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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.05.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-05-26
- Erscheinungsdatum
- 26.05.1910
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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.Ä 118, 26. Mai 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 6271 heit des andern und versucht bei seinen eigenen Arbeiten das zu erreichen, was uns so erfreulich am andern berllhrt hatte. Kurz: ein guter Teil des Gewinns, den ein regel mäßiger Umgang mit geistvollen und kenntnisreichen Leuten mit sich bringt, läßt sich aus einem solchen vertrauten Ver hältnis mit der Sammlung alter Zeitschriftenreihen ent nehmen. Hierbei macht sich allerdings einiger Unterschied in den verschiedenen Wissenschaften geltend. In den Naturwissen schaften ist so gut wie der ganze unmittelbare Fortschritt der Forschung in den Zeitschriften enthalten. Nur verhältnis mäßig selten vertraut man neue Tatsachen und Gedanken zuerst den Blättern eines Buches an. Gewohnheitsmäßig sucht der Naturforscher, wenn er die Literatur irgend einer Frage studieren will, ausschließlich die Zeitfchriftenliteratur ab und benutzt Bücher nur insofern, als er in ihnen einen kleineren oder größeren Teil dieser Sammelarbeit bereits getan zu finden hofft. Ähnlich ist es auch in der Medizin, wenn auch dort bereits nicht selten Originaluntersuchungen in Buchform oder doch als selbständige Hefte erscheinen. Die anderen Wissenschaften stufen sich mehr und mehr nach der Seite des Buches ab, und in der Philosophie pflegt das letztere vorzu herrschen. Doch scheint mir überall eine Wendung auf den anfangs geschilderten Zustand im Gange zu sein. Sie wird vor allen Dingen dadurch hervorgerufen, daß heute viel mehr als früher der einzelne angesichts der regen Mitarbeit auf seinem Gebiete das Bedürfnis empfindet, seine Ergebnisse rechtzeitig durch Veröffentlichung in Sicherheit zu bringen. Dies geschieht aber am leichtesten in einem kürzeren Zeit- schciftaufsotz. Hierdurch erklärt sich gleichzeitig die außerordent liche Breite, welche die gesamte wissenschaftliche Literatur unserer Tage angenommen hat. Sie enthält neben den voll wichtigen Goldkörnern, aus denen später wertvolle Münzen geprägt oder schöne Geräte gefertigt werden, die den geistigen Schatz der Menschheit vermehren, noch massenhaft taubes Gestein, welches vom Strome der Zeit davon geführt wird, während die Goldkörner liegen bleiben. Solches Gestein ist in jenen alten Bänden auch enthalten und gibt dem nachdenklichen Leser eine Anschauung von der Lagerstätte, in welcher sich die Goldkörner ursprünglich befunden hatten, und somit eine Anschauung von den Formationen der Wissenschaft, die eine gewisse Ähnlichkeit mit den geologischen Formationen erkennen lassen. Während aber in der zusammenfassenden und Lehrbuchsliteratur die aus der Geologie wohlbekannten Verwerfungen, Faltungen und anderen Störungen in der ursprünglichen Lage der Schichtungen fast unvermeidlich eintreten, die hernach deren Beurteilung unter Umständen fast unmöglich machen, gewährt die alte Zeitschriftliteratur uns einen Einblick in die ur sprüngliche Schichtbildung, der durch nichts gestört und ge trübt ist. Dies ist ein sehr großer Vorzug, denn wir können hier am unbehindertsten alles lernen, was aus solcher Kenntnis gelernt werden kann, und das ist nicht wenig. So erweisen sich die langen und äußerlich langweilig aussehenden Reihen uniformer Bände der Zeitschriften, in denen unsere wissenschaftliche Literatur zum größten Teile in ihrer unberührtesten Form niedergelegt ist, als eines der erfolgreichsten und gleichzeitig unterhaltendsten Hilfsmittel für Betätigungen aller Art, die mit der Wissenschaft irgendwie zusammenhängen. In unserer Zeit, die sich so energisch vom engen Spezialistentum wieder ab- und erweiterten Auf fassungen aller Art zuwendet, wird die Benutzung dieses Hilfsmittels sich auch notwendig mehr und mehr verbreiten, und was bisher ein Leckerbissen für einige wenige war, wird allgemeine Nahrung werden. Wie der Riese der Wissenschaft nur durch Berührung mit der mütterlichen Erde der Erfahrung seine Kräfte behält und machtlos wird, wenn er in die lustigen Regionen der reinen Spekulation erhoben wird, so behält die Kenntnis der Wissenschaft ihr eigentliches Leben im Geiste des einzelnen nur, wenn sie durch unmittelbare Berührung mit den Werken ihrer großen Meister fortdauernd belebt wird. Kleine Mitteilungen. Aus Amerika. — Am 12, 13. und 14. April fand in Boston die Versteigerung der Bibliothek A. L. Hollingworth statt, bei der insgesamt 49 000 Dollars erzielt wurden. Namentlich die zahl reichen seltenen American« erzielten Rekordpreise, aber auch um andere Bücher war scharfer Wettbewerb. Den höchsten Preis fand mit 1130 Dollars die Ausgabe des Gesetzbuchs von Massachu setts von 1699, das die juristiscke Bibliothek der Universität Har vard erwarb; eine Ausgabe von Bernards »Uistor^ ok Last anä Vsst Lloriäa«, New Uork I77S, brachte es auf 810 Dollars, während der höchste früher dafür erzielte Preis nur 410 Dollars betragen hatte. Ein Kalender für 1687, in Cambridge von Samuel Green gedruckt, erzielte 38S Dollars, nachdem das gleiche Buch es im Jahre 1901 nur aus ISS und im Jahre 1904 auf 27S Dollars hatte bringen können. Lescarbots berühmte »klistoiro äs In klou- volls Lranas«, erste Ausgabe von 1609, erzielte den Rekordpreis von 410 Dollars. Nach: »lös llation«. M. Poppclaucr in Berlin. — Zu unserer Mitteilung über das SOjährige Jubiläum dieser Firma in Nr. IIS dieses Blattes ist berichtigend nachzutragen, daß Herr Jakob Sänger seit 1894 (nicht 1904) Besitzer der Firma ist. Bom Reichsgericht. (Nachdruck verboten.! — Vom Landgerichte Leipzig ist am 8. Februar d. I. der Herausgeber der inzwischen eingegangenen Halbmonatsschrift »Deutscher Kampf« vr. jnr. Artur Pleißner wegen versuchter Nötigung, begangen gegen den Theaterdirektor Anton Hartmann, und wegen Beleidigung des Kapellmeisters Willy Wolfs zu 3 Monaten 2 Wochen Gefängnis verurteilt worden. In feinem Blatte hatte vr. P. den Direktor H. wiederholt angegriffen. Dieser hatte ihm darauf die Frei billetts für seine beiden Theater entzogen und ihm durch einen Rechtsanwalt Mitteilen lassen, daß er ihm und seinem etwaigen Vertreter den Zutritt zu seinen beiden. Theatern nicht mehr ge statten könne. Um eine Rücknahme dieser Maßregel zu erreichen, verhandelte im Februar v. I. vr. P. mit mehreren Angestellten des Direktors H-, die von diesem bevollmächtigt waren, in einem Zimmer des Krystallpalastes. Bei dieser Gelegenheit hat vr. P. geäußert, er habe Material gegen H. in Händen und könne ihn, wenn er es veröffentliche, abschießen oder absägen, wie er es schon früher mit vier anderen Personen gemacht habe. Als ihm dann später die Anklage — sie lautete ursprünglich auf versuchte Erpressung — zugestellt wurde, sandte er an den Ober staatsanwalt spät abends ein Telegramm, in dem er den Kapell meister Wolss, der als Vertreter Hartmanns mit ihm im Krystall- palast verhandelt hatte, schwer beleidigte. Wolfs hat Strafantrag gestellt sür den Fall, daß die Äußerung Pleißners in dem Telegramm an den Oberstaatsanwalt aus ihn gemünzt sei. Das Landgericht hat angenommen, daß vr. P. dem Direktor H. eine der Form nach beleidigende öffentliche Bloßstellung angedroht hat, um ihn zu nötigen, die ihm zuteil gewordene Maßregelung rückgängig zu machen. Daß in dem Telegramm der Kapellmeister W. gemeint sei, ist sestgestellt. — Die Revision des Angeklagten kam am 24. Mai vor dem 4. Strassenat des Reichsgerichts zur Verhandlung. Der Angeklagte war persönlich erschienen und begründete seine Be schwerden in längerer Rede. Er erblickte einen Widerspruch des Urteils darin, daß es einmal hervorhebe, die Unterredung im Krystallpalast habe unter Wahrung gesellschaftlicher Formen statt gefunden, anderseits aber feststelle, er habe dem Direktor H. Be leidigungen angedroht. Ferner versuchte er den philologischen Nachweis, daß »abschießen« und »absägen« nicht beleidigenden Charakters seien. Zu Unrecht habe ihm auch das Landgericht den Schutz des Z l93 abgesprochen. — Der Reichsanwalt hielt das Urteil sür unbedenklich. Ein Widerspruch liege dem Urteil nicht zu gründe. Es sei einwandfrei sestgestellt, daß der Angeklagte mit formalen Beleidigungen gedroht habe. Die Worte »abschießen« 810»
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