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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.04.1910
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- 1910-04-01
- Erscheinungsdatum
- 01.04.1910
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3892 Börsenblatt f b. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 73, 1. April 1910 bildeten Welt Berlins, die sich hier mit geistiger Nahrung versah; E. T. A. Hoffmann hat hier verkehrt, die Familie Mendelssohn ging ein und aus, auch Heine hat das Geschäft ost besucht. Deutschland stand damals künstlerisch stark unter dem Einfluß Frankreichs. So knüpfte auch der alte Schlesinger zahlreiche Beziehungen mit Paris an und gab feinem ältesten Sohne Maurice, der sich wohl nach völliger Selbständigkeit sehnen mochte, die Mittel, nach Paris zu gehen und dort eine eigene Firma zu gründen. Die Firma Maurice Schlesinger nahm schon nach kurzer Zeit in Paris die erste Stelle ein. In allen wichtigen Verlagsgeschäften sind aber die Pariser und die Berliner Firma zusammengegangen. Ein großer Teil der berühmtesten Verlagswerke wurde sogar zuerst in Paris erworben und später nach Berlin für Deutschland abgetreten. Bekannt sind Maurice Schlesingers Beziehungen zu Meyerbeer, zu Heinrich Heine, der von ihm in seinen Briefen in sarkastischer Weise ein Bild gibt und ihn den »Musikantenbeherrscher- nennt. Nachdem Maurice nach Paris übersiedelt war, wurde der zweite Sohn Carl Mitarbeiter und im Juli 1829 Disponent der Firma. Aber er begann zu kränkeln. Der dritte Bruder Heinrich gab sein Studium auf und trat an seine Seile. Nach Carls Tode 1831 wurde er der Stellvertreter des Vaters. Seit dem Jahre 1833 wird die Firma in Briefen und Prospekten »Schlesingersche Buch- u. Musikhandlung - genannt, was wohl zum Ausdruck bringen sollte, daß der Vater und die Söhne das Geschäft gemeinsam betrieben. In dem Dezennium von 1825—1835 sind mit den meisten großen Komponisten jener Zeit Beziehungen angeknüpft worden. Der junge Felix Mendelssohn kam schon als Knabe in die Schlesingersche Musikhandlung, und es ist daher nichr zu verwundern, daß seine ersten beiden Klavierquartette Op. 1 und Op. 2 (1823) in diesem Verlage herauskamen. Die Ausführung der »Matthäus-Passion- im Jahre 1829, die große künstlerische Tal Mendelssohns — denn es war seit Bachs Tode die erste Ausführung dieser Passion —, brachte Mendelssohn wieder in Beziehung zu Schlesinger, indem dieser Partitur und Klavierauszug (von B. A. Markst des Meisterwerkes sofort druckte. Auch das Capriccio Op. 5 und die Lieder Ox. 8 und Op. 9 wurden durch Schlesinger veröffentlicht, die I. Sinfonie Ox. 11 von dem ersten Verleger Michetti erworben. Im Jahre 1831 versuchte Schlesinger Mendelssohn ganz für sich zu gewinnen, doch ist daraus nichts geworden. Um 1829 beginnen die ersten Beziehungen zu Meyerbeer, und zwar wurden diese durch Maurice Schlesinger in Paris angeknüpft, der »Robert den Teufel- (1831), später den »Blitz-, »Nordstern-, »Struensee» für alle Länder er warb und die Rechte für Deutschland und Österreich an das Berliner Haus weitergab. Schon 1827 verlegte man Werke Spohrs (Pietro von Abano, 1830 Die Alchimisten). 1835 wurde von Paris Halövys »Jüdin« erworben. Hummel arbeitete damals an seiner großen Klavierschule, und der jugendliche Franz Liszt hat 1837 Schlesinger die »Hugenotten-Fantasie» überlassen. Die eleganten Räume in der Schlesingerschen Wohnung im 1. Stock des Geschäftshauses wurden zu reicher Gast freundschaft benutzt. Alle in Berlin wohnenden oder durch reisenden Musikgrößen gingen dort ein und aus, z. B. war Spontini ein regelmäßiger Hausfreund. Auch mit dem preußischen Hose suchte und sand der alte Schlesinger enge und dauernde Beziehungen. Er und seine Söhne haben viele patriotische Kompositionen veröffentlicht. Anfang der 30 er Jahre wurde die preußische Militärmusik einer Reorganisation unterzogen, und aus Befehl des Königs Friedrich Wilhelm III. wurden die Armeemärsche in einer Gesamtausgabe einheitlich veröffentlicht. Schlesinger über nahm den Druck von über 300 Partituren, die dann in der Armee eingesührt worden sind und auch für die kaiserlich russische Armee Verwendung gefunden haben. Diese Aus gabe hat dann die Grundlage gebildet für die neue Samm lung der Armeemärsche von Wieprecht (1870), die noch heute für die deutsche Militärmusik maßgebend ist. Seit 1837 begann der Vater Schlesinger merklich zu altern, er starb am 11. November 1838 Er hatte sich aus eigener Kraft emporgearbeitet und seinem Hause einen Welt ruf verschafft; seiner Witwe und seinem Sohne Heinrich hinterließ er ein blühendes Geschäft. Aber auch der Allgemeinheit hat er in hervorragender Weise gedient, indem er zeit seines Lebens einen energischen und ersolgreichen Kampf gegen die zahlreichen Nachdrucker der damaligen Zeit führte, für den Schutz der Urheberrechte überall eintrat und damit das allgemeine Nechtsbewußtsein sür die Autorenrechte als einer der ersten gefördert hat. Die Witwe Philippine Schlesinger (* 1768, s 1852) blieb Eigentümerin des Geschäftes, während Heinrich der Leiter und Prokurist war. 1844 ging dann das Geschäft in den alleinigen Besitz Heinrich Schlesingers über, der es 20 Jahre lang, bis zum Jahre 1864, besessen hat. Heinrich Schlesinger hat den Verlag in den bestehenden Bahnen weiter ausgebaut, hat auch mit vielen Verlagswerken Erfolg gehabt, aber in großem Stils wie sein Vater und wie sein Pariser Bruder hat er keine Unternehmungen mehr einzuleiten vermocht. Im Jahre 1846 veröffentlichte er den ersten großen, einheitlichen Verlagskatalog der Firma. Mitte der vierziger Jahre verhandelte Heinrich Schlesinger mit Steffen Heller in Paris und erwarb die später so berühmt gewordenen Klavieretuden. Auch einige Werke von Berlioz kamen an ihn, so dessen große Jnstrumentationslehre, ferner die bekannte Instrumentation der »Aufforderung zum Tanz« von Weber. Der dreizehnjährige Knabe Anton Rubinstein überließ 1843 sein erstes »opus, Ooäins dem Hause Schlesinger gegen »50 Freiexemplare-. In dieser Zeit besorgte Schlesinger sämtliche Berliner Konzerte Liszts, der viel im Hause Schlesingers verkehrte. Eingeschaltet sei hier, daß auch zu Richard Wagner das Haus Schlesinger Beziehungen gehabt hat In der traurigsten Pariser Zeit, im Jahre 1840, mußte sich Wagner unter allen Umständen für seinen Unterhalt Geld erwerben. Meyerbeer gab ihm eine Empfehlung an seinen Verleger Maurice Schlesinger. Dieser nahm ihn mit offenen Armen auf, hatte allerdings wohl keine Neigung und keinen Sinn für Wagners Kompositionen. Aber er gab ihm doch lohnende, wenn auch des großen Meisters nicht würdige Arbeit. Wagner verfaßte damals die Klavierauszüge zu Donizettis »Favoritin«, zu Halövys »Königin von Cypern«, und auch Streichquartettbearbeitungen der »Favoritin- von Donizetti und des »Guitarrespielers» von Halöoy rühren von ihm her. Diese Bearbeitungen gingen dann in den Besitz der deutschen Firma Schlesinger über. Eins der von Schlesinger in Paris veranstalteten Konzerte im Februar 1841 brachte Wagners Ouvertüre »Columbus», die aber keinen Erfolg halte. Es muß als ein Verdienst Maurice Schlesingers betrachtet werden, daß er Richard Wagner in seiner Bedrängnis nach Möglichkeit und nach Kräften unter stützt hat. Später hat Heinrich Schlesinger den ihm ange- botenen Verlag des »Fliegenden Holländers- — abgelehntI Seit dem Jahre 1851 veröffentlichte Schlesinger in Berlin die Musikzeitung -Echo-, hcrausgegeben von einem Verein Berliner Musiker. Im Jahre 1855 wurde durch die Vermittlung von
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