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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.04.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-04-13
- Erscheinungsdatum
- 13.04.1910
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- Deutsch
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- Saxonica
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^ 83, 13, April 1910, Nichtamtlicher Teil, Börsenblatt f. d. Dtschn, Buchhandel. 4413 daß es überhaupt schwer halten dürste, ihn einwandsrei zu definieren. Er fragt sodann: »Und wird durch die Verschiedenheit der Gattungen nicht auch eins so weitgehende Verschiedenheit ihrer sozialen Lage bedingt, daß nicht eine einzige Feststellung verallgemeinert werden könnte? Schon innerhalb der Hauptgruppen bestehen die größten Gegensätze, Zwischen dem Universttätsprofefsor und dem Privatgelehrten, dem wissen schaftlichen Popularschriftsteller und dem exakten Mono graphen, dem Romancier und dem Bühnenautor, dem Redakteur und dem freien Mitarbeiter gibt es kaum einen wirtschaftlichen Berührungspunkt. Die soziale Lage des einen ist von der des anderen vollkommen unabhängig, beruht auf Faktoren, die im Guten und im Schlimmen keine Wechselwirkung haben, und kann durch die Be teiligten nur insoweit gehoben werden, als tatsächliche Interessengemeinschaft von scharf umgrenzten Einzelver bänden vertreten wird,« Auch in anderen Zuschriften wird die Verschiedenheit der unter der allgemeinen Bezeichnung Schriftsteller zu sammengefaßten Gruppen hervorgehoben. Die Erörterung der Frage wird sich aber bedeutend vereinfachen, wenn wir unter der Bezeichnung Schriftsteller lediglich die Berufsschrift steller verstehen, die ausschließlich von ihrer Feder leben, oder doch wenigstens die Absicht haben, dies zu er reichen, Denn es ist doch klar, daß Gelehrte, Beamte und andere, die eine feste Anstellung haben und nur im Nebenamte literarisch tätig sind, mit den Berufsschriftstellern kaum etwas gemein haben. Wenn in einigen Zuschriften ein gewerkschaftlicher Zusammenschluß der Schriftsteller empfohlen wird, so können dabei nur die Berussschriftsteller in Frage kommen. Aber die Erfahrung hat ja gezeigt, daß es bisher garnicht möglich war, die meisten deutschen Schrift steller in einen Achtung gebietenden Verband zusammen- zuschließen. Es ist bisher nicht einmal möglich gewesen, die deutschen Redakteure, die eine Gruppe der Berufs- schrislsteller für sich bilden, so zu organisieren, wie es in anderen Ständen längst geschehen ist. Dieser Mangel einer Organisation ist auch durchaus erklärlich, da jedermann sich Schriftsteller nennen kann und im Zeitalter der allgemeinen Bildung jeder soviel Deutsch schreiben kann, daß er sich für berufen hält, die Welt mit irgend einem neuen Buche zu überraschen. Wenn unerfahrene Schriftsteller glauben, sobald die Autoren gewerkschaftlich organisiert wären, könnten sie von den Verlegern alle möglichen Bedingungen verlangen und erreichen und ihnen die Höhe der Honorare oorschreiben, so beweist das eben, daß sie die tatsächlichen Verhältnisse durchaus ver kennen. Es läßt sich gar nicht leugnen, daß eins Organi sation der Schriftsteller z. B. nach der Art der beiden großen französischen Schriftstelleroerbände (der Soeiötö äss gens äs lsttrss und der Lociötö äos antenrs äramatignss) von großem Vorteil wäre, schon weil es dadurch den Verlegern möglich wäre, mit einer Vertretung der gesamten deutschen Berufs schriftsteller zu verhandeln und die ihnen gemeinsamen Inter essen friedlich zu erörtern. Aber es wäre töricht, anzu nehmen, daß es einer solchen Organisation gelingen würde, die Honorare einseitig sestzustellen oder wesentlich zu er höhen. Der Verleger muß sich nach der wirtschaftlichen Lage des Büchermarkles richten, und wenn die Werke eines Autors guten Absatz finden, so hat er selbst ein Interesse daran, diesem Schriftsteller in bezug auf die Honorare und sonstigen Bedingungen in der Weise entgegenzu kommen, daß er seinem Verlage nicht untreu wird. Was aber andere literarische Arbeiten betrifft, die jeder, der einigermaßen das Fach beherrscht und mit der Feder vertraut ist, besorgen kann, so würden, im Falle die gewerkschaftlich organisierten Schriftsteller nicht bereit wären, für den ange- Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. botenen Preis zu arbeiten, hundert andere bereit sein, die Arbeit zu übernehmen. Schon aus dieser einfachen Tatsache geht zur Genüge hervor, daß das in verschiedenen Antworten vorgeschlagene Verfahren zu keinem praktischen Ergebnis führen würde. Eine sehr beherzigenswerte Bemerkung findet sich in dem Schreiben von Hans Kyser: »Jeder Reformvorschlag zur Besserung der sozialen Lage der deutschen Schriftsteller kann sich, wie alle Reform vorschläge, nur an den einzelnen Produzenten wenden: Vervollkommne deine Ware, und mit ihr steigen deine Honorare.« Ergänzt wird diese Bemerkung durch die Antwort von Georg Müller, Verlag in München. Dort heißt es: -Die Sucht, Bücher zu machen und Bücher herans- zugeben, ist heute zu einem Sport geworden. Es ist heute bereits die Ausnahme, daß ein Schriftsteller seine Werke ausreifen läßt. Die Folge davon ist, daß auch unsere begabtesten Schriftsteller sehr viel Mittslware zu Tage fördern, die dann der Verleger notgedrungen, da er nun einmal auf die beständige Beteiligung guter, begabter Schriftsteller angewiesen ist, auch hcrausgibt, ja man kann getrost sagen, herausgeben muß. Dabei bin ich der festen Überzeugung, daß wirklich ausgereifte Kunstwerke dem Autor nicht nur nach der ideellen — denn diese Seite ist manchem Autor nebensächlich —, sondern auch nach der materiellen Seite hin größere Vorteile bringen würden. - Damit ist ein weiterer Punkt berührt: die Überproduk tion im Deutschen Buchhandel, Diese ist am allermeisten daran schuld, daß die wirtschaftliche Lage der Berussschiist- steller in Deutschland im ganzen eine unbefriedigende ist. Daß es Ausnahmen gibt und daß einzelne Schriftsteller, dis beim Publikum beliebt sind, ein sehr hohes Einkommen haben, vermag die Tatsache nicht aus der Welt zu schaffen, daß es eine Menge gehaltvoller Bücher gibt, deren Ertrag in keinem Verhältnis steht zu ihrem innern Werte und zu der Mühe, die sie dem Autor und dem Verleger verursacht haben. Dieser Punkt wird in den Antworten auf die Rundfrage im »Blaubuche« merkwürdigerweise fast gar nicht betont. Es hat auch bisher noch niemand einen positiven Vorschlag zur Abhilfe gemacht, der Aussicht hätte, verwirk licht zu werden. Solange nicht die Schriftsteller größere Selbstzucht üben, solange nicht die Kritik mit schonungsloser Härte gegen die Überproduktion und gegen die vielen un reifen Werke von Dilettanten vorgeht, und solange nicht die Verleger sich entschließen, nur solche Werke in Verlag zu nehmen, die wirklich verdienen, gedruckt und verbreitet zu werden, solange wird man immer mit den vorhandenen Mißständen rechnen müssen. Was die anderen Vorschläge betrifft, so z. B. denjenigen, den Ernst Freiherr von Wolzogen macht: »Man könnte vielleicht die Familienblätter als Schundliteratur polizeilich verbieten«, oder den Vorschlag des Freiherrn von Schlicht: »Allen Frauen müßte das Schriftstellern im Interesse der männlichen Kollegen bei Todesstrafe verboten werden«, so sind diese natürlich nur humoristisch gemeint und können hier ebensowenig in Betracht kommen wie der an und für sich nicht unberechtigte, aber sehr schwer durchzuführende Vorschlag von Alfred Kerr: »Gewinnanteil der Schriftsteller am Jnseratenertrag«. Es ist ja klar, daß fesselnde Mitarbeiter den Wert eines Blattes als Jnsertionsorgan erhöhen, aber die Autoren nehmen schon ohnehin bei vielen Blättern, deren Herstellungskosten durch dis Abonnementsgelder nicht gedeckt werden, an dem Ertrag eines Blattes aus den Inseraten teil, und es ist zudem ganz undenkbar, wie der Vorschlag von Kerr in der Praxis durchgeführt werden soll. Einzelne Zuschriften bedauern, daß cs keine statistische SS8
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