de Colognc usw. . .«. Das ist um deswillen interessant, weil es zeigt, wie Ellmenreich schon von Anfang seiner Tätigkeit in Meran an neben dem Gedeihen seiner Buchhand lung auch das Aufblühen seines neuen Wohnorts im Auge gehabt hat. 1869 erwarb der Verstorbene die Meraner Filiale der Moserschen Buchhandlung in Bozen und verlegte seine Buchhandlung in deren Räume. Durch rastlosen Fleiß — cs gab für Ellmenreich keinen Er holungsurlaub, keine Sonn- und Feiertage - brachte er sein Geschäft langsam, aber sicher in die Höhe, immer darauf bedacht, den Fremden alles das zu bieten, was sie in einem Kurort suchten. Im Jahre 1879 erwarb Ellmenreich den Verlag der Meraner Zeitung und hatte nun ein ansehnliches Geschäft, bestehend aus Buch-, Kunst- und Musi kalienhandlung, Leihanstalt und Leihbibliothek und Zeitungsverlag, r>ereint. Sein Geschäft war der Sammelplatz der Kurgäste, zumal da dort die von Ellmenreich herausgegebene und verlegte Kurliste auslag und das Geschäft noch manchen anderen Bedürfnissen der Fremden entgegenkam, als da sind Wohnungsvermittelnng, Verkauf von Konzert- und Theaterbillets usw. Ein Meraner Führer, der be reits in 42. Auflage vorliegt, Orieutierungskarteu der Stadt und Umgebung, das Adreßbuch der Stadt Meran waren die Perlags artikel, die Ellmenreich in den Dienst der Hebung des Kurorts stellte, 4.4 an der er auch als Mitglied der Kurvorstehung von 1888 bis 190> tätigen Anteil genommen hat. Außerdem war Ellmenreich anregend und mitarbeitend an vielen gemeinnützigen Einrichtungen beteiligt: bei der Feuerwehr, der Spar- und Vorschußkasse, dem Kunst- und Ge- wcrbcvcrein und in der Gemeindevertretung. Tie Stadt ehrte den verdienten Mann durch Ernennung zum Ehrenbürger. Das Leben des Entschlafenen ist nach dem biblischen Worte »hoch gekommen«, und es war »köstlich«, denn es ist »Mühe und Arbeit« gewesen, aber sein Wirken ist nicht umsonst gewesen, und sein Gedächtnis wird dauern- ferner: am 29. März nach schwerem Leiden im 61. Lebensjahre Herr- Heinrich Römer in Wiesbaden, der daselbst am 21. Oktober 1890 eine Buchhandlung errichtet und sic im Laufs der Jahre mit Fleiß und Ausdauer erfolgreich au^gestaltet hatte. Außerdem hat er im Vorstand des Wiesbadener Buch händlervereins für das Wohl seines Standes gewirkt und diesen Verein öfters zur Ostcrmcsse als Delegierter vertreten. Seit 1920 hatte der Verstorbene sich nach Verkauf seiner Buchhand lung ins Privatleben zurückgezogen; ferner: am 5. April nach kurzem, schwerem Leiden im 61. Lebensjahre Herr Uuiversitätsbuchhändler Karl Negelsperger in Wien, der mit Herrn Gustav Pöschmann zusammen 1914 die alte 1775 gegründete Universitätsbuchhandlung von Gerold K Co. in Wien übernommen hatte; ferner: am Palmsonntag, dem 25. März, im Altersheim Schwa ne deck bei Ha Iber stadt der Buchhändler Herr Philipp Vor hauer, 71 Jahre alt. In Nienhagen bei Halberstadt, wo sein Pater Pastor war und jetzt ein Bruder von ihm des Pfarramts waltet, ist er zur ewigen Ruhe gebettet worden. Der Verstorbene ist sehr weit im deutschen Buchhandel herumgekommen und hat namentlich im Antiquariatsbuch- handcl (von seinen vielen Arbeitsstätten seien nur genannt: H. W. Schmidt in Halle, T. O. Weigel in Leipzig, N. L. Prager in Berlin, Friedländer L Sohn in Berlin, Ludwig Nosenthal in München) und aus bibliographischem Gebiete in verschiedenen Stellungen fleißig ge wirkt nnd viel geleistet. An den brgänzungsbänden zu Nussells Gc- samtverlagskatalog hat er mehrere Jahre eifrig mitgearbeitet. Daun hat er das Register zum »Archiv für Geschichte des deutschen Buch handels« angcfertigt, das diesen Schatz buchhändlerischer Geschichte erst richtig erschlossen hat. Auch an den Katalogen des deutschen Buchhandels war Vorhauer bei Hinrichs und in der Bibliographiscken Abteilung des Börsenvereins mit tätig. Bis zum Weltkrieg war er etwa 10 Jahre hintereinander in der Redaktion von Meyers Konver sationslexikon (Bibliographisches Institut in Leipzig) beschäftigt, und während des Krieges selbst hatte er eine eindringliche Stellung in einer Berliner Kriegswirtschaftsstelle gefunden. Nach Auflösung dieser Einrichtung war er wieder nach Leipzig zurückgekchrt, wo er für ver schiedene buchhänölerische Firmen Hausarbeit leistete und auch in dem Antiquariat von Simmel L Co. aushilfsweise beschäftigt war. Vor etwa einem halben Jahre verließ er Leipzig und fand in dem Alters heim Schwanebeck bei Halberstadt Aufnahme, wo er jetzt einem Darm leiden, das ihn schon länger quälte, erlegen ist. Der Entschlafene hat in all den zahlreichen Städten, in denen er gearbeitet hat, stets einen großen Freundeskreis gefunden, -der ihn als zuverlässigen Menschen und guten Gesellschafter schätzen lernte. Allen seinen Bekannten wird das großartige Gedächtnis ausgefallen sein, das Vorhauer auszeichnete, und das ihm ermöglichte, Taten und Zahlen seiner Erlebnisse noch nach Jahrzehnten lückenlos wieder- zugebcu. Charakteristisch für ihn war auch seine Vorliebe für das monarchische Militär. In.der Rangliste seligen Angedenkens war er zu Hause wie wohl selten einer. Mit tödlicher Sicherheit wußte er, wenn in der Unterhaltung ein Korpskommandeur, Divisious- oder Brigadegeneral genannt wurde, anzugeben, wann dieser seine Charge erreicht, wann er Oberst, Kompagniechef geworden war, ja meistens auch, wo er als Leutnant gestanden hatte. Mit großer Spannung sah Vvrhauer dem alljährlichen Erscheinen der Rangliste entgegen, um sein Gedächtnis zu kontrollieren. Ebenso erwairietc er stets mit Ungeduld die Ausgabe des Militärwochenblattes wegen der darin angezeigten Beförderungen. Es ist bedauerlich, daß ihm das Schicksal nicht vergönnt hat, sein in dieser Hinsicht wunderbares Ge dächtnis besser auszunntzen. In allen seinen Arbeiten bewährte der Verstorbene großen Fleiß und seinen vielen Freunden gegenüber große Anhänglichkeit, weshalb sein Andenken im Buchhandel ehrend bewahrt werden wird.
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