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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.05.1910
- Strukturtyp
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- 1910-05-25
- Erscheinungsdatum
- 25.05.1910
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- Deutsch
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117, 25, Mai 1S10. Nichtamtlicher Teil. B»rü»bl»tl I, d. Dtschn. Buchhandel. 6215 sowohl mein Aussatz, als mein Name aus dem Titel, und doch könnten Sie mich, nach den Buchstaben des Contracts, nicht hindern, so zu verfahren. Aber ebendeßhalb, weil ich es immer und überall meiner sür unwürdig halten würde, Jemanden zu täuschen, sage ich es Ihnen im Voraus, und ersuche Sie, mit dem wiederholten Bemerken, daß ich es als eine Gefälligkeit Ihrerseits anerkennen würde, unfern Contract in Weise einer friedlichen und freundlichen Uebereinkunst aus- zulösen. Ich erwarte daher, daß Sie die Güte haben werden, mich mit der nächstgehenden Fahrpost wieder in Besitz der 8 in Ihren Händen befindlichen Manuskripte zu setzen. In Zukunst, wo Sie gewiß den Glauben an mich, den Sie ohne Grund ausgegeben hatten, wiedergewinnen werden, wird es uns auch nicht an Gelegenheit fehlen, uns zu manchen nützlichen und erfreulichen Unternehmungen wieder zusammenzufinden, und die, Gott Lob! sich wieder rehabilitirenden äußern Verhältnisse der Literatur werden uns darin unterstützen. Ich muß Ihnen noch sagen, daß ich nur mit Vergnügen auf unsere bisher bestandene Verbindung zurückblicke, denn sie war durchaus nicht gewöhnlichen Schlages, sie war aus einem schönen gegenseitigen Vertrauen, bis aus die letzte Störung, und aus Zuneigung ausgebaut, und ohne das Eingreifen von Ereignissen, die nicht in unserer Gewalt lagen, würden wir sicher bedeutende Resultate erreicht haben. Damit war denn das gute Einvernehmen zwischen beiden Parteien wieder hergestellt, und das konnte leicht zu einer neuen notgedrungenen Verbindung mit Reichenbach führen, da kein Geringerer als der König von Preußen selbst einen Strich durch die Rechnung der schon jubelnden Autoren machte, indem er am 7. April an den Minister des Innern und der Polizei von Rochow, der die milde Ver fügung vom 16. Februar erlassen hatte, eine geharnischte Kabinettsordre richtete, die seine allerhöchste Unzufriedenheit deutlich genug ausdrücktc und als Ersatz für das aufgehobene Verbot eine verschärfte Spezialzensur für die jungdeutschen Autoren verlangte. Der Minister ließ sich übrigens nicht verblüffen und setzte in Verbindung mit seinem Kollegen Ancillon dem König klipp und klar auseinander, daß er nur nach dem Gesetz verfahren sei. Gleichwohl war durch diesen Schriftwechsel zunächst ein bängliches Zensurinterregnum heraufbeschworen, dessen Ende nicht abzusehen war. Ziemlich deprimiert schrieb daher Mundt am 20. Juni an Reichenbach; Ich empfehle mich der Fortdauer Ihrer freundschaftlichen Gesinnung sowie dem geneigten Andenken Ihrer Familie bestens. Um unsere Verbindung nicht ganz erlöschen zu lassen schlage ich Ihnen vor, daß wir uns immer von Zeit zu Zeit einige Nachrichten gegenseitig zugehen lassen. Sollte ich Ihnen durch meine Verbindungen mit Zeitschriften sür Ihren Verlag oder sonst etwas nützen können, so wird es jederzeit mit Ver gnügen geschehen und Sie dürfen mir nur Ihre Wünsche an deuten. Hrn. v. Varnhagens Galerie») findet große Teil nahme und macht Ihrer Firma Ehre; auch habe ich mich schon in der hiesigen Literarischen Zeitung ausführlicher darüber ausgesprochen. Ich gebe nicht die Hoffnung auf, daß auch wir uns wieder einmal zu nützlichen und weniger gefahr bringenden Unternehmungen vereinigen werden; über das Wie gebe ich Ihnen vielleicht in einem später» Briese Andeutungen. Unter meinem Namen bringe ich bei der hiesigen Censur gar zu wenig durch, und muß aus eine Firma bedacht sein, an der mich mein Publikum stillschweigend erkennt, und mit der ich auch unter auswärtiger Censur meine Sachen, die sich immer durch sich selbst verrathen, drucken lassen kann. Hierzu haben sich mir bereits Buchhändler genug von selbst «»geboten; aber ich bedarf eines verschwiegenen Verlegers, aus den ich mich verlassen kann. Was meinen Sie? Der Erfolg beim Publikum würde groß sein, aber die gegenseitige Unterhandlung wäre anfänglich etwas schwer zu führen, da ich Sie bitten muß, in Ihren Briefen an mich mehr andeutungs weise davon zu sprechen .... »Galerie von Bildnissen aus Rahels Umgang», die in 2 Bänden bei Gebr. Reichenbach erschien. Sie wissen, daß die Jdeengemeinschast, die man mir mit Gutzkow und A. aufgedrungen, eine Ungerechtigkeit gegen mich ist, und in meinen bei Ihnen erschienenen Schriften sich nicht wirklich Nachweisen läßt. Um so mehr werden Sie daher voraus setzen, daß ich in meinen neuen Büchern, die ich nur unter eine etwas freiere Zensur stellen möchte, diese Freiheit nicht dazu benutzen werde, gegen Moral und Religion anzustoßen, sür die ich mindestens ein ebenso strenges Gewissen habe, als meine Gegner, oder mit der Politik des Tages in Conslict zu treten, die mir längst ein Gegenstand des Ekels in ihrer gegen wärtigen Indifferenz ist. Leben Sie wohl! Diese Verwahrung Mündts gegen alle Gemeinschaft mit seinen jungdeutschen Kollegen ist ebenso charakteristisch für den tatsächlich nur ganz lockeren Zusammenhang der durch eine einheitliche Razzia verfolgten Schriftsteller, und ebenso bedeutsam ist der Schluß des ersten Absatzes vorstehenden Briefes. Die Korrespondenzen dieser Leute sind tatsächlich überwacht und auf der Post erbrochen, »perluftrtert« worden, wie der technische Ausdruck lautete; auch noch in einem andern Briefe rät Mundt seinem Leipziger Verleger, über gewisse Dinge ja nichts in Briefen an ihn verlauten zu lassen. Mittlerweile war nun der Speziaizensor für das »Junge Deutschland-, der Geheime Hofrat John, ein ehemaliger Sekretär Goethes, ernannt und am 6. Juni vom Minister bestätigt worden, und nachdem sich dis erste Aufregung über diese Vorgänge gelegt und die Ängstlichkeit des neuen Zensors sich an dies prekäre Amt gewöhnt hatte, gingen denn auch in Berlin die Dinge wieder ziemlich ihren normalen Gang. »Die Wetterwolken haben sich zerstreut-, konnte nunmehr Mundt am 5. August an Reichenbach melden, »es wird jetzt wieder Zeit, tätig aufzutreten und das verlorene Terrain wird sich bald wiedergewinnen lassen. Einige neue Bücher von mir verlassen nächstens die hiesige Presse; auch in Stuttgart wird etwas von mir erscheinen.« Welche Schrift in Stuttgart er scheinen sollte, ist unbestimmt. Nunmehr konnte denn auch bald das sechste Stadium der Mundtschen Zeitschrift sichtbar werden. Die Aussätze, die Reichenbach für die »Zeitlosen- schon in Händen gehabt hatte, erschienen, noch um einige Beiträge vermehrt, im August 1836 unter dem Titel »Dioskuren. Für Wissenschaft und Kunst. Schriften in bunter Reihe-, und zwar im Ver lage von Veit L Comp, in Berlin. Der Titel knüpfte wieder an den Vorläufer des -Literarischen Zodiakus« aus dem Jahre 1834 an und Mundt war auch als Herausgeber be zeichnet. Das Unternehmen war damit endgültig von dem ursprünglichen Verlage Reichenbach abgelöst und kehrte auch nicht wieder zu ihm zurück. Mündts wandelreiches Unternehmen hatte aber auch mit den »Dioskuren« noch nicht seinen Ruhepunkt gefunden. Zwei Jahresbände, 1836 und 1837, durften erscheinen, dem dritten machte aber wiederum der Zensor den Garaus, und nunmehr flüchtete Mundt mit seinem Schmerzeilskinde in freiere hamburgische Lust, nach Altona zu Johann Friedrich Hammerich. Er gab jetzt seiner Zeitschrift den hübschen Titel »Der Freihafen«, der sich als Vierteljahrsschrift sieben Jahre lang behauptete, um schließlich an der mangelnden Teilnahme des Publikums zu verbluten. In dieser ihrer siebenten Epoche hat die Zeitschrift sogar noch einen Wildling getrieben, der sich »Pilot« nannte und von 1840 bis 1842 neben dem »Freihafen« ein vermutlich recht kümmerliches Dasein führte. Damit waren denn die Verwandlungskünste der Mundtschen Zeitschrift erschöpft, und nicht nur diese, sondern der ganze Mann selbst, der in der ersten Zeit seines lite rarischen Wirkens so vielfach anregend sich versucht hat, ohne daß ihm allerdings eine endgültige künstlerische Prägung gelungen ist, verliert von da ab selbst sür den Literar historiker wesentlich an Interesse. 80Z»
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