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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.05.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-05-11
- Erscheinungsdatum
- 11.05.1910
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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.V 106, 11. Mai 1910. Amtlicher Teil. «Sis-nbl-U!, d. DNch». Buchhant-I. 5601 Vorsitzender Herr Or. Bollert: Meine Herren, ich darf Wohl annehmen, daß Sie alle mit lebhaftem Interesse die Schritte verfolgt haben, die der Vorstand nach der uns im vorigen Jahre hier durch Herrn Francke (Bern) in dieser Sache gewordenen Anregung getan hat. Sie gestatten mir vielleicht, daß ich den Abschnitt aus unserem Jahresbericht hier noch mals zur Verlesung bringe. In der Hauptversammlung Ostermesse 1909 wurde auf Vorschlag des Herrn Alexander Francke in Bern eine Resolution angenommen, durch die alle Teilnehmer an der Hauptversammlung ihren festen Willen kund- gaben, an der Bekämpfung der Schmutz- und Schundliteratur mitzuarbeiten. Die Bekanntgabe dieses Beschlusses in zahlreichen deutschen Zeitungen zeigte, daß der Aufruf zum Kampf gegen dieses Übel in weiten Kreisen Wider hall gesunden hat. Im einzelnen hat sich die Durchführung des Kampfes weit schwieriger erwiesen, als sich bei der Willens äußerung der Hauptversammlung vermuten ließ. Zunächst galt es, die eigentliche unzüchtige Literatur, deren Verbreitung durch die ZZ 184, 1 und 184» des Strafgesetzbuches verboten ist, in ihren Schlupswinkeln zu ver folgen. Das zweite Ziel: »Der Schutz der Jugend gegen die Schundliteratur« konnte unter irgendeinem Ge setzesparagraphen nicht ersaßt werden. Wir glauben daher am besten durch positive Maßnahmen etwas zu er reichen und richteten darum unterm 30. März 1910 ein Rundschreiben an die Vorstände der Kreis- und Orts vereine, in dem wir diesen unsere Vorschläge und Anregungen zur Kenntnis gebracht haben. Hierzu möchte ich noch folgende Erklärung des Vorstandes bekanntgeben. »Der Vorstand des Börsenvereins steht nach wie vor aus dem Standpunkt, daß es niemals seine Ausgabe sein kann, den Erzeugnissen der Literatur und Kunst gegenüber sich etwa ein Zensorenamt anzumaßen; dagegen wird er auch in Zukunft solchen Erzeugnissen gegenüber, bei denen das unzüchtige Moment das künstlerische oder literarische in absolut unzweifelhafter Weise überwiegt, mit denjenigen Maß nahmen Vorgehen, welche die Satzungen und der Zweck des Börsenvereins zur Pflicht machen». In Ergänzung dieser Mitteilungen aus dem Geschäftsbericht bitte ich nun Herrn Alfred Voerster, noch weiteres zu berichten. Herr Alfred Voerster-Leipzig: Meine Herren, da das Personal der Geschäftsstelle nicht genügte, um die Auf gaben, die mit der Bekämpfung der Schmutz- und Schundliteratur verknüpft sind, zu erfüllen, hat der Vorstand am 1. No vember 1909 einen Herrn Or. Fürstenwerth angestellt, der sich speziell dieser Aufgabe widmen soll. Herr vr. Fürstenwerth hat für die Zeit seit seinem Engagement einen Bericht erstattet, den ich mir erlauben werde, vorzulesen. Er schreibt: Der Umsang des Kampses gegen die Schmutz- und Schundliteratur erstreckt sich über ganz Deutschland, über die Großstädte wie über das flache Land. Einige Erfolge sind gemeldet worden. Die vollständige Be seitigung oder die Einschränkung der Schundliteratur scheint wie früher schon in Göttingen dann in Bonn, Hanau, Düsseldorf, Berlin, (namentlich in einigen Vororten) erreicht zu sein, auch aus Schlesien werden Erfolge ge meldet. Dem stehen gegenüber Meldungen über Zunahme der Schundliteratur; vor allem aus dem rheinisch- westfäl. Industriegebiete und vom flachen Lande, wo der Kampf noch nicht organisiert ist. Auch einzelne Groß städte: Dresden, Breslau melden stärkeres Hervortreten. Von Hamburg wird berichtet, daß der Schund sich nicht mehr so frech hervordränge, »anscheinend etwas» zurückgegangen sei, daß der Verkauf an die Jugend aber fortgesetzt werde, er sei zum Teil von den Papierhandlungen aus andere Händler übergegangen. Die Folgen der Schmutz- und Schundlektüre treten in den Mitteilungen von 46 Fällen von Verbrechen und Vergehen hervor, die aus diese Lektüre zurückgesührt werden und die zu hohen Bestrafungen geführt haben. Außer vereinzelten Dummenjungenstreichen kommen Erpresserbriefe, Bandendiebstahl, Raub, selbst Mord in Betracht. Auch ver schiedene Selbstmorde werden auf Schundlektüre zurückgeführt. Die Zahl erscheint besonders hoch, da es sich nur um einen Teil der zur Kenntnis der Behörden gekommenen Straftaten handelt. Wenn auch einzelne der Sünder die Lektüre vorschützen mögen, um mildere Beurteilung zu erlangen, so werden sicher andere dafür diese Lektüre verschweigen. Geistliche an Gefängnissen berichten, daß 80tzß aller Jugendlichen durch Schundliteratur zum Ver brechen getrieben würden. Verhältnismäßig gering ist die Zahl der Prcßmeldungen von Verurteilungen und auch Freisprechungen, die sich auf den Vertrieb von Schmutzliteratur im engeren Sinne beziehen. Beteiligt am Kampfe sind in erster Linie die Regierungen. In Paris tagt zurzeit eine internationale Konferenz, die sich mit der Unterdrückung der obscönen Literatur beschäftigt. Unter den verschiedenen Maß nahmen sind die Ministerialerlasse an die Pronvinzialschulkollegien hervorzuheben, die eine ganz hervorragende Tätigkeit der sich schon früher im Kampfe auszeichnenden Schule herbeigeführt haben. Eine beträchtliche Anzahl von Schuldeputationen ist in den Kamps eingetreten. Zu den alten Vereinen sind viele neue hinzugekommen, wenn auch die Beteiligung gerade hier noch zu wünschen übrig läßt; vielfach sind die Magistrate in ihnen vertreten. In wenigen Orten, meist Großstädten, sind besondere umfangreiche Verbände zur Bekämpfung der Schmutz- und Schundliteratur gegründet, zum Teil zahlreiche Vereine der Stadt umfassend, mit besonderen Ausschüssen für einzelne Zweige des Kampfgebietes. In den meisten Orten, wo überhaupt etwas geschieht, sind es in der Haupt sache Sittlichkeits- oder Lehrervereinc und organisierte Arbeiter, die Positives im Kampfe leisten. Die Frauen- vercine müssen hervorgehoben werden, auch wenn sie nur durch Petitionen im Reichstage und in den Landtagen zu wirken versuchen. Auch Privatpersonen treten verschiedentlich durch Vorträge aus der Menge heraus. Der Kampfmittel sind gar viele: Strafrechtliche Verfolgung soweit sie möglich ist, Boykottierung derjenigen die nicht direkt gegen das Strafgesetzbuch verstoßen. Versammlungen und Resolutionen. Ausstellungen guter und schlechter Bücher mit Verzeichnissen, Flug- und Merkblättern. Gründung von Volksbüchereien und Verstärkung von Schülcrbiblio- theken unter kräftiger Unterstützung der Magistrate. Mitwirkung der Geistlichkeit. Einrichtung von Kinder- leschallcn und Lesenachmittagen (in Verbindung mit den Volksbibliotheken). Heranziehung der Presse, die noch viel zu wenig selbständig aus eigenem Antriebe sich durch fortgesetzte größere Artikel beteiligt. Die Beteiligung des Buchhandels am Kampfe läßt sich, soweit die Mitglieder anderen Vereinen angehören, nicht übersehen. Aus den Preßnachrichten ist nicht zu ersehen, daß wie früher in Göttingen und Hamburg so Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. 723
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