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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-05-18
- Erscheinungsdatum
- 18.05.1910
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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5928 Börsenblatt I- d. Dlschn. Dnchhanbel. Künftig erscheinende Bücher. rfk 111, 18. Mai 1910. O Albert Langen Verlag V für Litteratur und Kunst /-^sX München Demnächst erscheinen folgende fünf neuen Bände unserer Kleinen Bibliothek Langen Band 101 Victor Auburtin Die goldene Kette und anderes Amschlagzeichnung von Alfons Woelfle Band 102 Gabriele D'Annunzio Aus jungfräulichen Landen Farbenskizzen Amschlagzeichnung von Leinrich Klei- Band 103 Heinrich Schaff Abseits Lieder meines Lebens Amschlagzeichnung vom Verfasser Band 104 Antole France Der Statthalter von Judäa und anderes Amschlagzeichnung von Leinrich Kley Band 105 Guy de Maupasiant Ein Abend und andere Novellen Amschlagzeichnung von Leinrich Kley Victor Auburkin, der geistreiche Erzähler, dem die deutsche Leserwelt oft in unfern besten Zeitschriften begegnet ist, veröffentlicht in diesem Bande zum ersten Male eine Sammlung seiner Novellen. Und hier erst gewinnt man ein rechtes Bild von der über raschend reichen und feinen Erfindungsgabe des Verfassers. Bald zeichnet er mit diskreter Ironie einzelne Stände und Zustände unsrer Gesellschaft, führt uns typische Großstadt- gestalten oder auch ein Großstadtoriginal vor Augen, bald versetzt er uns in ein fremdes phantastisches Land, auf einen andern Erdteil, und schlägt die Brücke zu unsrer Welt herüber, indem er Probleme der Heimat irgendwelchen barbarischen Begebenheiken zu grunde legt. Aber ob er mit scharfem Sarkasmus die Geißel schwingt, ob er mit liebens würdigem Humor einer menschlichen Handlung zusieht, ob er realistisch eine kleine Geschichte erzählt, immer überzeugt uns Auburtin und unterhält uns glänzend. In flüssigem, meisterhaftem Stil, der an die temperamentvolle Melodik italienischer Musik gemahnt, rollt D'Annunzio in diesen Novellen das dekorative Bild seiner Heimat vor uns auf, in das die Schicksale seiner Gestalten glutvoll eingewoben sind. Der Dichter malt gleichsam mit ungebrochnen Farben, und die Pracht des Gesamtbildes läßt uns an den handelnden Menschen nur das Wesentliche, ihr aus dem Blut gebornes Verhängnis und ihren leidenschaftlichen PulSschlag, spüren. Während Maupassant den Leser durch die aufs Feinste durchgearbeitete Entwicklung fesselt, die ihn nicht die kleinste Nüance eines innerlichen Vorgangs übergehen läßt, reißt uns D'Annunzio durch die blendende Schilderung und das wilde Tempo seiner Erzählung in seinen Bann. Die Sonne Italiens ersteht uns aus diesem Buche, die Schönheit der glühenden Farben des Südens und die ungebändigte Kraft seiner lebhaften, heißblütigen Menschen. Heinrich Schäffs temperamentvolle Lieder führen nicht in die einsamen Lande eines Träumers, jenseits vom Weltgetriebe. Sie wagen sich vielmehr mitten hinein in das Großstadtleben, nehmen Teil am Kampf der Massen, vertreten einen freien moralischen Willen, tuenden sich gegen Lüge und Zwang und suchen dann bewußt die Einsamkeit auf, um an der Natur zu rein lyrischem Empfinden zu genesen. Die Form dieser Gedichte ist von schöner Flüssigkeit und Einfachheit, ohne jeden Schwulst, ob es dem Dichter nun gilt, für seine Idee eine Lanze zu brechen, oder ob er eine feine Natur- stimmung zum Ausdruck bringen will. Trotz ihrer Mannigfaltigkeit htnterlassen diese Lieder einen einheitlichen, harmonischen Eindruck; sie sind das Resultat eines ehrlichen künstlerischen Lebens, das „abseits" von der Menge seine stärksten Eindrücke gesammelt, seine Befriedigung gesucht und gefunden hat. lerischen Durcharbeitung betrifft, der Größte unter den modernen Franzosen. In diesem Bande ist eine Reihe kleiner Geschichten von ihm gesammelt, von denen man getrost sagen kann, daß sie zu dem Besten gehören, was in unserer Zeit überhaupt ge schrieben worden ist. Mit den kleinsten Mitteln und der raffiniertesten künstlerischen Ökonomie werden hier durch ein paar leise hingetupfte Worte die größten Wirkungen, wird die zwingend charakteristische Stimmung erzeugt, die jede dieser Novellen scharf von der andern unterscheidet. Dabei sind die Stoffe so glücklich und geistvoll er funden, daß sich diese künstlerischen Meisterwerke nicht nur an die kleine Schar der Kenner, sondern erfolgreich auch an das breitere Publikum wenden. Unsere Zeit, die sich das „Intime" der Kunst vor allem gewonnen hat und reichen Inhalt am liebsten in engem Rahmen empfängt, hat uns gerade auf dem Gebiet der Novelle eine Veredlung und Vertiefung gebracht, die kaum noch überboten werden kann. Der Bahn brecher dieser Bewegung und ihr heute noch unbestrittener Meister ist Guy de Maupassant. Bereits mir seiner ersten Novelle, die in dem vorliegenden Bande enthalten ist, erregte er die Aufmerksamkeit und die Bewunderung der gesamten literarischen Welt. Seine außer ordentliche Beobachtungsgabe, sein tiefes Verständnis für psychologische Vorgänge und seine Meisterschaft in der Sprachbeherrschung kennzeichneten ihn sofort als Erzähler ersten Ranges. Auch sonst enthält dieses neue Bändchen der Kleinen Bibliothek Langen lauter Kabinettstücke von dem berühmten Dichter, die in guter Übersetzung und trefflicher Aus stattung zu sehr billigem Preise dargeboten werden. München, im Mai l9t0.
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